Fachmärkte: Sind Mega-Läden ein Auslaufmodell?

Aktualisiert

FachmärkteSind Mega-Läden ein Auslaufmodell?

Der Onlinehandel sorgt dafür, dass Media Markt seine Filialen verkleinert. Ein Experte sagt, ob nun auch Gartencenter oder Möbelhäuser schrumpfen werden.

von
P.Michel
1 / 6
Weil der Schweizer Elektronikmarkt gesättigt ist und der Onlinehandel boomt, baut Media Markt seine Filialen um.

Weil der Schweizer Elektronikmarkt gesättigt ist und der Onlinehandel boomt, baut Media Markt seine Filialen um.

Keystone/Peter Schneider
Doch die Digitalisierung krempelt nicht nur den Elektronikmarkt um. Thomas Helbling, Professor für Marketing an der FHNW, sagt, welche Detailhändler ihre Fililalen schrumpfen müssen und welche ausbauen können.

Doch die Digitalisierung krempelt nicht nur den Elektronikmarkt um. Thomas Helbling, Professor für Marketing an der FHNW, sagt, welche Detailhändler ihre Fililalen schrumpfen müssen und welche ausbauen können.

FHNW
Garten: Chancen für grosse LädenHeimwerkermärkte setzen auf grosse Filialen. Dazu hat etwa Coop Bau und Hobby seit 2013 trotz sinkendem Umsatz seine Flächen vergrössert. Das dürfte sich laut Helbling nicht ändern: «Besonders bei Pflanzen will der Kunde sehen, was er kauft.» Und weil das Einkaufserlebnis wichtiger werde, drängten neue grossen Läden auf den Markt.

Garten: Chancen für grosse LädenHeimwerkermärkte setzen auf grosse Filialen. Dazu hat etwa Coop Bau und Hobby seit 2013 trotz sinkendem Umsatz seine Flächen vergrössert. Das dürfte sich laut Helbling nicht ändern: «Besonders bei Pflanzen will der Kunde sehen, was er kauft.» Und weil das Einkaufserlebnis wichtiger werde, drängten neue grossen Läden auf den Markt.

Keystone/Martin Ruetschi

Weil der Schweizer Elektronikmarkt gesättigt ist und die Kunden lieber online als im Fachmarkt bestellen, baut Media Markt seine Filialen um: Künftig sollen mehr kleinere Läden bis 1000 Quadratmeter entstehen, bei denen die Kunden ihre Online-Bestellungen abholen können. Bisher verfügten die grössten Media-Markt-Filialen in der Schweiz über eine Verkaufsfläche von 3500 Quadratmetern. Sorgt der Internethandel nun auch in anderen Bereichen dafür, dass die grossen Einkaufscenter zum Auslaufmodell werden? Ein Experte klärt auf.

Möbel: «Technologie könnte Verkaufsfläche reduzieren»

Günstige Möbel, ein Kinderhort und nach dem Einkauf Hot Dogs oder Köttbullar: Einrichtungshäuser wie Ikea wollen ihren Kunden ein Erlebnis verkaufen. Dazu ist eine entsprechende Verkaufsfläche nötig: Ikea hat diese seit 2005 verdoppelt. Der Trend dürfte aber laut Thomas Helbling, Professor für Marketing an der Fachhochschule Nordwestschweiz, in der Möbelbranche kaum anhalten. «Natürlich ist das Erlebnis weiterhin ein zentraler Faktor, und auf besonders grosse Möbel wie ein Sofa wollen sich die Kunden gerne zur Probe setzen.» Aber auch hier könnte die Digitalisierung dafür sorgen, dass es weniger grosse Läden braucht: «Mit neuen Technologien könnte dem Kunden das Sofa künstlich ins Wohnzimmer projiziert werden, womit er nicht mehr zwingend eine Filiale besuchen muss.»

Elektronik: «Kunden vertrauen Algorithmen mehr als Verkäufern»

Media Markt verkleinert seine Läden. Als Grund führte der Chef des Elektronikhändlers gegenüber Radio SRF an, dass die Kunden immer weniger bereit seien, weit zu fahren. Dass der Händler darum seine Strategie überdenkt, ist für Thomas Helbling nachvollziehbar: «Die Kunden verlassen sich heute eher auf die Empfehlungen von anderen Kunden und Algorithmen statt auf die Erfahrung des Verkäufers im Geschäft.» Deshalb seien riesige Elektronikfachmärkte ein Auslaufmodell. «Auch im Internet kann der Händler die Kunden beraten, beispielsweise per Online-Chat.»

Sportartikelhändler: Ein Teil des Sortiments verschwindet

In den vergangenen Jahren stagnierten die Verkaufsflächen der meisten Sportartikelhändler. Laut Thomas Helbling wird die Digitalisierung dazu führen, dass künftig die Flächen gar abnehmen werden: «Funktions-T-Shirt, Fussballleibchen oder oder Running-Schuhe werden längerfristig weniger Raum im Sortiment der klassischen Sportartikelgeschäfte einnehmen, weil Onlinehändler wie Zalando diese Sparte besetzen.» Weil das Sportartikelgeschäft ins Internet verlagert wird, braucht es laut Helbling auch nur noch kleinere Filialen. «Kunden werden dort vor allem die direkte Beratung suchen, etwa bei Skischuhen, die man noch im Laden anprobieren will und kaum im Internet bestellt.»

Heimwerkermärkte: «Kunde will sehen, was er kauft»

Das Marktforschungsunternehmen GfK bewertete die Verkaufszahlen der grossen Händler wie Jumbo oder Coop Bau und Hobby in den letzten Jahren als «eher düster». Bei Coop Bau und Hobby sinkt der Umsatz, auch wegen des Preiskampfes, seit 2010 stetig. Trotzdem setzen die Heimwerker-Märkte auf grosse Filialen: Seit 2005 stieg die Verkaufsfläche bei Coop Bau und Hobby um 13 Prozent.

Daran dürfte sich laut Thomas Helbling auch nichts ändern: «Besonders bei Pflanzen will der Kunde sehen, was er kauft.» Zwar ist es laut Helbling möglich, dass etwa Rasenmäher oder Gartenplatten online bestellt und verschickt werden. «Ob sich das wegen der hohen Versandkosten lohnt, ist aber fraglich.» Da im Heimwerk- und Gartencenter immer mehr das Einkaufserlebnis zählt, rechnet Helbling damit, dass neue Anbieter mit grossen Läden auf den Markt drängen werden.

Deine Meinung