Zahlen verdoppeltSo breiten sich die Virusmutationen in der Schweiz aus
In der Schweiz wurden bislang 6003 Infektionen mit einer Virus-Mutation registriert. Der Fokus liege jetzt auf der Westschweiz, sagt ein Experte.
- von
- Leo Hurni
Darum gehts
Eine Grafik zeigt die Ausbreitung der Corona-Mutationen in der Schweiz.
Die britische Variante ist am häufigsten festgestellt worden.
In der Schweiz sinken die Fallzahlen allerdings weiterhin.
Die Zahlen seien allerdings mit Vorsicht zu geniessen, so ein Experte.
Die Ausbreitung der Corona-Mutationen ist auch in der Schweiz schwer aufzuhalten. So teilte das Eidgenössisches Departement des Innern (EDI) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag mit, dass in der Schweiz bislang 6003 Infektionen mit einer Virus-Mutation registriert wurden. Davon entfällt mit 2381 Fällen der grösste Teil auf die britische Variante, von der Südafrika-Variante wurden 96 Fälle gemeldet, wie die folgende Grafik zeigt. Daten sind seit Februar und nur für die Werktage verfügbar.
Klar ist, dass sich die britische Mutation bislang am meisten verbreitet hat. Alleine am Montag vermeldete das Bag 270 neue Fälle, die der britischen Variante zugeordnet werden konnten. Das führe dazu, dass die klassische Variante des Corona-Virus wohl bald verdrängt werde, erklärt der Tessiner Infektiologe Andreas Cerny. «Das ist darauf zurückzuführen, dass sich die britische, brasilianische und südafrikanische Variante wohl schneller und leichter übertragen. Das ist nicht ein aussergewöhnliches Phänomen in der Biologie.» Das Besondere sei allerdings, dass die neuen Varianten zu einer dritten Welle führen könnten, wie man in England oder Irland gesehen habe, da sie sich deutlich schneller verbreiteten als die klassische Variante.
Zahlen sollten vorsichtig genossen werden
Im Kanton Genf zeigt sich allerdings zurzeit, dass die Mutationen nicht unbedingt zu einer Explosion der Fallzahlen führen muss. So war im Kanton Genf in der vergangenen Woche die britische Variante für rund 75 Prozent des Infektionsgeschehens verantwortlich. Die epidemiologische Lage blieb allerdings stabil und die Positivitätsrate sank.
Diese Zahlen seien allerdings mit Vorsicht zu geniessen, sagt Cerny. «Grund für die sinkenden Fallzahlen sind die starken Massnahmen, die aktuell in der Schweiz gelten. Damit sollten die Fallzahlen eigentlich noch stärker sinken, was aufgrund der Mutationen allerdings nicht passiert. Würde man die Massnahmen jetzt fallen lassen, so nähmen die Fallzahlen rasch wieder zu.» Bei den neuen Varianten gehe man von einer Verdopplungszeit von zehn Tagen aus.
Deutschland geht hart mit Mutationen um
Auch Deutschland verzeichnet eine starke Zunahme der Mutationen. So wurden gemäss dem deutschen Datenwissenschaftler Cornelius Römer alleine im Land Baden-Württemberg bereits 829 Fälle der britischen Variante nachgewiesen. Um die Mutationen in den Griff zu kriegen, verschärfte Deutschland die Einreisekontrollen für Einreisende aus Gebieten mit vielen Mutationen wie etwa Tirol und Tschechien. Einreisen darf nur noch, wer Deutscher ist oder seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Ausnahmen gibt es wenige.
Infektiologe Cerny rät hier noch zur Geduld. «Es beobachten jetzt alle, was in den Orten passiert, wo es viele Mutationen gibt. Deshalb steht in der Schweiz jetzt gerade auch die Westschweiz im Fokus der Öffentlichkeit.» Je nachdem, ob die Fallzahlen in diesen Gebieten sich verändern, werde man anders reagieren. «Wenn die Fälle nicht zunehmen, so ist klar, dass man die Massnahmen vorsichtig lockern wird. Nehmen die Fallzahlen hingegen zu, so wird man wieder zu stärkeren Massnahmen greifen müssen.»
Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Pro Juventute, Tel. 147
Dargebotene Hand, Tel. 143