Pro und kontra «Ave Maria»: Sexistischer Dreck oder provokative Kunst?

Aktualisiert

Pro und kontra «Ave Maria»Sexistischer Dreck oder provokative Kunst?

«Ave Maria» der Deutsch-Rapper Farid Bang und Kollegah provoziert mit derbsten Texten. Darf das sein? Pro und Kontra aus der 20-Minuten-Redaktion.

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«Den Song zu zensieren, ist falsch verstandene Moral», sagt Marcel Zulauf, Mitglied der Chefredaktion. People-Redaktorin Cheyenne Strähl findet dagegen: «Der Song ist eine Ohrfeige an jede Frau.»

«Den Song zu zensieren, ist falsch verstandene Moral», sagt Marcel Zulauf, Mitglied der Chefredaktion. People-Redaktorin Cheyenne Strähl findet dagegen: «Der Song ist eine Ohrfeige an jede Frau.»

Oskar Moyano/ CUSTOM IMAGES

Der Text von «Ave Maria» der deutschen Rapper Kollegah und Farid Bang ist krass: «Dein Chick ist 'ne Broke-Ass-Bitch, denn ich f**k' sie, bis ihr Steissbein bricht», heisst es etwa. Der Song ist in der Schweizer Hitparade und lief am Sonntagnachmittag auf SRF3. Zuhörerinnen und Zuhörer haben sich beschwert, Politiker sind entsetzt. Ob solche Songs im Radio gespielt werden sollen, ist auch auf der 20-Minuten-Redaktion umstritten. Anlass genug für ein Pro und Kontra über künstlerische Freiheit versus frauenverachtende Texte.

Pro:

Kunst darf auch primitiv sein

In der Hitparade läuft Rap mit derben Reimen, und besorgte Bürger schreien auf. Ja, der Text ist eine Zumutung: dumm, sexistisch, gewaltverherrlichend. Aber Pop ist Kunst, und die soll alles dürfen. Und wieso motzen die Bedenkenträger nicht bei anderen Liedern, die herabwürdigende, primitive und frauenverachtende Texte haben? Weil sie bei englischen Songs nicht so genau hinhören? Die Debatte um «Ave Maria» ist scheinheilig – passt aber in diese Zeit, in der vor lauter politischer Korrektheit sogar Bilder in Museen als sexistisch angeprangert werden. Wenn deswegen Kunst zensiert wird, gewinnt eine falsch verstandene Moral Oberhand über die Mündigkeit der Bürger. Das finde ich beängstigend.

Marcel Zulauf (50), Mitglied der Chefredaktion und Blattmacher

Kontra:

«Blödes Macho-Gehabe»

Wie reagieren Politikern auf den umstrittenen Song «Ave Maria»?

Eine Ohrfeige an alle Frauen

Dieses «Ave Maria» ist eine gewaltige Ohrfeige für jede Frau. Männer werden im Text als Kämpfer, Boss, Ehrenmann beschrieben. Frauen sind dagegen blosse Objekte, die man so hart rannehmen will, bis ihr Steissbein bricht. Es widert mich an – Frauen sind in dieser Songwelt einzig dafür da, die männliche Lust zu befriedigen. Die Message, die bei mir ankommt: Ausser Geschlechtsteilen habe ich offenbar nichts zu bieten. Ich finde es sehr bedenklich, dass so ein Song in den Charts läuft. Wenn ich daran denke, dass mein kleiner Bruder das hört, schüttelt es mich. Gerade junge Menschen wiederholen, was sie hören – und mit Songs wie «Ave Maria» kriegen schon Mädchen zu spüren, dass sie offenbar nichts wert sind.

Cheyenne Strähl (19), People-Redaktorin

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Farid Bang und Kollegah gehören zu den erfolgreichsten deutschen Rappern – und ecken mit ihren Songtexten an.

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Screenshot Youtube
Dass SRF 3 das Lied «Ave Maria» spielte, stiess SVP-Nationalrätin Natalie Rickli ...

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20M
... und SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf sauer auf.

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