Internet-KönigSo macht man eine Milliarde in einer Woche
Sein Ziel ist der Internet-Olymp, die Sphäre der Ultrareichen und Mächtigen. Im Herbst soll es klappen. Dann geht Oliver Samwer mit Rocket Internet und Zalando an die Börse.
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Oliver Samwer ist mit seinen Brüdern der Chef der Firmenfabrik Rocket Internet in Berlin. Das Unternehmen soll im Herbst an die Börse gehen udn wird derzeit mit 4,3 Milliarden Euro bewertet. (Foto: Rocket Internet)
Gelingt der Wurf, dann wird Oliver Samwer zum digitalen Übervater. Wird es eine Missgeburt, droht mit ihm die gesamte Techbranche wieder in die Bedeutungslosigket zu versinken, schreibt das «Manager-Magazin». Die Börsengänge der Samwers seien der Heilige Gral für die deutsche Digitalwirtschaft.
Vorschusslorbeeren in Extra-Large für einen, der zusammen mit seinen beiden Brüdern mit eiserner Faust ein Unternehmen anführt und dabei mit Genuss das Enfant terrible gibt. Berühmt wurde der «aggressivste Mann im Internet», als eines seiner E-Mails an einen US-Blog durchsickerte, in dem er seine Angestellten mit Kriegsparolen aufputschte. «Der Zeitpunkt für einen Blitzkrieg muss klug gewählt werden. Ich bin bereit - jederzeit.» Zeit, sich warmzulaufen, gab Samwer sich nie.
Handyrechnung über 17'000 Euro
Aggressiv, genial und ein bisschen verrrückt, lautet das Urteil des Autors Joel Kaczmarek im Buch «Die Paten des Internet» über die Samwer-Brüder. Koaczmarek hat ein Jahr lang Gespräche geführt und aberwitzige Mengen an Papier gewälzt. Neben dem steilen Aufstieg beschreibt das Buch auch die unzähligen Anekdoten um Oliver Samwers Führungsstil. So soll er beispielsweise zwei Gründer eines Start-ups in deren Skiferien so oft angerufen haben, dass sich deren Handyrechnung durch das Hin- und Herschicken von Präsentationen schliesslich auf 17'000 Euro belief. Bei einem Treffen mit Groupon-CEO Eric Lefkofsky soll er unter dessen Büropult statt im Luxushotel genächtigt haben. Und wenn seine Leute vor ein Uhr nachts nach Hause gehen, hagelts Kritik. Samwer selbst soll vor einer Firmengründung schon mal so in die Arbeit vertieft sein, dass er sechs Monate seine Post nicht öffnet.
Reich wurden die Gebrüder Samwer schon 1999 mit Alando, ihrer ersten Firma. Den E-Bay-Klon verkauften sie innerhalb von 100 Tagen für rund 50 Millionen US-Dollar an das Original. Viel zu billig, sagen sie heute. Nicht zufällig heisst ihr Modehändler heute «Z»alando.
In einer Woche eine Milliarde mehr
Nun treibt der 40-Jährige den Börsengang seiner Start-up-Schmiede Rocket Internet voran. In den letzten zwei Wochen gewann er zwei grosse Investoren dazu: Der Konzern United Internet hat für 435 Millionen Euro einen Anteil von 10,7 Prozent an der Berliner Beteiligungsgesellschaft gekauft. Eine Woche zuvor schoss der philippinische Telekom-Konzern Philippe Long Distance Telephone 330 Millionen Euro frisches Eigenkapital in die Rocket-Holding und erhält dafür 10 Prozent Anteil. Nun wird Rocket Internet mit 4,3 Milliarden Euro bewertet, eine Milliarde mehr als noch vor sieben Tagen. Auch andere klingende Namen haben schon in Samwer und Co. investiert: Der deutsche Holtzbrinck-Verlag etwa, der indische Stahlmagnat Lakshmi Mittal, der französische Luxusmilionär François Henri Pinault gehören dazu, aber auch die US-Investmentbank J. P. Morgan. Rocket Internet gilt nun als eines der wertvollsten Berliner Unternehmen. Zum Vergleich: Der Medienkonzern Axel Springer (u.a. «Bild», «Welt») wird an der Börse ebenfalls mit 4,3 Milliarden Euro bewertet.
Wer gross sein will, darf keine kleinen Visionen haben. Rocket Internet soll der Internet-Marktführer ausserhalb der USA und Chinas werden, sagte Samwer einmal. Es geht vor allem darum, zu siegen und in einem Atemzug mit Mark Zuckerberg (Facebook) oder Peter Thiel (Paypal) genannt zu werden. Samwer meint es ernst, wenn er sagt: «Ich werde sterben, um zu gewinnen.»
Das Imperium
Marc (Jahrgang 1970), Oliver (1973) und Alexander (1975) wuchsen in Köln auf. Sie studierten in Köln, Vallendar, Oxford und Harvard Rechtswissenschaften, BWL und VWL. Heute arbeiten sie in München und Berlin. Die drei Brüder agieren über den European Founders Fund (EEF) und Rocket Internet. Der EEF ist ihr Wagniskapitalgeber. Rocket ist der sogenannte Inkubator, also die Beteiligungsgesellschaft, der erfolgreiche Geschäftsmodelle aus den USA kopiert und dann Startups auf den Weg bringt. Mittlerweile haben sie Beteiligungen in mehr als 30 Ländern. Angefangen hat ihr Erfolg mit Alando, einem Internet-Auktionshaus nach dem Vorbild des US-Unternehmens Ebay. Es folgte der Klingeltonanbieter Jamba, der Youtube-Klon my Video oder der deutsche Groupon- Vorgänger City Deal. Zwischenzeitlich hatten sie auch Anteile an den Kontaktnetzwerken Facebook und StudiVZ.