Sex-Umfrage«Sex mit Schulkolleg war eine meiner besten Ideen»
Fast 40 Prozent haben ihren ersten Sex nicht mit einem festen Partner: Sie schlafen mit Kollegen, einem One-Night-Stand oder einer Sexarbeiterin.
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Mit wem haben junge Schweizerinnen und Schweizer das erste Mal Sex? Wie eine grosse Umfrage von 20 Minuten zeigt, ist es nur bei 61 Prozent in einer Beziehung. So suchen immerhin sechs Prozent der Männer ein Bordell auf. 16 Prozent der Frauen und Männer verlieren ihre Unschuld bei One-Night-Stands. 14 Prozent machen die erste Sex-Erfahrung mit guten Freunden oder Kollegen.
So wie Leserin Ramona (20): «Das erste Mal hatte ich Anfang 14 mit einem Schulkollegen.» Obwohl der Sex weder romantisch noch gut gewesen sei, würde sie es wieder so machen. «Es war eine der besten Ideen überhaupt. Wir wollten so einfach testen, wie es sich anfühlt, damit es dann später bei der grossen Liebe keine Überraschungen gibt.»
«Dass wir uns gut kannten, war hilfreich»
Die Erfahrung sei sehr wertvoll gewesen, so Ramona: «Wir gaben uns auch Feedbacks und Verbesserungsvorschläge wie ‹berühre mich etwas tiefer› oder ‹kreise da mal nur mit zwei Fingern›.» Wolle jemand seine Unsicherheit ablegen und habe einen einfühlsamen Kollegen, könne sie «den ersten Sex mit diesem auszuprobieren, nur weiterempfehlen».
Auch Mario* (22) landete beim ersten Mal mit seiner besten Freundin im Bett: «Ich konnte mit ihr über alles reden und sie war sexuell schon erfahren. Sie bot mir an, mir alles zu zeigen, damit ich Erfahrungen sammeln konnte.» Als er sturmfrei hatte, sei es dann auf dem Sofa passiert: vom Kuscheln über Streicheln bis zum Geschlechtsverkehr. «Ich war weniger nervös als gedacht. Es hat mir sehr geholfen, dass wir uns so gut kannten. So habe ich mich jederzeit wohl gefühlt. Wir hatten beide richtig Spass daran.»
Wie etwa jede achte Frau verlor Sandra* (27) ihre Unschuld hingegen bei einem One-Night-Stand: Mit 15 liess sie einen Mann, den sie lediglich aus einem Chat kannte, bei sich übernachten. In ihrem Mini-Bett sei es dann zum Sex gekommen. «Ich wusste kaum, wie mir geschah und konnte mich tags darauf auch fast nicht mehr daran erinnern. Ich bereue es, dass ich eine tolle Erfahrung verschenkt und meine Jungfräulichkeit einem Unbekannten hergegeben habe.» Sie habe nie wieder etwas von ihm gehört. Heute wisse sie, das schöner Sex stets mit Liebe und Leidenschaft einhergehe.
Unschuld bei Prostituierter verloren
Für Richard (33) war das damals Nebensache: «Ich war mit 21 bei einer Prostituierten an der Langstrasse in Zürich.» Er habe einfach keine Jungfrau mehr sein wollen und darum sein Schicksal selbst in die Hand genommen. Er blickt mit gemischten Gefühlen auf das Erlebnis zurück: «Ich kam bereits nach 2 Minuten, obwohl ich für eine Stunde bezahlt hatte. Den Rest der Zeit hatte ich mit der Frau aber noch ein erstaunlich tiefgründiges Gespräch über Gott und die Welt.»
Gerade für schüchterne Männer könne ein Bordellbesuch eine einfache Möglichkeit sein, erste Erfahrungen zu sammeln, sagt Sexologe Martin Bachmann (siehe Interview). Ebenso, um dem Gruppendruck zu entkommen: «Wenn alle Kollegen schon damit prahlen, will man es auf einfache Weise hinter sich bringen.»
«Gruppendruck kann ein Grund für Bordellbesuch sein»

Herr Bachmann*, 14 Prozent probieren das erste Mal mit Kollegen oder Kolleginnen aus. Was sind die Vorteile und die Risiken?
Kennt man jemanden gut, kann das ein Türöffner in einer sexuellen Begegnung sein. So kann Sexualität unverbindlich ausprobiert und doch mit einer bekannten Person einigermassen sicher erlebt werden. Das kann aber auch kompliziert werden, falls sich einer verliebt oder sich die Kollegschaft dadurch verändert. Wichtig ist, dass beide im Vorfeld ihre Leitplanken klar abstecken: Also genau kommunizieren, wie weit sie gehen wollen und wo die Grenzen sind. So kann es für beide eine sehr lustvolle Erfahrung werden.
Wem würden Sie keinen One-Night-Stand beim ersten Mal empfehlen?
Wer hohe romantische Erwartungen hat, sollte darauf verzichten – wie alle, denen Verbindlichkeit wichtig ist. Bei einem One-Night-Stand steht eher der Kick im Vordergrund und es ist schwieriger, aufeinander einzugehen. Keinesfalls sollte man sich unter Druck setzen lassen, sondern nur tun, was man wirklich will. Für jene, die einfach mal Sex ohne Verpflichtung haben wollen, ist das natürlich eine Möglichkeit. Sie können die Erfahrung machen, sie abhaken und dann weiterlernen.
Jeder 20. Mann verliert seine Unschuld im Bordell. Was sind die Gründe?
Gruppendruck kann ein Grund dafür sein: Wenn alle Kollegen schon damit prahlen, will man es auf einfache Weise hinter sich bringen. Für schüchterne Männer, die sexuell wenig selbstsicher sind, ist ein Bordell-Besuch eine einfache Möglichkeit, sexuelle Erfahrungen zu machen. Sehr negativ ist, dass man dabei keine Beziehungserfahrung macht. Im Milieu fällt das Flirten und Werben um eine Frau komplett weg. Es bleibt also nur bei einem «Solo zu zweit».
* Martin Bachmann ist Sexologe beim Mannebüro Züri.
Jede dritte Frau machte schlechte Erfahrung
Während viele vom perfekten ersten Mal träumen, zeigt die Realität zeigt ein anderes Bild. Laut Umfrage war nur für 40 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer das erste Mal schön. Fast jede dritte Frau empfand ihren ersten Sex sogar als schlecht – er fand zu früh, ungewollt, mit dem falschen Partner statt oder war schmerzhaft.
So wie bei Mary*: «Ich war 17, er meine erste grosse Liebe. Es war überhaupt nicht so romantisch, wie es in Filmen gezeigt wird. Es war eines meiner schmerzhaftesten Erlebnisse. Da ich nervös war, tat es noch umso mehr weh.» Nicht nur schlecht, sondern beschämend war es für Leni (29): «Es war an einer Homeparty: Wir waren ein Paar, für beide wars das erste Mal. Er ‹hämmerte› richtig beim Eindringen, ich fühlte nur einen langen stechenden Schmerz. Nach dem Akt rannte er mit dem gebrauchten Gummi aus dem Zimmer und präsentierte ihn stolz den Partybesuchern.»
Die grösste Sex-Umfrage der Schweiz
22'659 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 25. und 26. Juli online an der grössten Sex-Umfrage der Schweiz teilgenommen. 20 Minuten hat die Umfrage in Zusammenarbeit mit der LeeWas GmbH der Politikwissenschaftler Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen durchgeführt. Sie gewichten die Umfragedaten nach demografischen und geografischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,2 Prozentpunkten. Die Resultate werden laufend publiziert.