Mehr WohnkomfortSo lüften Sie bei wechselhaftem Wetter richtig
Zu heiss, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder Energieverluste: Temperaturschwankungen erfordern auch beim Lüften Flexibilität.
- von
- Stephanie Sigrist
Der richtige Zeitpunkt und die passende Dauer zum Lüften unterscheiden sich je nach Jahreszeit und Aussentemperaturen massiv. Im Winter ist der Luftfeuchtigkeitsgehalt meistens niedrig und der Luftaustausch erfolgt schneller als in wärmeren Monaten, weswegen die Schimmelgefahr gering ist. Es drohen aber Energieverluste durch zu lange geöffnete Fenster, wobei die Wärme der geheizten Zimmer nach draussen entflieht. Deswegen sollte bei tiefen Temperaturen – und solange die Wohnung beheizt wird – kurz und intensiv gelüftet werden. Sogenanntes Stosslüften ist empfohlen. Dabei werden sämtliche Fensterflügel während fünf Minuten komplett geöffnet.
Bei sommerlichen Temperaturen darf das Lüften länger dauern: 20 bis 25 Minuten sind ideal, damit ein kompletter Luftaustausch stattfinden kann. Öffnen Sie die Fenster möglichst am frühen Morgen oder am späten Abend, wenn es draussen nicht so heiss ist. Nach dem Lüften sollten die Fenster wieder komplett geschlossen werden, damit die tagsüber warme Sommerluft nicht in das Haus eindringen kann. Das Dachgeschoss bildet hierbei eine Ausnahme: Dort müssen Sie im Sommer mit höheren Temperaturen rechnen und die Raumluftfeuchtigkeit ist meist etwas tiefer. Daher kann im Dachgeschoss auch im Sommer am Tag gelüftet werden.
Hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt die Schimmelbildung
Im Frühling und Herbst herrscht Schimmelgefahr wegen des höheren Feuchtigkeitsgehalts in der Luft. Schimmel kann überall dort entstehen, wo sich feuchte Luft auf kalten Oberflächen niederschlägt. Wenn die relative Luftfeuchtigkeit auf der Oberfläche mehr als 80 Prozent beträgt und im Raum 65 Prozent überschreitet, sind die idealen Bedingungen für die Bildung von Schimmelpilzen gegeben. Fast jede fünfte Wohnung in der Schweiz ist laut dem Raiffeisen-Wohnenportal RaiffeisenCasa von Schimmel befallen. Dieser verursacht nicht nur finanzielle Schäden, sondern kann auch zu Augenbrennen, Ekzemen und Atemwegerkrankungen wie Bronchitis, Asthma oder Lungenentzündungen führen. Mit regelmässigem Lüften kann die Luftfeuchtigkeit reguliert und Schimmel vorgebeugt werden. Die empfohlene Luftfeuchte für Wohnräume liegt zwischen 40 und 55 Prozent. Bei frühlingshaften Temperaturen und an Herbsttagen sollte mindestens dreimal am Tag 10 bis 15 Minuten gelüftet werden.
Im Badezimmer und in der Küche gilt erst eine Raumluftfeuchte von 60 beziehungsweise 70 Prozent als zu hoch. Kochen und Duschen sorgen für einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit, und im Anschluss an diese Tätigkeiten sollte in allen Jahreszeiten für einen raschen Luftaustausch quergelüftet werden. Das bedeutet, dass Sie zwei gegenüberliegende Fenster gleichzeitig öffnen und so Durchzug schaffen. Die feuchtigkeitsgeladene Luft aus Küche oder Bad wird nach draussen gezogen und trockenere Aussenluft kann in das Zimmer eindringen. Dies funktioniert allerdings nur, wenn die Luft draussen nicht genauso feucht und schwül ist wie die Zimmerluft.
Darf das Fenster nicht einmal in heissen Sommernächten gekippt werden?
Wie sieht es mit dem Kippen von Fenstern aus? Kippfenster kamen in der Schweiz in den 1960er-Jahren auf, und in den darauffolgenden Jahrzehnten stiegen die Energieverluste aufgrund permanent gekippter Fenster massiv an. Im Winter entweicht durch das geöffnete Fenster zu viel warme Luft, während im Sommer die heisse Aussenluft in das Gebäude eindringt. Für die Sauerstoffversorgung ist es auch gar nicht nötig, das Fenster mehrere Stunden zu kippen. Wird abends richtig durchgelüftet, ist nachts kein offenes Fenster nötig für die Versorgung mit frischer Luft. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Bei Aussentemperaturen zwischen 16 und 18 Grad Celsius dürfen Sie die Fenster abends bis in die frühen Morgenstunden gekippt lassen, da dies die empfohlene Schlafzimmertemperatur ist und die Aussenluft das Zimmer somit weder kühlt noch erwärmt.