Taucher: SMI unter 6000 Punkte, Dow unter 9000

Aktualisiert

TaucherSMI unter 6000 Punkte, Dow unter 9000

Die Schweizer Börse ist auf den tiefsten Stand seit Februar 2005 gefallen. Auch der Dow-Jones-Index hat wieder einen Tausender nach unten geknackt: Er verlor 7,3 Prozent und fiel deutlich unter 9000 Punkte.

Der Dow-Jones-Index ist am Donnerstag an der New Yorker Aktienbörse zum Handelsschluss um fast 700 Punkte eingebrochen und notiert erstmals seit fünf Jahren unter der Marke von 9.000 Zählern. Grund für den Absturz um über sieben Prozent war die Erklärung einer Kredit-Rating-Agentur, sie erwäge eine Herabstufung von General Motors. Der Aktienkurs von GM brach daraufhin um 31 Prozent ein.

Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte schloss nach vorläufigen Berechnungen mit einem Minus von 678,91 Punkten oder 7,3 Prozent bei 8.579,19 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 95,21 Punkte oder 5,47 Prozent auf 1.645,12.

Der wichtigste Leitindex der Welt war kurz nach Eröffnung der Wall Street am Donnerstag noch um 140 Punkte nach oben geschossen, ging dann aber wieder auf Talfahrt wie die übrigen weltweiten Aktienmärkte.

Stop-Loss-Aufträge lassen SMI in den Keller sinken

Der Druck auf den SMI ging laut Händlern von den defensiven Werten aus und zog weitere Kreise, als der Fall des Leitindex SMI unter 6000 Zähler Stop-Loss-Aufträge auslöste. Auch Banken und einzelne Industriewerte, die über weite Strecken den Markt unterstützt hatten, gaben einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.

Der SMI sackte bis auf 5764 Zähler ab und schloss 4,52 Prozent unter dem Vorabend bei 5798.84 Punkten. Der breite SPI büsste 4,22 Prozent auf 4837.80 Punkte ein.

Noch keine Tiefststände

«Wir haben den Boden anscheinend doch noch nicht gefunden», sagte ein Händler in Zürich, obwohl allgemein das Kursniveau als sehr günstig eingestuft werde. «Die Leute sind einfach noch zu verunsichert.» Die jüngsten Stützungsmassnahmen der Notenbanken brauchten Zeit, bis sie ihre Wirkung entfalteten.

Die Pharmawerte Novartis und Roche sowie die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé gerieten kräftig unter Druck. Wegen ihres Gewichts rissen die Kursverluste der drei Titel von fünf Prozent und mehr den Markt insgesamt in die Tiefe. «Die defensiven Titel haben sich im Vergleich zum Gesamtmarkt bisher recht gut geschlagen. Und das wollen die Leute ins Trockene bringen», sagte ein Händler.

Obama-Effekt

«Möglicherweise sehen wir bereits auch schon so etwas wie einen Obama-Effekt», vermutete ein anderer Händler. Im Markt geht man davon aus, dass die Wahl des Demokraten Barack Obama zum US- Präsidenten für den Pharmasektor negativer wäre als ein Sieg des Republikaners John McCain. Bei der Bank Wegelin hiess es, die «Hedgefonds-Szene könnte sich ein neues Tummelfeld auswählt haben».

Dagegen stützten Finanzwerten die Börse zumindest phasenweise. Händler sprachen von Umschichtungen aus den defensiven Titeln in die volatileren Aktien von Banken und Industriewerten. «Das haben wir schon oft gesehen. Wenn die Banken steigen, fallen die Defensiven», sagte ein Händler.

Auch technische Faktoren halfen den Finanzwerten - und möglicherweise erste Hoffnungskäufe. «Wenn sich die Börsen einmal wirklich beruhigt haben, zählen die Financials zu den grössten Gewinnern», sagte ein Händler. Bankaktien gelten als «High Beta Stocks».

UBS im Plus

Die UBS-Aktien gingen 1,7 Prozent fester aus dem Handel. Bâloise stiegen 0,8 Prozent. Julius Bär gaben ihre Kursgewinne von vorübergehend fünf Prozent bis zum Schluss wieder ab. Bär zählt mit einem Wertverlust von fast 50 Prozent seit Jahresanfang zu den grössten Verlierern unter den Bluechips.

Die zu Bär gehörende GAM schliesst einen Fonds wegen hoher Mittelrückzüge der Anleger. Die Anleger hätten Anteile von mehr als 50 Prozent des inneren Wertes des Fonds gekündigt, teilte GAM mit.

Credit Suisse, die am Vortag 16 Prozent eingebrochen waren, legten anfangs markant zu, schlossen dann aber 2,9 Prozent schwächer. Laut einem Bericht in der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) hatte Credit-Suisse-CEO Brady Dougan am Mittwoch auf einer Präsentation in London durchblicken lassen, dass im dritten Quartal wohl ein Verlust angefallen sei.

Ein Sprecher der Bank wollte zu dem NZZ-Artikel keinen Kommentar angeben. Mit dem Plus von 13 Prozent stand die Aktie des auf Hedgefonds spezialisierten Fund-of-fund-Managers Gottex vorne auf der Gewinnerliste. 22 Prozent schwächer bei 30 Franken gingen dagegen Dufry aus dem Markt.

Kursverluste von fast zehn Prozent verzeichnete auch die Aktie von Zurich Financial. Die Aktie des Technikkonzerns ABB rückten 0,9 Prozent vor. Der Ölwert Petroplus legte mit fast fünf Prozent gut zu. Nur marginal schwächer gingen Swatch aus dem Markt.

(sda/ap)

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