ZukunftsträumeSo könnten Häuser von selbst wachsen
Pilze in den Wänden und Bakterien auf dem Dach sind für Hauseigentümer bisher keine besonders ansprechende Vorstellung. Das könnte sich bald ändern.
- von
- D. Gschweng
Häuser, die bei Bedarf ein zusätzliches Zimmer wachsen lassen, Treppen, die sich selbst erstellen und Fassaden, die man nie wieder streichen muss: Lebende Häuser gibt es bisher eher in Science-Fiction-Romanen. Auch Künstler haben sich immer wieder damit befasst.
Jetzt kümmert sich das Pentagon darum. Besser gesagt die Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums Darpa, der wir unter anderem das Internet und das Navigationssystem GPS verdanken. Mit dem Projekt ELM (Engineered Living Materials), Anfang August angekündigt vom US-Verteidigungsministerium, könnte das lebende Haus also in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden.
Am «lebenden Haus» tüfteln viele
Ernstzunehmende Versuche, Häuser aus lebenden Bäumen zu schaffen, gibt es bereits. Beispielsweise die Arbeit von Mitchell Joachim, Professor an der New York University, dessen Projekt eines lebenden Hauses mit 46 Millionen Dollar aus Steuergeldern gefördert wird. Oder das «Lost in Paris House», das über einer dünnen Aussenhaut von lebenden Pflanzen bedeckt ist.
Die Pentagon-Forscher gehen einen anderen Weg. Sie wollen unter anderem Baumaterial vor Ort aus natürlichen Ressourcen wachsen lassen. Verschickt würde dann nur noch eine Vorstufe, eine Art Samen. Als Vorbild nennt die Darpa lebendes Material wie Knochen, Korallen und Holz. Gentechnisch veränderte Organismen sollen sich selbst strukturieren und die Fassade könnte sich selbst heilen. Das Nahziel: In vier Jahren soll ein Material mit einer Selbstheilungsrate von mindestens einem Quadratzentimeter pro Tag zur Verfügung stehen.
Nicht so utopisch, wie es klingt
Dass man ein ganzes Haus sät, wird so bald wohl nicht passieren. Sieht man sich die Fortschritte in anderen technologischen Bereichen an, hört sich das Vorhaben des Pentagon aber gar nicht mehr so unwahrscheinlich an. So gibt es bereits heute Verpackungsmaterialien, die aus Pilzen hergestellt werden und 3-D-Drucker, die lebendes Gewebe «drucken» können. Mit einem riesigen 3-D-Drucker wurde vor zwei Jahren ein ganzes Haus erstellt.