Sesselkleber: Siemens-Chef will seinen Posten nicht räumen

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SesselkleberSiemens-Chef will seinen Posten nicht räumen

Peter Löscher soll als Siemens-Chef ersetzt werden – doch der Österreicher stellt sich quer. Angeblich will er seinen Platz nur dann räumen, wenn auch der Aufsichtsratsvorsitzende sein Amt abgibt.

von
sas
Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender von Siemens (rechts) und der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme posieren 2007 für die Fotografen.

Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender von Siemens (rechts) und der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme posieren 2007 für die Fotografen.

Der Knatsch an der Spitze des Elektronik-Konzerns Siemens spitzt sich zu: Der eigentlich abgesetzte Vorstandschef Peter Löscher setzt sich zur Wehr und will seinen Posten nur dann räumen, wenn auch der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme zurücktritt. Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung» mit Verweis auf Konzernkreise.

Ohne Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden will es Löscher laut der Zeitung auf eine Kampfabstimmung in der Aufsichtsratssitzung vom Mittwoch ankommen lassen und versuchen, die notwendige Zweidrittelmehrheit für seine Abwahl zu verhindern.

Löscher dementierte den Bericht allerdings. «Es geht mir ausschliesslich um das Wohl von Siemens und der 370'000 Siemensianer, die zurecht stolz auf ihr Unternehmen sind», sagte Löscher dem Boulevard-Blatt «Bild». Ein Siemens-Sprecher erklärte, es stimme nicht, dass Löscher seinen Vorstandsposten nur dann räumen wolle, wenn zugleich auch Cromme das Kontrollgremium verlasse.

Kommt Joe Ackermann zum Zug?

Dem Vorstandschef werden in Aufsichtsratskreisen keine Chancen mehr eingeräumt. Die Wahl von Finanzvorstand Joe Kaeser zu neuen Siemens-Chef gilt laut deutschen Medien als beschlossene Sache.

Laut Aussagen aus dem Unternehmen denkt Cromme nicht daran, den Aufsichtsratsvorsitz bei Siemens zu verlassen. Er sei überzeugt, von den Aktionären für sein Durchgreifen bei Siemens gelobt zu werden. In Siemens-Kreisen heisst es, als Alternative zu Cromme stünde nur Joe Ackermann bereit. Der Schweizer war während Jahren Chef der Deutschen Bank und ist seit 2012 Verwaltungsratspräsident der Zurich Insurance Group.

Bei Siemens probiert man Löscher angeblich zum Einlenken zu bewegen. Da der Vertrag noch bis 2017 läuft, müsste laut Medienberichten noch zwei Jahre lang ausbezahlt werden, was dem geschassten Chef zehn Millionen Euro und mehr bringen könnte. Laut «Süddeutsche Zeitung» soll es Löscher aber nicht ums Geld, sondern um seine Ehre gehen.

Gewinnwarnungen erschreckten die Anleger

Löschers Ablösung hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, nachdem Siemens am Donnerstag die Anleger mit einer neuerlichen Gewinnwarnung verschreckte. Das für 2014 angepeilte operative Gewinnziel von mindestens 12 Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, hatte das Unternehmen erklärt. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten.

Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hatte Löscher 2007, mitten im Strudel des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals, an die Konzernspitze geholt. Damals galt er als Hoffnungsträger, doch kämpfte er immer wieder mit Problemen wie zuletzt mit Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen.

Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks. Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Probleme Anfang Mai kappen müssen.

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