
Die Elektroversionen der kommenden Mini-Generation bauen auf einer chinesischen Plattform von Great Wall auf.
Test-Drive im PrototypSo fährt sich der erste echte Elektro-Mini
Mini wird chinesisch – zumindest die E-Versionen der kommenden Generation. Wir konnten bereits einige Runden im noch getarnten Vorserienmodell drehen.
- von
- Thomas Geiger
Wenn Mini im Herbst endlich die neuen Cooper E und SE enthüllt, stehen diese zum ersten Mal auf einer spezifischen Elektro-Plattform. Möglich macht das eine etwas ungewöhnliche Familienkonstellation über die Kontinente hinweg: Denn die BMW-Tochter mit dem britischen Pass hat neue Freunde in China gefunden und den Nachfolger des Kleinwagens zum ersten Mal im Joint Venture mit Great Wall Motors entwickelt.
Während die Verbrenner weiter auf BMW-Plattformen stehen, in München konzipiert und in Oxford gebaut werden, hat die E-Version künftig chinesische Wurzeln, nutzt Akkus und Antriebe aus dem Great-Wall-Regal und läuft in Zhangjiagang vom Band. Nur von aussen erkennen kann man die Unterschiede nicht: Denn egal, welche Kraft den Kleinwagen treibt, die ikonische Form ist immer identisch – und selbst an den Abmessungen ändert sich mit dem Generationswechsel kaum etwas. Damit gehen der E-Plattform zwar ihre Packaging-Vorteile verloren, doch dafür bleiben dem Mini seine Gute-Laune-Gene erhalten.
Gokart auf Knopfdruck
Das klassische Gokart-Feeling wird für die Generation E sogar noch einmal verstärkt. Denn unter den Fahrprofilen, die mittlerweile «Characters» heissen, weil sie auch das Ambiente verändern und nicht nur Lenkung und Antrieb, findet sich tatsächlich ein eigener Gokart-Modus, der sich mit einem aufmunternden Hit-Jingle ankündigt und den elektrischen Winzling zum vorlauten Krawallzwerg macht. Dabei ist der elektrische Kraftakt vielleicht nicht ganz so emotional und das Erlebnis deshalb auch nicht so authentisch. Aber der tiefe Schwerpunkt mit der schweren Batterie im Boden, das hohe Drehmoment der E-Motoren, das sofort anliegt, und die feinfühlige Regelung – all das kommt dem Gokart-Feeling zugute.
Weniger Zierrat, dafür mehr Wertigkeit – so lautet das Motto für das radikal reduzierte Cockpit, in dem es künftig nicht einmal mehr einen klassischen Tacho geben wird. Mini wird vegan und digital, bezieht die Konsolen mit einem Stoff, schmeisst alles Chrom raus und bündelt sämtliche Informationen auf dem schallplattengrossen Zentraldisplay, das zum ersten runden Touchscreen der Autowelt wird. Nur die Toggle-Switches darunter sind noch vertraut, auch wenn die sich natürlich ebenfalls ein wenig weiterentwickelt haben.
Während der elektrische Dreitürer bei Auftritt und Ambiente also typisch Mini ist, gehen Bayern und Briten beim Antrieb neue Wege. Das künftige Basismodell wird sich zwar an der aktuellen E-Version orientieren, die noch auf dem seligen i3 basiert, also rund 136 kW/185 PS, 40 kWh Akkukapazität und etwa 300 Kilometer Normreichweite. Doch während er zum Cooper E degradiert wird, gibts für den neuen Cooper SE dann immerhin 165 kW/225 PS und 50 kWh, mit denen runde 400 Kilometer drin sein sollen.