CS-Absturz: Bankenkrimi läuft im Bernerhof – das sind die Knackpunkte im CS-Poker 

Aktualisiert

CS-AbsturzBankenkrimi läuft im Bernerhof – das sind die Knackpunkte im CS-Poker 

Der Bundesrat, die UBS und die Credit Suisse (CS) verhandeln in Bern eine Übernahme der angeschlagenen Schweizer Grossbank. Diese Optionen hat die CS jetzt noch.

von
Marcel Urech
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Der Druck auf die Schweiz sei riesig, und eine Pleite der CS wäre verheerend, sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger auf Anfrage von 20 Minuten.

Der Druck auf die Schweiz sei riesig, und eine Pleite der CS wäre verheerend, sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger auf Anfrage von 20 Minuten.

20min/Marco Zangger
Der Bundesrat denke jetzt nicht darüber nach, was in drei Jahren sei, sondern darüber, was er morgen ankündigen könne, so Geiger.

Der Bundesrat denke jetzt nicht darüber nach, was in drei Jahren sei, sondern darüber, was er morgen ankündigen könne, so Geiger.

20min/Marco Zangger
«Es braucht eine schnelle Lösung, die das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz wiederherstellt», sagt Geiger.

«Es braucht eine schnelle Lösung, die das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz wiederherstellt», sagt Geiger.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Das Kartellrecht spricht gegen eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS.

  • Zustande kommen könnte sie aber trotzdem, sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger.

  • Denn das Ausland mache Druck auf die Schweiz und der Bundesrat müsse jetzt schnell handeln.

Wie geht es weiter mit der Credit Suisse? Der Bundesrat hat sich erneut im Bernerhof getroffen, um über das Schicksal der Bank zu entscheiden. Im Raum stehen verschiedene Szenarien, unter anderem eine Übernahme der CS durch die UBS, ein Zusammenschluss mit einer ausländischen Bank oder eine Aufspaltung der CS.

Der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger beantwortet auf Anfrage von 20 Minuten die wichtigsten Fragen.

Hat die Credit Suisse noch eine andere Option als eine Übernahme?

Grundsätzlich ja, denn die CS bestehe heute eigentlich aus mehreren Banken, die unter einem Namen auftreten, sagt Geiger. Also gebe es auch mehr Optionen als bloss einen Verkauf des ganzen Unternehmens. Denkbar sei zum Beispiel eine Aufspaltung in verschiedene Teile:

  • Das Geschäft in der Schweiz
    «Dieser Teil dürfte profitabel sein und ist wohl zehn bis 15 Milliarden Franken wert», sagt Geiger. Die CS könnte ihn zum Beispiel der Zürcher Kantonalbank oder einer anderen Schweizer Bank verkaufen.

  • Das Asset-Management
    Zu diesem Teil gehört das Geschäft mit Versicherungen, Pensionskassen und institutionellen Anlegern. «Hier ist die Bank weniger gut aufgestellt, aber sie würde sicher einen Käufer finden», so Geiger.

  • Das internationale Private Banking
    Auch für diesen Bereich sollte sich ein Käufer finden lassen, sagt Geiger.

  • Die Investmentbank
    «Sie ist seit über 20 Jahren das Problem der CS, ein Käufer für sie zu finden, wird schwierig.»

Sicher sei, dass die Bank in der heutigen Form keine Zukunft mehr habe und so nicht weiter existieren könne, sagt Geiger. Aktuell sehe es so aus, als ob es zu einer Übernahme kommen werde.

Was spricht gegen eine Übernahme der CS durch die UBS?

«Das Kartellrecht», sagt Geiger. Aus Kartellsicht sei es heikel, wenn die UBS den Schweizer Teil der CS bei sich integrieren würde: «Die UBS müssten ihn dann wohl unter einem neuen Namen separat an die Börse bringen.» Das internationale Privatkundengeschäft der CS könnte die UBS aber behalten.

Was spricht für eine Übernahme der CS durch die UBS?

Dass der Bundesrat nun möglichst schnell handeln müsse und jemand suche, «der das Puff aufräumt», sagt Geiger. Denn der Druck auf die Schweiz sei riesig, und eine Pleite der CS wäre verheerend. Der Bundesrat denke jetzt nicht darüber nach, was in drei Jahren sei, sondern darüber, was er morgen ankündigen könne. «Es braucht eine schnelle Lösung, die das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz wieder herstellt», sagt Geiger.

Wer könnte die CS sonst noch übernehmen?

In den Medien kursieren die Namen diverser Übernahmekandidaten, unter anderem die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock, die Deutsche Bank, die französische BNP Paribas, die britische HSBC und die spanische Santander. Bei der Deutschen Bank ist Geiger skeptisch, sie befinde sich nach ihrer Sanierung immer noch in der Erholungsphase. Die anderen Banken seien wohl höchstens an Teilen der CS interessiert.

Was wäre für die CS die beste Option?

Wichtig sei jetzt vor allem, dass die CS das Vertrauen wiederherstellen könne, sagt Geiger: «Wenn die Kunden davonlaufen, bringt auch eine Übernahme nichts.» Eine gute Lösung wäre wohl, dass die UBS die Bank übernehme, aufspalte und den Schweizer Teil separat an die Börse bringe, so Geiger.

Wie viel müsste der Käufer bezahlen und wer bestimmt den Preis?

Geiger geht davon aus, dass der Käufer der CS wohl den aktuellen Börsenwert «plus einen kleinen Aufschlag» bezahlen würde. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung der CS bei rund 7,43 Milliarden Franken. Die UBS müsste dem CS-Aktionariat dann ein Angebot machen, und dieses müsste zustimmen, so Geiger. Laut der «Financial Times» hat die UBS allerdings bloss eine Milliarde Franken offeriert.

Was passiert, wenn die Übernahme platzt?

Das ist laut Geiger unklar. Sicher sei aber, dass die Schweiz ein grosses Interesse daran habe, den Schweizer Teil der Bank zu retten. Das sei im «too-big-to-fail-Konzept» von 2008 auch so vorgesehen. Wie die Schweiz auf den internationalen Druck von aussen reagieren müsse, stehe da aber nicht drin, so Geiger.

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