Kritik an Islamisten: «Sie setzen den Religions-Frieden aufs Spiel»

Aktualisiert

Kritik an Islamisten«Sie setzen den Religions-Frieden aufs Spiel»

Dass Schweizer Islamisten in arabischen Ländern Sponsoren suchen, sorgt für Unmut. Die SVP will gegen die geplante Moschee in Bern kämpfen – doch da machen die Linken nicht mit.

Simon Hehli
von
Simon Hehli
Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates Schweiz, ist in die Golfregion gereist, um Geld für eine Moschee und eine Volksinitiative zu sammeln.

Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates Schweiz, ist in die Golfregion gereist, um Geld für eine Moschee und eine Volksinitiative zu sammeln.

Der so genannte Zentralrat der Muslime (IZRS) versucht, am persischen Golf Geldquellen anzuzapfen. Damit will die umstrittene Organisation den Bau einer grossen, 20 Millionen teuren Moschee in Bern bezahlen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Zwar ist das Gotteshaus ohne Minarett geplant – dennoch sorgen das Vorhaben und dessen Finanzierung bei SVP-Vertretern für rote Köpfe. Der Zürcher Nationalrat Hans Fehr sieht antidemokratische Mächte am Werk, die islamistisches Gedankengut im christlichen Abendland verbreiten wollten. Ob das Geld dafür nun aus Kuwait oder aus Katar komme, spielt für ihn keine entscheidende Rolle – wohl aber, dass die Islamisten überhaupt arabische Sponsoren suchen: «Das enthüllt ihre Absichten. Sie setzen damit den Religionsfrieden in der Schweiz aufs Spiel.»

Auch Walter Wobmann, «Vater» der Minarett-Initiative, fühlt sich durch die Moschee-Pläne in seiner Befürchtung bestätigt, Europa werde von der islamischen Kultur überrollt. «Wer das jetzt immer noch nicht einsehen will, dem ist nicht mehr zu helfen.» Dass der Zentralrat im Ausland Geld sammle, lasse sich zwar nicht verhindern, räumt Wobmann ein. Dem Bau der Moschee könne aber sehr wohl ein Riegel geschoben werden. Auch Hans Fehr fordert von der Stadt Bern, dass sie den Bau einer Moschee nicht bewillige. «Einen Grund dafür findet man immer, etwa im Baurecht.» Notfalls müssten eben jene 57 Prozent der Bevölkerung, die für die Minarettinitiative stimmten, eine Kampagne gegen das Bauvorhaben des IZRS führen.

«Scheinheilige» Empörung

Auch Reta Caspar von den religionskritischen Freidenkern ist gegen die Moschee – wenn auch aus anderen Motiven. «Wir sollten solche Megaprojekte – egal welcher Religion – mit raumplanerischen Mitteln stoppen», verlangt sie. Die Behörden dürften nur religiöse Bauten bewilligen, die einem regionalen Bedürfnis entsprechen. Dabei sollten sie den gleichen Massstab anlegen wie etwa bei Einkaufszentren. Die Empörung von SVP-Vertretern über die arabischen Geldquellen hält Caspar für scheinheilig: «Schliesslich finanzieren auch Schweizer Katholiken und Reformierte Kirchgemeinden im Ausland.»

Auf der linken Seite sorgen die Betteltouren von IZRS-Chef Nicolas Blancho zwar für Bauchschmerzen: Das sei problematisch, finden der grüne Nationalrat Daniel Vischer und SP-Vizefraktionschef Andy Tschümperlin. Aber Vischer sieht wie SVP-Mann Wobmann keine Möglichkeit, Geldflüsse aus arabischen Staaten zu verhindern: «Wer sollte denn darüber entscheiden, Investitionen aus welchen Ländern genehm sind und aus welchen nicht?», fragt der Jurist. Tschümperlin verweist darauf, dass der Ägypter Samih Sawiris in Andermatt ein Millionen-Projekt realisiert – mit Geldern aus dem arabischen Raum. «Da hat auch niemand was dagegen», meint der Schwyzer Nationalrat.

Linke gegen Moschee-Verbot

Einig sind sich Tschümperlin und Vischer auch darin, dass es grundsätzlich jeder Religionsgemeinschaft gestattet sein müsse, ein Gotteshaus zu bauen und zu betreiben – solange dort keine radikalen Lehren verbreitet werden, die gegen den Rechtsstaat verstossen. «In einem aufgeklärten Staat sind wir es uns gewohnt, auch mit Leuten ein Übereinkommen zu finden, deren Haltung wir nicht teilen», betont Tschümperlin. Für Vischer irrt die SVP, wenn sie das «christliche Abendland» verteidigt: «Der Grundsatz ‹wessen Gebiet, dessen Religion› aus der Reformationszeit gilt in unseren pluralistischen Gesellschaften schon längst nicht mehr.»

Es bringe nichts, wenn Politiker gegen den Zentralrat ankämpften und gleich noch alle Muslime in einen Topf schmissen, mahnt Vischer. «Damit zwingen wir nur die gemässigten Muslime, sich mit den Radikalen gegen die christliche Mehrheit zu solidarisieren.» Viel sinnvoller sei es, wenn die Auseinandersetzung innerhalb der islamischen Gemeinschaft stattfinde: Die Moderaten seien jetzt aufgefordert, Stellung gegen die radikalen Positionen des Zentralrats zu beziehen.

Auch Muslime stellen sich gegen das Projekt

Auch unter Muslimen stösst das Projekt auf Widerstand: «Fundamentalistische Positionen innerhalb des Islams würden gestärkt», sagt Saida Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam. Hisham Maizar, Präsident der Föderation Islamischer Dachverbände, stört sich derweil am «Alleingang des Zentralrates».

Initiativen-Finanzierung: SP will Transparenz

Nicolas Blancho bestreitet es zwar, doch Dokumente der «SonntagsZeitung» belegen: Der Zentralrat sucht in der Golfregion auch Sponsoren für eine Initiative, mit der das Minarett-Verbot wieder aufgehoben werden soll. SVP-Nationalrat Hans Fehr ärgert sich, dass die IZRS-Islamisten damit den Volkswillen missachteten. Dass das Projekt aber offensichtlich vom Ausland gesteuert werde, sei Wasser auf die Mühlen der SVP: «Jetzt gehen auch jenen, die gegen unsere Minarett-Initiative waren, die Augen auf.» Ein Aushebeln des Minarettverbots sei absolut chancenlos, ist Fehr sicher. SP-Nationalrat Andy Tschümperlin hingegen findet, es sei das gute Recht des Zentralrats, Unterschriften zu sammeln, um den unliebsamen Minarettartikel in der Bundesverfassung wieder aufzuheben. Dafür zieht er die undurchsichtigen Geldquellen des Zentralrats als Beleg dafür heran, dass es generell eine vollständige Transparenz bei der Kampagnenfinanzierung brauche. Ausgerechnet die SVP verweigert sich dieser Forderung von Links bisher standhaft.

Deine Meinung