Kein Bock auf mieten?So kannst Du auch ohne viel Geld ein Haus oder eine Wohnung kaufen
Die neue Eigentumsform «Wohnen auf Zeit» soll Wohneigentum für alle erschwinglich machen. Die Hochschule Luzern untersuchte in einem Projekt die Vor- und Nachteile der neuen Eigentümerform. Und es hat für alle viele Vorteile.
- von
- Nadine Wechsler
Darum gehts
Das neue Modell «Wohneigentum auf Zeit» sieht vor, das Eigentümer ein Wohneigentum zeitlich begrenzt nutzen – und auch nur für diese Zeit bezahlen.
Forscher der Hochschule Luzern haben das Modell unter die Lupe genommen und Vor- und Nachteile untersucht.
Ziel sei es, mit dem Wohneigentum auf Zeit den Erwerb eines Eigenheims erschwinglicher und für breite Bevölkerungskreise zugänglich zu machen.
Der Traum vom Eigenheim scheitert oft an den finanziellen Mitteln. Eine neue Art des Wohneigentums auf Zeit soll dieses Problem nun lösen und Wohneigentum für alle zugänglich machen. Die Hochschule Luzern (HSLU) beschäftigte sich mit den Vor- und Nachteile sowie Risiken dieser neuen Eigentumsform.
Der Grossteil der Schweizer Bevölkerung lebt in einer Mietwohnung. Nur rund 40 Prozent aller Schweizer können ein Haus oder eine Wohnung als ihr Eigentum bezeichnen. Das sind weniger als in jedem anderen Land in Westeuropa, so die HSLU. Grund seien unter anderem die hohen Baukosten, sowie der hohe Bedarf an Eigenkapital beim Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung.
Es wird nur der Wert der Nutzungsdauer bezahlt
Doch wie funktioniert das Modell Wohneigentum auf Zeit? Involviert sind laut dem Bericht der HSLU zwei Parteien: Zum einen der Investor und zum anderen der Eigentümer des Wohnobjekts. Da das Wohneigentum auf Zeit begrenzt ist, zahlt der Käufer bei Vertragsabschluss nur den Preis der vereinbarten Nutzungsdauer. Die HSLU bringt dazu folgendes Modell: Geht man bei einer Immobilie von einer Lebensdauer von 100 Jahren aus und bei der Nutzung des Wohneigentum von 30 Jahren, bezahlt der Käufer nur 30 Prozent des totalen Wertes.
Wie bei einem traditionellen Wohneigentum sei der Käufer vollumfänglicher Eigentümer der Wohneinheit und könne über das Objekt verfügen, wie er möchte. Ist die festgelegte Laufzeit abgelaufen, geht das Eigentum wieder zu hundert Prozent an den Investor zurück. Im Anschluss kann eine Teil- oder Totalsanierung vorgenommen werden und der Zyklus beginnt von vorne.
Eigenheim wird erschwinglicher
Yvonne Seiler Zimmermann, Professorin für Finance an der Hochschule Luzern und Co-Autorin des Handbuchs für Wohneigentum auf Zeit, geht davon aus, dass die übliche Zeitdauer 30 Jahre betragen wird. «Das entspricht in der Regel der effektiv notwendigen Nutzungsdauer einer bestimmten Immobilie», so die Forscherin.
Ziel sei es, mit dem Wohneigentum auf Zeit den Erwerb eines Eigenheims erschwinglicher und für breite Bevölkerungskreise zugänglich zu machen. «Besonders attraktiv ist diese neue Eigentumsform für Menschen, die sich sonst kein eigenes Zuhause leisten könnten», sagt Yvonne Seiler Zimmermann. Im Vergleich zur Miete würden die Wohnkosten für Wohneigentum auf Zeit um rund fünfzehn Prozent tiefer ausfallen, wie das Forschungsprojekt der Hochschule Luzern zeigt.
Bessere Substanzerhaltung
Auch für die Investoren sieht die HSLU Vorteile. Sobald das Wohnobjekt an den Investor zurückgehe, könne die Immobilie marktfähig saniert werden. In der traditionellen Stockwerkeigentumform könne die Substanz nicht immer optimal erhalten bleiben, da die Eigentumsparteien unterschiedliche Ziele verfolgen und sich dadurch die Sanierung gegenseitig blockieren können. «Wir haben in der Schweiz ein grosses
Problem mit überalterten Immobilien, bei denen eine Totalsanierung längst überfällig wäre»,
erläutert Seiler Zimmermann. Wohneigentum auf Zeit hätte dadurch positive Auswirkungen auf die Substanzenerhaltung einer Immobilie.
Eine Erhebung der HSLU aus dem Jahr 2017 zeige, dass die neue Eigentumsform sowohl bei potenziellen Bewohnern als auch bei Investoren auf eine hohe Akzeptanz stosse. Dennoch gibt es in Europa erst ein einziges Objekt, dass nach dem Wohneigentum auf Zeit Modell läuft. Dabei handle es sich um eine 14-stöckige Liegenschaft mit 42 Wohnungen in Bern. Dabei sei zu erkennen, dass das Modell funktioniere.
Investoren haben sich noch nicht mit dem Modell angefreundet
Dennoch scheinen sich Grossinvestoren wie Banken und Pensionskassen bisher noch nicht mit der neuen Eigentumsform angefreundet zu haben. «Bei Neuerungen mit so viel Innovationsgehalt tut sich die Immobilienbranche naturgemäss etwas schwer», so Seiler Zimmermann. Dies sei auch der Grund, wieso es momentan noch an entsprechenden Angeboten fehle.
Für Yvonne Seiler Zimmermann ist jedoch klar: Wohneigentum auf Zeit trifft den heutigen Zeitgeist. Weg von der Idee, alles ein Leben lang besitzen zu müssen, hin zum Denken in Lebensphasen. «In jeder Lebensphase ändern sich die Bedürfnisse, so auch beim Eigenheim», sagt die HSLU-Forscherin. Zudem trage Wohneigentum auf Zeit auch dem Nachhaltigkeitsaspekt Rechnung. Durch die optimale Sanierung können Gebäude auch energetisch besser unterhalten und Bodenressourcen geschont werden.
Hast du oder jemand, den du kennst, Fragen zu Miete oder Vermietung?
Hier findest du Hilfe:
Schlichtungsstellen nach Region
Rechtsauskunftsstellen nach Region
Mieterverband, Tel. 0900 900800 (kostenpflichtig)
Mieterschutzverband, Tel. 0900 48 48 48 (kostenpflichtig)