Zürich: So feiern die Partychristen Weihnachten

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ZürichSo feiern die Partychristen Weihnachten

Mit hübschen Barfrauen, Elektrosound und Alkohol feiert die Metropolis Club Church in Zürich jeden Sonntag Party mit Gott. Ein Augenschein vor Ort.

Roland Schäfli und Kevin Villiger
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Roland Schäfli und Kevin Villiger

Der Gottesdienst als grosse Party: mit Drinks statt Messwein, Songs statt Orgelmusik. (Video: Roland Schäfli)

Sonntag, früher Abend in Zürich-Oerlikon: Junge Erwachsene pilgern in die Chicago Event Halle, die nur eine Gehminute vom Bahnhof entfernt liegt. Die Vermutung liegt nahe, dass sie ihren Partyhunger noch nicht gestillt haben und vor der drohenden Arbeitswoche noch einmal die Sau rauslassen wollen. Allerdings: Im «Chicago» steigt kein gewöhnliches Fest, denn die Metropolis The Club Church – eine Freikirche, die vor wenigen Wochen ins Leben gerufen wurde – hält vor dem Feiern noch eine Messe ab, bei der dem Allmächtigen gepriesen wird.

Abgesehen von der weihnächtlichen Dekoration mit den vielen Kerzen – zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich –, erinnert am Anfang nur wenig an einen Gottesdienst. Ein DJ sorgt während des sogenannten Warm Up für musikalische Unterhaltung und hübsche Frauen bedienen an einer Bar die Gäste mit Drinks, Bier und Chips. Manch einer schwingt schon das Tanzbein und die Leute begrüssen sich herzlich.

Ein ganz normaler Ausgang - fast

Das Durchschnittsalter liegt etwa bei Mitte Zwanzig, die Stimmung ist ausgelassen und nichts deutet darauf hin, dass in ein paar Minuten eine Messe – die sogenannte Experience – stattfindet. Diese wird von mehreren Sängern auf einer Bühne eröffnet. Sie singen Lieder, die von Gott und Jesus handeln. In der Bibel sucht man diese Songs vergebens. Denn es sind moderne Stücke, mit Elektrosound unterlegt, ausgangstauglich. Die Besucher erheben sich von ihren Sitzen und singen mit.

Dann betritt der Messeleiter die Bühne. So wie für fast alles hat man auch für ihn eine englische Bezeichnung ausgesucht: Sie nennen ihn den Lead Pastor. Er erzählt von Gott und wie er unser Leben zu einem besseren machen kann. Pointiert und humorvoll, immer wieder gibt es Lacher. Dann nach gut 30 Minuten beginnt die Party. Die Leute decken sich an der Bar mit Getränken ein, gehen nach draussen eine Zigarette zu rauchen und unterhalten sich über allerlei Dinge, wie an jeder anderen Party auch.

«Hier können wir sein, wie wir sind»

Thomas und Lara (Namen geändert) sind zum dritten Mal dabei und schwärmen: «Alle sind hier herzlich willkommen und akzeptiert. Hier können wir sein, wie wir sind.» Sie hätten vor rund zwei Jahren auf ihrer Neuseelandreise zu Gott gefunden: «Zu viele Dinge sind passiert, als dass es hätten Zufälle sein können». Die meisten, mit denen man spricht, betonen die Herzlichkeit in der Church und die Geborgenheit, die sie unter diesen Leuten verspüren.

Auch Katja (18), die sich als «halb-religiös» bezeichnet, mag die aufgeschlossenen Leute. «Für junge Leute wie mich ist es cool.» Es sei nicht so «stier» wie in anderen Kirchen. Sie besucht den Event zum zweiten Mal und sagt: «Kann gut sein, dass ich weiterhin hierher komme.»

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