SNB: Leitzinserhöhung erwartet
Ökonomen rechnen damit, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) am Donnerstag ihre Leitzinsen moderat anheben wird. Damit liegt das Zinsniveau wieder so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Neben der soliden Wirtschaftsentwicklung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) derzeit vor allem den zum Euro schwächelnden Franken im Blick.
Sie wird deshalb wohl ihre moderaten Zinsschritte fortsetzen.
Für kommenden Donnerstag rechnen die von der Nachrichtenagentur SDA befragten Ökonomen mit einer Erhöhung des Leitzinses um einen Viertelprozenpunkt. Das für die Geldpolitik massgebliche Zielband für den Drei-Monats-Libor läge damit bei 1,25 bis 2,25 Prozent.
Der Libor dürfte in der Mitte des Bandes bei 1,75 Prozent gehalten werden. Derzeit liegt der Dreimonats-Libor bereits bei gut 1,7 Prozent. Mit der sechsten Zinserhöhung der SNB um 25 Basispunkte in Folge läge das Zinsniveau in der Schweiz wieder so hoch wie vor knapp fünf Jahren.
Nach dem Platzen der Internet-Blase und den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA hatte die SNB ab März 2001 die Zinsen schrittweise gesenkt. Erst Mitte Juni 2004 leitete sie dann wieder eine moderate Zinswende nach oben ein.
Spekulation um schwachen Franken
Im historischen wie im internationalen Vergleich ist der Leitsatz der SNB immer noch niedrig. Die Schweizer Wirtschaft boomt und wird dieses Jahr mit etwa 3 Prozent wohl das höchste Wachstum seit sechs Jahren erreichen. Eine richtige Inflationsgefahr besteht dennoch nicht.
«Alles andere als eine Erhöhung um 25 Basispunkte wäre überraschend», sagte Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär. Mit einer Erhöhung um 50 Basispunkte würde die SNB «etwas ausscheren», könnte aber einige so genannte Carry Traders in die Schranken weisen. Diese sind derzeit sehr aktiv und lassen unter anderem den Franken zum Euro schwächeln.
Beim Carry Trade nimmt ein Investor in einer Währung mit vergleichsweise niedrigen Zinsen - derzeit der Schweizer Franken - einen Kredit auf. Das so aufgenommene Geld investiert er gleichzeitig in einer Währung mit vergleichsweise hohen Zinsen.
Die SNB wolle indes einen soliden Franken, sagte Acket. Er erwarte deshalb am Donnerstag einen Kommentar zum relativ schwachen Franken im Verhältnis zum Euro. Ein Euro kostete am Montag rund 1.5817 Franken, nicht weit vom Hoch im letzten April von 1.5856 Fr. entfernt.
Ein schwacher Franken macht Schweizer Exporte billiger. Dabei wird aber eine die Konjunktur antreibende Wirkung entfaltet, die einer Lockerung der Geldpolitik gleich kommt.
Weitere Schritte folgen
Im Dezember rechnen die befragten Ökonomen mit einem weiteren Schritt um 25 Basispunkte nach oben. Auch im März dürfte die SNB die Zinsschraube nochmals im gleichen Umfang nach oben drehen, glauben Acket und CS-Ökonom Patrick Muhl.
«Die Mitte des Zielbands wird bis Ende Jahr auf jeden Fall bis auf 2 Prozent steigen», sagte Muhl. Die SNB wolle nicht Gefahr laufen, dass es bei der Inflation zu einer Verwerfung komme. Eine richtige Inflationsgefahr bestehe derzeit nicht, die Geldpolitik entwickle ihre voll Wirkung indes erst 12 bis 18 Monate nach dem jeweiligen Entscheid.
Für UBS-Ökonom Hanspeter Hausherr stehen bei der weiteren Zinsentwicklung vor allem die USA im Fokus. «Es gibt recht klare Anzeichen einer Abschwächung der Konjunktur, ausgehend vom Immobilienmarkt», sagte Hausherr. Er geht daher davon aus, dass die SNB nach einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen im Oktober eine Pause einschalten werde.
(sda)