Mutter der entführten Mädchen«Sie haben hier die bessere Umgebung»
Zwei Mädchen (7 und 9) aus dem Berner Oberland wurden von ihrem ägyptischen Vater entführt. Jetzt spricht erstmals die Mutter, die die Mädchen in die Schweiz zurückholte.
- von
- daw
Die Mutter spricht erstmals über die Rückkehr ihrer Töchter. (Video: SRF/Tamedia)
Am Wochenende konnten Nuran (9) und Sarah (7) Ägypten verlassen und mit ihrer Mutter Karin Trachsel in die Schweiz fliegen – nach einer Odyssee von mehr als viereinhalb Jahren. Die Last sei erst von ihr abgefallen, als der Flieger in Richtung Schweiz abgehoben habe, erzählt die glückliche Mutter jetzt SRF. «Bis dahin hatte ich Angst, es komme noch jemand und wir müssten noch raus.»
Ihr ägyptischer Vater entführte die Mädchen im Juli 2014 in seine Heimat. Dort konnte sich die Mutter 2016 während eines mehrmonatigen Aufenthalts im Land das Sorgerecht für die Kinder erkämpfen. Dass eine Frau gewinnt, ist laut der Anwältin Yvonne Meier ungewöhnlich. Bis die beiden Mädchen ausreisen konnten, vergingen dann aber noch Jahre.
«Sie sind jung genug, um sich anzupassen»
Warum es jetzt schnell ging, weiss auch Mutter Trachsel nicht: «Es kann sein, dass jemand dort einfach gesperrt hat. Vielleicht gab es einen personellen Wechsel bei den ägyptischen Behörden. Wir wissen es nicht», sagt sie zur SRF-Sendung «Reporter».
Die Mädchen würden jetzt zwar erneut aus ihrem Umfeld gerissen. Aber: «Ich habe mir schon überlegt, ob man das den Kindern noch einmal antun will. Aber schlussendlich muss man sagen, dass sie hier die bessere Umgebung haben als dort. Die Schulbildung ist besser, das Land ist in einer besseren Verfassung. Dann muss man das in Kauf nehmen, auch wenn es im ersten Moment schlimm ist für sie.» Ihre Töchter seien aber noch jung genug, sodass sie sich noch anpassen könnten.
Überglückliche Grosseltern
Zufrieden sind auch die Grosseltern, die bereits mit ihren Enkelkindern spielen. Grossmutter Christine Trachsel sagt zu SRF: «Ich habe gleich zu weinen begonnen, es war so eine grosse Erleichterung, dass sie jetzt in den Flieger durften.» Der Grossvater der Mädchen hatte bereits am Wochenende auf Facebook geschrieben: «Freude herrscht! Unsere Grosstöchter wurden in Ägypten befreit und konnten zu ihrer Mutter in die Schweiz zurückkehren. Wir hoffen nun, dass sie hier ungestört den Rest ihrer Jugendzeit verbringen dürfen.»
Der Kampf der Schweizer Familie um die beiden Kinder ist in einer öffentlichen Gruppe auf Facebook dokumentiert, ihre Geschichte erzählt auch die SRF-Sendung «Reporter» am kommenden Sonntagabend. Der Fall stiess im Berner Oberland auf grosses Aufsehen. Es gab öffentliche Mahnwachen, Spendenaktionen und auch eine Petition an den früheren Aussenminister Didier Burkhalter.