Drohender Bergsturz in Brienz: Diese Bewohner ziehen als letzte aus

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Felssturz BrienzSie bleiben bis zum Schluss – «ich will noch jede Minute nutzen»

Die Frist ist am Freitag um 18 Uhr: Bis dahin müssen alle Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz das Bergdorf verlassen. Renato Liesch will seine Abfahrt bis aufs Letzte hinauszögern.

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Er will das Dorf als Letzter verlassen: Renato Liesch.

Er will das Dorf als Letzter verlassen: Renato Liesch.

20min/Michael Scherrer
Der Grund: «Ich weiss nicht, ob meine Wohnung in ein paar Tagen komplett zerstört sein wird. Daher will ich noch jede Minute nutzen, um Erinnerungen in meinem Zuhause zu machen.»

Der Grund: «Ich weiss nicht, ob meine Wohnung in ein paar Tagen komplett zerstört sein wird. Daher will ich noch jede Minute nutzen, um Erinnerungen in meinem Zuhause zu machen.»

20min/Janina Schenker
Auch Gian Liesch wird erst am Abend abreisen: «Ich habe noch zu tun.»

Auch Gian Liesch wird erst am Abend abreisen: «Ich habe noch zu tun.»

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • In Brienz GR droht in den nächsten vierzehn Tagen ein Felssturz.

  • Deshalb muss das Dorf bis am Freitagabend evakuiert werden.

  • Einige harren bis zum Schluss aus.

Leere Häuser, gesperrte Strassen und ein drohender Felssturz: Schon am Freitagnachmittag steht das Bündner Bergdorf Brienz fast leer. Die letzten Bewohnerinnen und Bewohner müssen das Dorf noch bis um 18 Uhr verlassen. Danach können sie die Ortschaft bis auf weiteres nicht mehr betreten. Einige von ihnen schieben ihre Abreise bis zur letzten Minute hinaus. Einer von ihnen ist Renato Liesch. «Brienz fühlt sich wie ein Geisterdorf an. Die meisten haben bereits gestern ihre Koffer eingeladen und sind gegangen», sagt der 43-Jährige gegenüber 20 Minuten.

Trotzdem wolle er bis zum Schluss ausharren. Als der Einwohner den Grund dafür nennt, wird er emotional: «Ich weiss nicht, ob meine Wohnung in ein paar Tagen komplett zerstört sein wird. Daher will ich noch jede Minute nutzen, um Erinnerungen in meinem Zuhause zu machen.»

Die kommenden Wochen werde der 43-Jährige in seinem Maiensäss oberhalb von Brienz verbringen – ohne Dusche oder WC. «Das wird schon irgendwie gehen. Sonst besuche ich dann ab und zu meine Mutter und dusche bei ihr.» Auch Bauer Gian Liesch ist am Freitagnachmittag noch im Dorf und packt die letzten Sachen zusammen. Auch er werde erst gegen 18 Uhr losfahren. «Ich brauche noch etwas Zeit, um alles zu räumen.»

Das nimmt eine Brienzerin alles mit.

20min

Das Warten beginnt

Für die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner beginnt jetzt das grosse Bangen. Wie die Gemeinde Albula/Alvra am Freitag bekanntgab, drohen in den nächsten vier bis vierzehn Tagen bis zu zwei Millionen Kubikmeter Fels abzustürzen oder abzurutschen. Wie die Felsmassen genau abbrechen werden, kann noch nicht genau vorhergesagt werden. Dementsprechend ungewiss ist auch, wie stark das Dorf beschädigt werden wird.

Ab Freitagabend dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner Brienz deshalb nicht mehr betreten. Laut Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs der Gemeinde Albula/Alvra, dauert es sicher mehrere Wochen, wenn nicht mehrere Monate, bis die Leute wieder ins Dorf dürfen.

So bedrohlich rumort es am Berg.

20min/ths

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