SchienennetzSicherungs-Anlagen der SBB sanierungsbedürftig
Ein Bericht des Bundes zeigt, dass unter anderem bei den Stellwerken und bei den Instandhaltungsfahrzeugen der SBB grosse Mängel bestehen.
- von
- vro

Manche Stellwerke im Schweizer Schienennetz sind überaltert. Im Bild das alte Stellwerk in Kerzers.
«Zug fällt aus. Grund: Stellwerkstörung.» Erscheint diese Nachricht auf den Informationsbildschirmen an den Bahnhöfen, läuft es dem täglichen Pendler kalt den Rücken hinunter. Er weiss, es erwarten ihn lange Wartezeiten, ein Menschengedränge, Chaos. Ein Bericht des Bundesamts für Verkehr zeigt nun, wie es wirklich um die Sicherheitsanlagen des Schienenverkehrs steht.
Im Bericht wurde der Zustand des Netzes analysiert und mit Noten von 1 (neuwertig) bis 5 (ungenügend, Sofortmassnahmen nötig) bewertet, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Am besten haben die Brücken und Tunnel abgeschnitten, sie erhielten die Note 2,5. Die Fahrbahnen schnitten mit der Note 3,3 weniger gut ab.
Überalterte BLS-Anlagen
Grosse Mängel fanden sich jedoch bei den Sicherungsanlagen. Dazu zählen unter anderem Stellwerke, Bahnübergänge, Zugbeeinflussungssysteme, Weichenausrüstungen und Zugkontrolleinrichtungen. Knapp 5 Prozent davon erhielten die Note 5. Laut dem Bericht bedeutet dieser Wert unter anderem: «Grosse Schäden bzw. sanierungsbedürftig, Verfügbarkeit und/oder Sicherheit gefährdet, Handlungsbedarf bezüglich Sicherheit und Verfügbarkeit, Funktionssicherheit kritisch, auch mit besonderen Massnahmen kaum aufrechtzuerhalten, eventuell alarmierend; Sofortmassnahmen unabdingbar.»
Das bekommen auch die Passagiere zu spüren. Drei Viertel aller Bahnstörungen sind auf defekte Sicherungsanlagen zurückzuführen, schreibt die Zeitung. Mit ihren 518 Stellwerken schneiden die SBB jedoch nicht als Schlusslicht ab. Das Unternehmen erhält punkto Sicherheitsanlagen die Durchschnittsnote 2,7 (gut). Handlungsbedarf besteht in erster Linie bei der BLS. Ihre Anlagen sind teils überaltert und schneiden deshalb mit der Note 3,8 ab, also ausreichend bis schlecht.
SBB müssen sparen
Doch auch bei den Fahrzeugen, die auf Schweizer Schienen verkehren, stellte das Bundesamt teils massive Mängel fest. So müssten knapp 18 Prozent von ihnen sofort ersetzt werden. Die SBB befinden sich hier mit einer Note von 3,2 im Mittelfeld, am schlechtesten schnitt die SOB mit einer Note von 3,7 (ausreichend) ab.
Die Mängel zu beheben, wird die Unternehmen Geld kosten. Der Bund will dafür von 2017 bis 2020 Subventionen in der Höhe von 13,2 Milliarden zur Verfügung stellen, also 18 Prozent mehr als bisher. Das Parlament wird darüber entscheiden. 7,6 Milliarden würden den SBB zugute kommen, 1,1 Milliarden weniger, als das Unternehmen beantragt hatte. Nun muss man den Gürtel enger schnallen. Die «Unterhaltsarbeiten werden in längeren Bauintervallen ausgeführt», erklären sie der Zeitung. Zudem wolle man sparen und die Effizienz im Unterhalt steigern. Trotz allem bedeuten diese Massnahmen für die Passagiere in erster Linie Ersatzbusse, längere Zugfahrten und einiges an Nerven.