HongkongSo lebt es sich in einer Schuhschachtel
Etwa 200'000 Hongkonger leben in Wohnungen, die eher an Schuhschachteln erinnern. Den Beteuerungen der neuen Regierungschefin auf Besserung glauben sie nicht.
- von
- mlr
Wong Tat-ming lebt seit vier Jahren auf knapp zwei Quadratmetern. Das winzige Hongkonger Appartement des 63-Jährigen ist vollgestopft mit seinen wenigen Besitztümern – einem Schlafsack, einem kleinen Farbfernseher und einem Ventilator. Umgerechnet etwa 310 Franken bezahlt er für sein Domizil – und ist damit nicht allein.
Rund 200'000 der 7,3 Millionen Bewohner Hongkongs leben laut «Washington Post» in sogenannten unterteilten Wohneinheiten – ein Anstieg von 18 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Darunter sind auch 35'500 Kinder unter 15 Jahren.
580 Franken für eine Schuhschachtel
Wie die achtjährige Tochter und der sechsjährige Sohn von Li Suet-wen. Die drei wohnen in einer «Schuhschachtel», in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, die in fünf Einheiten unterteilt wurde. Auf 11 Quadratmetern untergebracht sind ein kleines Sofa, ein Etagenbett, ein Kühlschrank, eine Waschmaschine und ein kleiner Tisch. Auf einer Seite der Tür befindet sich eine Dusch-WC-Kombination, auf der anderen Seite ein winziges Waschbecken samt Kochplatte. Die kleine Familie kann in ihrer Wohnbox, die rund 580 Franken Miete kostet, kaum stehen oder gehen.
Zusammen mit 282'300 Menschen steht Li seit zwei Jahren auf einer Warteliste für eine Wohnung vom Staat – die durchschnittliche Wartezeit beträgt 4,7 Jahre. Die Ende März zur Regierungschefin gewählte Peking-freundliche Carrie Lam verspricht zwar, sich der Wohnungskrise anzunehmen, doch Wong Tat-ming fürchtet, es könne sieben oder acht Jahre dauern, bis sich die Situation spürbar entspannt. Bis dahin harrt der ehemalige Taxifahrer, der wegen Schmerzen im Bein seinen Job aufgeben musste, in seiner «Sarg-Wohnung» aus.
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