Gesucht wirdSo schräg sind Schweizer Jobinserate
Unklare Jobtitel oder lustige Vertipper von «Verkackungsindustrie» bis «Weiberbildung»: Unter Schweizer Inseraten gibt es viele witzige Perlen.
- von
- S. Spaeth
Gesucht wird ein «attraktiver Bauführer», ein «007 des Verkaufs» oder ein «Jäger des verlorenen Schatzes». Alles klar? Fühlen Sie sich angesprochen? In Jobinseraten auf Schweizer Firmenwebsites haben sich etliche schräge Formulierungen, Tippfehler oder wirre Berufsbezeichnungen eingeschlichen. Aufgefallen sind sie dem Team der Firma Jobchannel, die daraus ein Buch gemacht hat.
Jobchannel betreibt eine Reihe spezialisierter Job- und Fachplattformen. Dazu scannt eine Software 24 Stunden am Tag Firmenwebseiten nach offenen Stellen und stellt sie in den entsprechenden Rubriken dar. «Unser Roboter stösst ab und zu auf Fehler oder Unklarheiten, etwa weil er den Job aufgrund einer zu kreativen Bezeichnung nirgends zuordnen kann», sagt Projektleiterin Carole Kläy zu 20 Minuten. Hier komme dann der Mensch ins Spiel, der Inserate interpretieren könne. Jobchannel greift offene Jobs bei mehreren Tausend Unternehmen ab.
Nur anonymisierte Angaben
Für Jobchannel ist das Buch «Skurrile Stellenanzeigen und wie man es richtig macht» einerseits ein Marketinginstrument. «Andererseits wollen wir aufzeigen, wie wichtig ein ansprechendes Jobinserat im Rekrutierungsprozess ist», so Kläy. Stelleninserate sind so etwas wie die Visitenkarte eines Unternehmens – Fehlerfreiheit ist darum das A und O: «Schon ein kleiner Tippfehler kann Unprofessionalität ausdrücken und Bewerber abschrecken», heisst es denn auch in der Einleitung.
Die Firmennamen sind im Buch anonymisiert, alle Inserate sind aber tatsächlich so erschienen (siehe Diashow). «Wir wollen niemanden an den Pranger stellen oder uns über jemanden lustig machen. Es geht uns darum, aufzuzeigen, wie man es besser macht», sagt Kläy. Die Projektleiterin hat die schrägen Inserate während der letzten zwei Jahre gesammelt. Die eigentliche Buchproduktion begann im vergangenen September. Das Buch kann über die Website von Jobchannel ab sofort bestellt werden.
Steigt die Fehlerquote?
Hat die Qualität der Jobinserate in den letzten Jahren zu- oder abgenommen? Darauf hat Kläy keine Antwort, weil dies nicht gemessen worden sei. Klar sei aber, dass die Zahl der Stelleninserate in den letzten Jahren wegen des Fachkräftemangels zugenommen habe. «Dadurch steigt automatisch die Anzahl weniger idealer Stelleninserate», so Kläy.
Schon fast abschreckend wirken in gewissen Inseraten die hohen Anforderungen an die Bewerber. «Ein Unternehmen möchte immer den perfekten Kandidaten finden. Das ist aber ein Idealtyp und meist nicht sehr realistisch», sagt Expertin Kläy und spricht von einer Gratwanderung für die Firmen. Wenn die Anforderungen zu tief seien, würden sich zu viele Leute mit unpassenden Fähigkeiten bewerben. Für Jobsuchende gilt die Faustregel: Eine Bewerbung lohnt sich, wenn man 80 Prozent der Anforderungen erfüllt.
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