Auch Mitarbeiter sind Täter: Sexualdelikte in Asylzentren nehmen zu

Publiziert

Auch Mitarbeiter sind TäterSexualdelikte in Asylzentren nehmen zu

In Schweizer Asylheimen kam es letztes Jahr zu 813 Strafanzeigen. Sexuelle Übergriffe häufen sich, die Anschuldigungen richten sich auch gegen Heimmitarbeiter.

kaf
von
kaf
1 / 3
Alleine im letzten Jahr wurden 813 Delikte mit dem Tatort «Flüchtlingsheim» registriert.

Alleine im letzten Jahr wurden 813 Delikte mit dem Tatort «Flüchtlingsheim» registriert.

Keystone/Gian Ehrenzeller
Ein neuer Höchstwert wurde mit 33 Fällen bei den Sexualdelikten verzeichnet,

Ein neuer Höchstwert wurde mit 33 Fällen bei den Sexualdelikten verzeichnet,

Keystone/Gian Ehrenzeller
Es kam zu sechs sexuellen Handlungen mit Kindern und acht Vergewaltigungen.

Es kam zu sechs sexuellen Handlungen mit Kindern und acht Vergewaltigungen.

Keystone/Gian Ehrenzeller

In Schweizer Asylunterkünften kommt es jedes Jahr zu Hunderten Straftaten. Dies zeigt eine erstmalige Auswertung des Bundesamts für Statistik für die «SonntagsZeitung». Alleine im letzten Jahr wurden 813 Delikte mit dem Tatort «Flüchtlingsheim» registriert.

Unter anderem gab es 230 Verbrechen gegen die Freiheit wie etwa 79 Drohungen oder 134 Hausfriedensbrüche. Oder 218 Taten gegen Leib und Leben, darunter 80 Körperverletzungen und vier Tötungsdelikte.

Ein neuer Höchstwert wurde mit 33 Fällen bei den Sexualdelikten verzeichnet, es kam zu sechs sexuellen Handlungen mit Kindern und acht Vergewaltigungen. Und das ist kaum das gesamte Ausmass. «Es werden wohl nur die wenigsten Fälle angezeigt», sagt Matthis Schick, ärztlicher Leiter des Ambulatoriums für Folter- und Kriegsopfer am Zürcher Universitätsspital. «In den Unterkünften wird fast jede unbegleitete Frau bedrängt oder belästigt.»

Keine getrennten Räumlichkeiten

Terre des Femmes Schweiz und die Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen schreiben in einem neuen Leitfaden: «Es gibt Unterkünfte, in denen weder sanitäre Anlagen noch Schlafräume geschlechtergetrennt benutzt werden.» Dies erhöhe das Risiko von Gewalt. Die Täter sind dabei längst nicht immer Asylsuchende.

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) etwa hat seit 2015 acht Fälle von sexueller Belästigung oder Missbrauch in Bundesasylzentren abgeklärt. Vier Mal richteten sich die Vorwürfe gegen Angestellte. In keinem der Fälle hatte sich jedoch bestätigt, dass der Tatbestand erfüllt worden war, wie SEM-Sprecher Lukas Rieder gegenüber der «Sonntagszeitung» sagt. Aufgrund fehlender professioneller Distanz seien die Arbeitsverhältnisse dennoch aufgelöst worden. Private Beziehungen zu Asylsuchenden würden nicht toleriert und dies sei auch Gegenstand laufender Schulungen.

Deine Meinung