Beton und BeamteSo schützt die Polizei die Volksfeste gegen Terror
Am Wochenende wird die Schweiz zur Festhütte. Um gegen allfällige Anschläge gewappnet zu sein, werden Strassen zuparkiert und Scheinwerfer aufgestellt.
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- ehs/sda
Diesen Freitagabend startet die Badenfahrt, das zweitgrösste Volksfest der Schweiz. Eine Million Menschen werden in den nächsten zehn Tagen in der Aargauer Stadt erwartet. Gleichzeitig steigen dieses Wochenende das St. Galler Fest mit bis zu 60'000 Teilnehmern und das Openair Gampel im Kanton Wallis, das rund 80'000 Besucher erwartet. Auch kleinere Feste wie das Stadtfest Rapperswil-Jona gehen über die Bühne.
Die Sicherheitsverantwortlichen setzen auf Strassensperren und mehr Polizei-Präsenz. Beim St. Galler Fest werden Zugänge zu den Gassen mit parkierten Fahrzeugen abgesperrt. Zudem sind mehr Polizisten unterwegs. Die Anschläge in Spanien hätten keinen Einfluss auf das Sicherheitskonzept, sagt Florian Schneider, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, zu 20 Minuten. An der Einschätzung der Sicherheitslage habe sich grundsätzlich nichts geändert.
Badenfahrt wird abgeriegelt
Zwar geht der Nachrichtendienst des Bundes davon aus, dass das Risiko für Nachahmungstaten vorübergehend steigt. Die Möglichkeit von Terror-Anschlägen ist aber bereits seit längerem in die Sicherheitskonzepte von Grossanlässen einbezogen – nicht zuletzt, weil in den vergangenen Monaten und Jahren in vielen grossen europäischen Städten solche Anschläge verübt wurden.
Auch bei der Badenfahrt setzen die Organisatoren und die Polizeien auf Betonelemente, die das Festgebiet für Autos unbefahrbar machen. Diese Taktik sei bereits bei früheren Anlässen im Kanton wie den Jugendfesten in Aarau oder Zofingen zum Einsatz gekommen, sagt ein Sprecher der Kantonspolizei Aargau zu 20 Minuten. Zudem seien Patrouillen bereits letztes Jahr mit Sturmgewehren ausgerüstet worden.
Keine Krisensitzung
Eine Krisensitzung, an der über neue Sicherheitsmassnahmen beraten werde, gebe es aber nicht. Der «Blick» hatte vermeldet, eine solche finde heute statt. Der oberste Einsatzleiter wisse davon nichts, heisst es bei der Kantonspolizei Aargau. Ein monatelang ausgearbeitetes Sicherheitskonzept könnte sowieso nicht wenige Stunden vor Festbeginn geändert werden. Es sei auch nicht nötig, da die Bedrohungslage grundsätzlich gleich geblieben und das Sicherheitskonzept auch auf terroristische Bedrohungen ausgerichtet sei.
Auch beim Openair Gampel wurde bereits nach den Anschlägen in Nizza und im Pariser Konzertlokal Bataclan mit einem «engmaschigen Sicherheitskonzept» reagiert, wie ein Sprecher sagt. Unabhängig von den Ereignissen in Barcelona seien die Zufahrtswege erstmals mit Betonelementen abgesperrt worden. Ausserdem gebe es eine bessere Beleuchtung der Bereiche ausserhalb des Geländes – um Schleichwege so sichtbar zu machen, dass sich nähernde Personen sofort auffallen.
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat heute mitgeteilt, die Schweiz als Teil der westlichen Welt sei weiterhin ein mögliches Ziel von islamistischem Terror. Auch die Gefahr, dass das Land als Logistikbasis von Terroristen dienen könnte, bestehe. Die Bedrohungslage und die Wachsamkeit der Behörden blieben erhöht. Das Fedpol stehe in engem Kontakt mit den spanischen Kollegen.