«Leisure Suit Larry: Magna Cum Laude»Sexy Larry
Der Frauenheld kehrt zurück: Im Spiel Magna Cum Laude geht Larry Laffer wieder auf digitalen Aufriss.
Was beschäftigt Männer eigentlich am meisten? Wie sie die Galaxie retten können? Wie sie zu strahlenden, selbstlosen Helden werden? Fehlanzeige. Am meisten bewegt den heterosexuellen Mann das andere Geschlecht. Oder genauer: die Frage, wie er eine Frau ins Bett kriegt. Die Verkäufe des PC-Spiels Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizard hielten sich vorerst in Grenzen, als das Game 1987 auf den Markt kam. Und dies, obwohl es sich um eines der ersten Games handelte, bei dem es explizit um Sex ging.
Die Geschichte ist so einfach gestrickt wie die Hauptfigur Larry Laffer: Der Loser im Polyesteranzug hat nur nackte Haut im Kopf, und der Spieler muss ihm zu seinem ersten sexuellen Erlebnis verhelfen, bei dem nicht nur dessen eigene Hand involviert ist. Nur gerade 4000 Stück konnte Sierra Online im ersten Monat vom Spiel absetzen, und der Erfinder Al Lowe hatte sich bereits anderen Projekten zugewendet, als das Game heimlich zum Verkaufsschlager wurde. Durch Hörensagen hatten viele vom einzigartigen Humor des Spiels erfahren, monatlich verdoppelten sich fortan die Absatzzahlen und Ende 1987 toppte das Game die Verkaufscharts. Larry Laffer wurde über Nacht so berühmt-berüchtigt, dass konservative Politiker in Kalifornien die «Leisure Suit Larry Bill» einführen wollten, einen Gesetzesartikel, der das Verwenden von pornografischen Inhalten in Spielen verbieten sollte. Ein Schuss ins Leere.
Der Erfolg des ewigen Verlierers verlangte nach einer Fortsetzung. 1988 folgte der Titel Leisure Suit Larry 2: Looking for Love, ein Jahr später wurde Larry 3: Passionate Patti in the Pursuit of the Pulsating Pectorals nachgeschoben. Danach hatte Erfinder Al Lowe die Nase voll und liess verlauten, es würde keinen Larry 4 geben. Als Lowe dennoch eine Fortsetzung in Angriff nahm, nannte er diese frech Leisure Suit Larry 5: Passionate Patti Does a Little Undercover Work.
Zwei weitere Titel folgten, bis 1998 der Ofen für Larry und seinen Schöpfer aus war. Schlapp machte allerdings nicht Lowe, sondern die Firma Sierra Online, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Leisure Suit Larry 8: Lust in Space wurde auf Eis gelegt, Al Lowe musste nach 16 Jahren den Spiele-Hersteller verlassen.
Umso enttäuschter war der Larry-Erfinder, als sich Sierra 2003 dazu entschloss, die Serie mit Larry 8: Magna Cum Laude weiterzuführen, ohne Lowe als Entwickler ins Team aufzunehmen.
Der Erfinder von Leisure Suit Larry, Al Lowe, erklärt im Gespräch mit 20 Minuten week, weshalb er vom neuen Larry-Game enttäuscht ist.
Waren Sie wütend, als Sie erfuhren, dass das neue Larry-Spiel Magna Cum Laude ohne Ihre Teilnahme entwickelt wurde?
Ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Mit dem damaligen Präsident von Sierra hatte ich darüber gesprochen, ein weiteres Larry-Spiel zu machen, und er versicherte mir, wir würden die Details per E-Mail besprechen. Als ich dann nach Monaten noch immer nichts von ihm gehört hatte, ahnte ich das Schlimmste.
Wie fühlten Sie sich?
Mir kommt das Wort «betrogen» in den Sinn. Weil erste Versionen bei geschäftsinternen Demos auf schlechte Resonanz stiessen, wurde ich um Hilfe gebeten. «Wir brauchen deinen Input», sagten sie – und stellten dann doch einen Unbekannten ein. Beim Anblick des Resultats bin ich allerdings froh, dass aus der Zusammenarbeit nichts geworden ist.
Finden Sie Larry: Magna Cum Laude überhaupt witzig?
Das Skript finde ich stellenweise sogar sehr witzig. Aber der Programmierer, der sich diese «lustigen» Mini-Games innerhalb des Spiels ausgedacht hat, sollte sofort gefeuert werden.
Auf Ihrer Website sagen Sie, der neue Larry hätte wenig mit ihrer Erfindung zu tun.
Der echte Leisure Suit Larry spielt im neuen Game ja nur eine Statistenrolle. Das Gameplay hat mit den früheren Spielen überhaupt nichts gemein. Es gibt keinen Erzähler, keine Subtilität. Der eigentliche Geist des Spiels ist komplett verändert worden.
Hatten Sie manchmal das Gefühl, Ihre eigenen Larry-Spiele seien nicht lustig?
Das dachte ich eigentlich immer, kurz bevor ein Spiel auf den Markt kam. Ich war es müde, daran zu arbeiten, und die Gags fühlten sich alt an. Wenn ich das Spiel jeweils Leuten zeigte und sie damit zum Lachen bringen konnte, dachte ich: «Die wissen noch nicht, dass ich keine Ahnung davon habe, was zum Teufel ich mache.»
Waren Sie enttäuscht, als das Projekt Leisure Suit Larry 8: Lust in Space gestoppt wurde?
Das neue Sierra-Management verpasste die Chance, einen Titel weiterzuführen, von dem ohne Werbung Millionen verkauft wurden. Und ich hatte bewiesen, dass ich Spiele entwickeln konnte, die Geld einbrachten. Trotzdem wollten sie mit Designern weitermachen, die keine Erfahrung besassen. Das Resultat spricht für sich: Sierra hat dicht gemacht – eine Firma mit 28% Marktanteil, 1200 Mitarbeitern und einer Milliarde Kapitalanteil wurde in ein Nichts verwandelt.
Was machten Sie danach?
Ich lernte schlecht Golf spielen.
Wie erklären Sie den Erfolg, den die Larry-Spiele hatten?
Larry spricht die Männer an, weil sich jeder Mann Larry gegenüber überlegen fühlen kann. Und er spricht die Frauen an, weil jede Frau schon mit einem Trottel wie Larry ausgegangen ist.
Wie viel von Ihnen selbst ist in Larry enthalten?
Sehr wenig. Ich bin seit 36 Jahren glücklich verheiratet und habe zwei wunderbare Kinder.
Würden Sie an einem weiteren Larry-Spiel mitarbeiten?
Ich würde liebend gerne an einem weiteren Spiel mitarbeiten! Jetzt, wo ich sehe, wie Magna Cum Laude herausgekommen ist, wünsche ich es mehr denn je.
Jan Graber
1987
Leisure Suit Larry: In the Land of the Lounge Lizard
Der 40-jährige Loser Larry Laffer will nur eines: Endlich mit einer Frau ins Bett. Bis es so weit ist, muss sich Larry durchs harte Stadtleben von Lost Wages schlagen.
2004
Leisure Suit Larry: Magna Cum Laude
Wiederum lautet das Ziel des Spiels: möglichst viele Frauen ins Bett zu kriegen. Es handelt sich nicht
mehr um ein Adventuregame, sondern ist gespickt mit Mini-Games. Das Spiel strotzt nur so vor billigem Schenkelklopf-Humor und durchschnittlicher Grafik.