Dierikon LU: «So etwas habe ich in 60 Jahren nicht erlebt»

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Dierikon LU«So etwas habe ich in 60 Jahren nicht erlebt»

Ein Ehemann will nur rasch Auto und Roller aus der Tiefgarage retten. Als seine Frau und die fünfjährige Tochter ihm folgen, ertrinken sie in den Wassermassen. Anwohner sind schockiert.

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Eine Frau und ihre Tochter aus Dierikon ertrinken in einem Keller. Gemeindepräsident Hans Burri zeigt seine tiefe Betroffenheit. (Video: Angela Schwery)

Das schwere Unwetter in der Nacht von Sonntag auf Montag hat nicht nur grosse Sachschäden angerichtet. In Dierikon kamen eine Mutter und ihre fünfjährige Tochter ums Leben. Die Kantonspolizei Luzern bestätigte eine entsprechende Meldung des SRF.

Offenbar gingen die 32-jährige Frau und ihr Kind ins Untergeschoss ihres Wohnhauses, während der Ehemann Auto und Roller aus der Tiefgarage in Sicherheit brachte. Dort wurden die beiden Opfer von den schnell eindringenden Wassermassen überrascht. Erst beim Auspumpen des Kellergeschosses wurden Mutter und Tochter von der Feuerwehr gefunden. Ein Rettungsteam konnte nur noch ihren Tod feststellen. Warum sie sich zum Zeitpunkt des Unwetters ins Untergeschoss begaben, ist noch unklar.

«Wir sind sehr betroffen von dem Unglück»

Seit Sonntagabend 22 Uhr seien die Einsatzkräfte vor Ort, sagt der Feuerwehrkommandant Martin Marfurt zu 20 Minuten. Marfurt zufolge steht noch viel Arbeit bevor. Eine ganze Strasse sei infolge des Unwetters zerstört.

«Wir sind sehr betroffen von dem Unglück», sagt Gemeindepräsident Hans Burri und betont, wie angespannt die Stimmung in der Ortschaft momentan sei. Der deutsche Ehemann der ertrunkenen 32-Jährigen, einer Chinesin, werde von einem Care-Team betreut. Die Familie wohnte gemäss Informationen von 20 Minuten noch nicht lange Zeit in Dierikon.

Röhre unter der Strasse war verstopft

Laut «Neuer Luzerner Zeitung» ist in der Gegend bekannt, dass bei Unwetter Wasser in die Tiefgaragen läuft.

Das grosse Problem sei gewesen, dass der Götzentalbach in einer Röhre unter der Strasse hindurchführe und diese Röhre verstopft gewesen sei. Der Bach sei deshalb über die Ufer getreten und habe viele Keller unter Wasser gesetzt, sagt Burri der Zeitung.

Viele Bewohner des Dörflis können nicht fassen, was geschehen ist: «Ich wohne seit 60 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt», so ein Anwohner gegenüber Luzernerzeitung.ch. Gemeinde und Kanton hätten nicht genügend in den Hochwasserschutz investiert.

Drohne zeigt Ausmass der Schäden

Ein Luftaufnahme des Luzerner Drohnenfilmers Martin Schumacher zeigt, welche Zerstörungen das Unwetter vor allem in Dierikon angerichtet hat. Schumacher nahm das Video unter Einhaltung aller Gesetze auf. Zu sehen sind Dierikon Götzental und der benachbarte Wald, in dem es zu mehreren Rutschen kam.

(Quelle: Youtube/Martin Schumacher) (mlr/as/sda)

Spendenkonto eingerichtet

Für die nicht durch Versicherungen abgedeckten Schäden hat die Gemeinde Dierikon ein Spendenkonto bei PostFinance eingerichtet.

Die Konto-Details lauten:

IBAN: CH87 0900 0000 6178 1379 3

Konto PostFinance: 61-781379-3

Stichwort: Unwetter Dierikon

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