
Rennfahrer Fredy Barth fuhr die Strecke des Hockenheimrings zum ersten Mal virtuell.
Rennfahrer Fredy Barth testetSo realistisch sind Rennsimulatoren
Mit Simulatoren kann jeder virtuelle Motorsportluft schnuppern. Doch wie realistisch ist der Rennspass wirklich? Fredy Barth hat für uns drei Anbieter geprüft.
- von
- Michael Lusk / A&W Verlag
Den Hockenheimring kennt Fredy Barth wie seine Westentasche. In den letzten 20 Jahren hat er auf der deutschen Formel-1-Rennstrecke schon unzählige Runden gedreht. Früher aktiv im Motorsport und in verschiedenen Rennklassen, heute als Instruktor und Veranstalter von eigenen Trackdays. Dennoch ist dieser Rennsimulator-Test auch für ihn Neuland. Denn erstmals absolviert er die 4,574 Kilometer lange Rundstrecke nicht real und in einem richtigen Auto, sondern virtuell in drei unterschiedlichen Simulatoren, die von 11’000 bis 80'000 Franken kosten. Nur soviel vorneweg: Fun hatte Fredy Barth mit allen.
Training für Racer und Hobbypiloten
Los gehts bei der Racing Fuel Academy in Horgen. Das Besondere: Die rund 19'000 bis 45’000 Franken teuren Simulatoren werden von der Firma im ersten Stock des Gebäudes für Partner-Lounges und Privatrennfahrer gebaut. In der Lounge im zweiten Stock stehen mehrere zum Ausprobieren und Selberfahren bereit. Nach einer kurzen Einführung schwingt sich Fredy in den Sitz und legt los. Schon nach wenigen Runden hat er sich ans Rennfahren im Simulator gewöhnt: «Die Haptik und Handhabung sind sensationell, die Lenkung fühlt sich sehr realistisch an. Auch die Strecke ist visuell absolut realitätsgetreu umgesetzt. Details wie Bodenwellen, Curbs und weitere Besonderheiten, die man sich als Rennfahrer merkt, sind genau dort, wo sie auf dem echten Hockenheimring auch sind.» Er spürt sogar die Unterschiede zwischen verschiedenen Autos, nachdem er virtuell von einem Porsche auf einen Mercedes wechselt. «Hier können nicht nur Kollegen gegeneinander fahren und Spass haben, sondern auch ambitionierte Hobby- und Profisportler für echte Einsätze auf über 300 Autos und 100 Strecken üben.»
Formel 1 für Laien
Beim zweiten Anbieter in unserem Test, Racing Racing Unleashed in Kempthal, können Laien in einen Formel-1-Renner steigen. Aber auch Profis aus der Welt des eSports kennen das Unternehmen bestens. Diese treten auf High-End-Simulatoren im Wert von rund 80'000 Franken gegeneinander an, gefahren wird virtuell im Formel-1-Auto von Ferrari aus dem Jahr 2017. Dem Sieger dieser Rennen winken pro Sieg immerhin 2500 Franken Preisgeld. Und so erstaunt es nicht, dass vor Corona-Zeiten sogar aus Tschechien Teams extra nach Kempthal angereist sind, um hier Rennen zu fahren. Dass die Simulatoren haptisch und visuell auf Top-Niveau sind, bestätigt auch Fredy nach einigen Runden: «Hier sind sogar die G-Kräfte beim Bremsen zu erahnen. Diese werden über einen Gurtstraffer bis zur Atemnot simuliert. Das Pedal vermittelt eine lineare Rückmeldung. Überzeugend und der grosse Pluspunkt dieses Simulators ist die detailgetreue Grafik. Man sieht jedes Detail wie die rot-weissen Curbs und sogar den Kies in den Auslaufzonen, selbst die Bäume ausserhalb der Strecke entsprechen der Realität.» Einzig das Lenkrad ist eine Nachbildung und entspricht nicht wirklich dem Original. «Man kann auch ohne Simulator- oder Rennsporterfahrung sofort loslegen, im Basismodus wird sogar die Ideallinie eingeblendet. Da hier in Formel-1-Tempo gefahren wird, passiert allerdings alles auf einem unglaublich hohen Level, sodass für Neulinge oder Hobbysportler, die eine Strecke besser kennenlernen wollen, alles fast schon etwas zu schnell geht. Aber Spass macht dieser Simulator gigantisch.»
VR-Rennfeeling in der Gruppe
Last but not least gehts zu VR Race in Schaffhausen. Hier können bis zu zehn Kollegen und Kolleginnen gleichzeitig gegeneinander antreten. Das Besondere an diesen Simulatoren im Wert von 11’000 Franken ist die VR-Brille. Mit ihr hat man das Gefühl, im Auto zu sitzen. Jede Kopfbewegung ändert die Sicht so, dass man die Fahrt ohne Einschränkung und Ablenkung aus der realen Welt erlebt, wie Fredy Barth schon nach ein paar Runden resümiert: «Ich war gerade in Hockenheim. Auch wenn das Bild der VR-Brille nicht mit dem auf einem Monitor vergleichbar ist, fühlt man sich wie auf der Rennstrecke. Selbst Bodenwellen oder Curbs werden durch Vibrationen gut simuliert. Die Lenkräder fühlen sich griffig an und geben ein realistisches Feedback des Fahrzeugs und der Strecke. Was mir ebenfalls gefällt, ist die Tatsache, dass man vor Zuschauern fährt. Das gibt dem Ganzen zusätzlichen Erlebnischarakter. Die Mischung passt!» Je nach gebuchtem Package kostet eine Stunde weniger als 40 Franken pro Person. Team-Events und Firmenanlässe sind die Hauptzielgruppe, wie der Betreiber bestätigt. Dank eingebautem Team-Funk können die Teilnehmer auch während des Rennens ihre Emotionen teilen und frei rauslassen – Stimmung ist so garantiert!
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