MobilitätSind Elektroautos wirklich ökologischer?
Die Grünen fordern, dass die Schweiz Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren künftig verbieten soll. So sieht die Ökobilanz von Elektroautos aus.
- von
- F. Lindegger
Bei Elektroautos dreht sich die Diskussion früher oder später um die Frage der Ökobilanz. Heftig wird darüber debattiert, ob die Elektromobilität unter dem Strich nun tatsächlich gut oder nicht gar schlecht für die Umwelt sei. In der Regel geht es dabei um drei strittige Punkte:
1. Produktion
In einem Auto stecken grosse Mengen an grauer Energie. Das heisst Energie, die für den Bau des Fahrzeugs benötigt wird. Bei Elektroautos inklusive der Batterie ist die Produktion aufwendiger als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor. Zum Beispiel weil Hersteller eher auf das leichte Aluminium als auf den schwereren Stahl setzen, der bei herkömmlichen Autos meist eingesetzt wird. Die Produktion von Aluminium belastet die Umwelt dabei mehr als jene von Stahl. «Alle Studien kommen in diesem Punkt zum gleichen Schluss: Ein Elektroauto hat einen höheren Produktionsaufwand als ein Auto mit Verbrennungsmotor», so Marcel Gauch, der an der Empa im Bereich Nachhaltigkeit forscht und sich intensiv mit Batterien und Elektrofahrzeugen befasst hat.
2. Batterie
Zurzeit setzen die Autobauer bei Elektrofahrzeugen vor allem auf Lithium-Ionen-Batterien. Beim Abbau der verwendeten Rohstoffe werden teilweise giftige Stoffe ein- und freigesetzt, was sich negativ auf die Ökobilanz von Batterien auswirkt. Lösungen existieren hingegen beim Recycling von Batterien. «Effektives Batterie-Recycling existiert seit Jahren – auch weil es in der Schweiz und in Europa eine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt», erklärt Gauch. Das könne auch wirtschaftlich lukrativ sein, da die Rohstoffe der Batterien wertvoll seien.
3. Verbrauch
Die Verbrennungsmotoren von Autos sind ineffizient. «Der mittlere Wirkungsgrad liegt heute zwischen 20 und 25 Prozent», so Gauch. Bei Elektromotoren betrage der Wirkungsgrad dagegen 90 Prozent und mehr. Ein Elektroauto benötigt deshalb deutlich weniger Energie, um die gleiche Distanz wie ein Auto mit Diesel- oder Benzinmotor zurückzulegen. Gemäss einer Studie des deutschen Fraunhofer-Instituts für Bauphysik hat ein Elektroauto, das vollständig mit Ökostrom betrieben wird, ab 30'000 Kilometern die negative Ökobilanz der Produktion ausgeglichen.
Wie lautet nun das Fazit? Schneiden Elektroautos bezüglich Ökobilanz besser ab als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor? «Ja, mit einer Ausnahme», sagt Gauch. «Wird ein Elektroauto zu 100 Prozent mit Kohlestrom betrieben, fällt die Ökobilanz schlechter aus als bei herkömmlichen Fahrzeugen.» Doch das sei eine hypothetische Annahme. «Selbst bei einem deutschen Strommix, der verglichen mit jenem in der Schweiz sehr dreckig ist, scheiden Elektroautos besser ab.»