Tag nach Black FridaySo sieht die grosse Anti-Black-Friday-Bewegung aus
Einen Tag nach der grossen Rabattschlacht ist der Kauf-nix-Tag. Dieser wird von Konsumgegnern gefeiert und soll nachhaltiges Einkaufen fördern.
Am Black Friday veranstalteten Klimaaktivisten in der Basler Freien Strasse eine Protestaktion gegen den Konsumwahn.
Darum gehts
Samstag ist Kauf-nix-Tag.
Der Aktionstag ruft dazu auf, einen Tag kein Geld auszugeben.
Anhänger der Bewegung wehren sich so gegen den Black Friday.
Am Freitag war Black Friday. Wegen Corona fand die Schnäppchenjagd vor allem online statt: Der Kundenansturm war riesig und legte sogar die Websites von Interdiscount und Fust für kurze Zeit lahm. Einige Händler verbuchten doppelt so viel Umsatz.
Doch der Schnäppchentag sorgt nicht nur für Begeisterung. Denn es gibt viele Konsumgegner. Darum findet einen Tag nach der grossen Rabattschlacht der Kauf-nix-Tag statt. Ein Aktionstag aus den USA, der dazu aufruft, einen Tag lang kein Geld auszugeben.
Jeder Zweite will Black Friday abschaffen
Während der Kauf-nix-Tag in den USA zeitgleich mit dem Black Friday stattfindet, ist der Tag in Europa einen Tag nach dem Schnäppchentag angesiedelt. Mit der Antibewegung zum Black Friday soll nachhaltiges Konsumverhalten gefördert werden.
Die Idee findet in der Schweiz Anklang: Jeder zweite Schweizer würde den Black Friday abschaffen, wie eine Umfrage von Demoscope im Auftrag von Blackfridaydeals.ch zeigt. Das liegt laut Retail-Experte Julian Zrotz nicht nur an der Corona-Pandemie: «Gesellschaftlich wichtige Themen wie die Überkonsumation und die Klimaerwärmung sorgen für eine schlechte Konsumentenstimmung.»
Rabattschlacht führt zu Widersprüchen
Der Black Friday scheidet die Geister: Schnäppchenjäger stürmen die Läden, und Konsumkritiker rufen zum Boykott auf. Wie geht das zusammen? Laut Wirtschaftspsychologe Christian Fichter führe der Schnäppchentag bei vielen Menschen zu einem inneren Widerspruch. Denn Sparen finden die meisten Menschen toll und wüssten zugleich, dass zu viel Konsum nicht glücklich mache: «Man möchte ein bequemes Leben mit einem grossen Flatscreen zu Hause haben und gleichzeitig die Umwelt schützen.» Um den Widerspruch aufzulösen, kommen Rechtfertigungen zum Einsatz: «Dann heisst es: Wegen Corona musste ich verzichten, darum gönne ich mir jetzt etwas», erklärt Fichter. Denn Menschen können verschiedene Werte vertreten, auch wenn diese nicht immer zusammenpassen.
Die Basler Klimajugend rief am Black Friday zum Boykott auf. Dafür liessen sich die Aktivisten am Freitagabend auf der Freien Strasse in Basel gleichzeitig zu Boden fallen, als Zeichen gegen die systematische Zerstörung von Mensch und Umwelt (siehe Video oben).
Auch auf den sozialen Medien äussern sich viele Menschen kritisch zum Black Friday. Verschiedene Twitter-User schreiben, dass ihr Portemonnaie am Schnäppchentag verschlossen bleibt und sie extra aufs Einkaufen verzichten:
Ein anderer User betont, dass man sich nicht auf die Rabattschlacht einlassen muss und auch den vollen Preis für Produkte zahlen kann:
Dabei ist die Rabattschlacht nicht nur vereinzelten Personen ein Dorn im Auge. Auch Detailhändler wehren sich gegen den Konsumrausch. Beim Familienunternehmen Walder Schuhe findet der Black Friday nicht statt – seit Jahren.
Aus Protest wurde im Laden im Glattzentrum Zürich sogar ein Anti-Black-Friday-Plakat aufgehängt mit der Aufschrift: «An Black Friday sind wir das schwarze Schaf.» Statt Rabatte bot der Schuh-Shop eine Spendenaktion: Pro Einkauf gingen 5 Franken an ein Hilfswerk.
Tauschen statt Kaufen
Der Online-Weinhändler Delinat boykottierte den Black Friday auch und bot statt Rabatten Verteuerungen an. Alles im Webshop kostete 10 Prozent mehr. Den Erlös aus dem Aufpreis spendet der Shop der Initiative für sauberes Trinkwasser.
Das Unternehmen Freitag hat sogar seinen Onlineshop abgestellt und rief zum kostenlosen Taschen-Tindern auf der Tauschplattform S.W.A.P. auf. Dort können Freitag-Taschen-Besitzer ihre Produkte miteinander tauschen – gratis und ohne Abfall zu produzieren.