SGB schlägt AlarmTraumlöhne gibts in der Schweiz bloss für die obersten 50’000
Die Arbeitgebenden hätten die «obersten 50’000» vergoldet, sagt der Gewerkschaftsbund – während es Haushalten mit unteren und mittleren Einkommen schlechter gehe.
- von
Gewerkschaftsbund schlägt Alarm: Darum gehts
Die Abzocker-Initiative sei bloss eine Täuschung gewesen, um die Bevölkerung ruhigzustellen, sagt der Schweizerische Gewerkschaftsbund.
Denn nach der Initiative seien die Löhne der «obersten 50’000» weiter massiv gestiegen.
Gleichzeitig erhielten viele Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen nicht mal einen Teuerungsausgleich.
Der Gewerkschaftsbund (SGB) schlägt Alarm: Stiegen die Löhne nicht, werde ein Paar mit zwei Kindern 2024 rund 3000 Franken weniger zur Verfügung haben als 2020. Die politische Mehrheit bei Bund und Kantonen müsse nun etwas tun gegen die Teuerung und gegen die hohen Krankenkassenprämien und Mieten.
Auch die Strompreise gehen nächstes Jahr massiv rauf, und die Mehrwertsteuer wird ebenfalls steigen, um 0,4 Prozentpunkte. Der Preisüberwacher kündigte deshalb am 5. September ein Mehrwertsteuer-Monitoring an. Er will so prüfen, ob sich die höheren Preise auf die 0,4 Prozent beschränken werden oder nicht.
Nur die «obersten 50’000» profitieren
Laut SGB entwickeln sich die Löhne in die falsche Richtung: Die Arbeitgebenden hätten ihre Aktionärinnen und Aktionäre und die «obersten 50’000» mit mindestens 300’000 Franken Lohn vergoldet, während Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen real weniger Lohn erhielten.

Laut Gewerkschaftsbund profitieren vor allem «die obersten 50’000» von der guten Wirtschaftslage in der Schweiz.
Der Gewerkschaftsbund habe schon 2013 vorausgesagt, dass die Abzocker-Initiative bloss eine Täuschung sei, um die Bevölkerung ruhigzustellen – nach der Abstimmung seien die Toplöhne gestiegen. Heute gebe es 4000 Lohnmillionäre, drei Mal mehr als vor 20 Jahren. «Das Problem der Lohnschere ist ungelöst», so der SGB.
Kein Teuerungsausgleich trotz hohen Gewinnen
«Bei den Löhnen der Normalverdienenden macht es sich nun bitter bemerkbar, dass die Arbeitgeber die Teuerungsausgleichs-Regeln aus den Gesamtarbeitsverträgen (GAV) herausgestrichen haben.» Leidtragende seien vor allem langjährige und ältere Angestellte, die keine oder nur bescheidene Lohnerhöhungen erhielten.
Gewerkschaftsbund ruft zur Demo auf
Der Gewerkschaftsbund ruft die Menschen in der Schweiz dazu auf, am 16. September in Bern für eine Wende in der Lohn- und Einkommenspolitik zu demonstrieren. Er fordert eine generelle Lohnerhöhung in der Grössenordnung von fünf Prozent. Wer eine Berufslehre abgeschlossen habe, müsse mindestens 5000 Franken pro Monat verdienen, und ein Teuerungsausgleich müsse wieder selbstverständlich werden. Es brauche nun Prämienverbilligungen statt Steuersenkungen für Vermögende und Gutverdienende.
Früher sei es für die Arbeitgebenden selbstverständlich gewesen, die Kaufkraft ihrer Mitarbeitenden zu gewährleisten, heute liessen sie zu, dass es den Angestellten finanziell schlecht gehe. «Das ist beschämend – vor allem, wenn man sieht, wie viele Firmen heute hohe Gewinne machen», so der Gewerkschaftsbund.
Einkommenspolitik für die Oberschicht
Immerhin: Die Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie habe vor der Corona-Krise erstmals seit langem wieder einen Teuerungsautomatismus eingeführt, im GAV gebe es zudem Mindestlöhne. Auch die Entwicklung in der Reinigungsbranche sei positiv, sie habe die Löhne seit 2019 um rund zehn Prozent angehoben.
Hast du einen Traumlohn?
«In keinem Land Europas zahlt der Koch, der hart und lange arbeitet und trotzdem nur einen bescheidenen Lohn erhält, gleich viel für die Krankenversicherung wie der Milliardär – ausser in der Schweiz», schreibt der SGB weiter. Diese «Kopfprämien» seien eine «unsoziale Schweizer Fehlkonstruktion».
Die Prämienbelastung steigt
Anstatt Prämienverbilligungen zu sprechen, senkten die Kantone die Steuern für Gutsituierte und Firmen. Der Kanton Aargau plane eine Senkung der Vermögenssteuer für die Reichsten um 50 Millionen Franken, gleichzeitig zahle er wesentlich weniger als der Bund für die Prämienverbilligungen (37 statt 50 Prozent).

Die Krankenkassen-Prämienbelastung nimmt zu.
Eine Familie mit mittlerem Einkommen müsse heute fast das Doppelte des Einkommens für die Prämie aufwenden als vor 20 Jahren. Diese Politik auf Kosten der Normalverdienenden sei inakzeptabel.
«Mehr Lohn ist kein Naturgesetz»
Fünf Prozent mehr Lohn für alle sei unrealistisch, kontert der Arbeitgeberverband – Lohnerhöhungen seien abhängig von den individuellen Leistungen. Dass nur die Chefs mehr Lohn erhielten, stimme nicht.
2022 sei ein aussergewöhnliches Jahr gewesen, mit einem durchschnittlichen Reallohnverlust von 1,3 Prozent, heisst es beim Arbeitgeberverband. Betrachte man aber eine längere Frist – etwa den Zeitraum zwischen 2012 und 2022 –, seien die Reallöhne durchschnittlich um 0,4 Prozent pro Jahr gestiegen.
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.