NostalgieSo tuckerte der Circus Knie früher durchs Land
Es liegt im Wesen eines jeden Zirkus, dass er von Ort zu Ort fährt. Sehen Sie, wie schön nostalgisch dies beim Circus Knie früher der Fall war.
Das Zirkusvolk reist viel und tut dies auch auf der Schiene: Jedes Jahr von März bis November ist der Schweizer National-Circus Knie auf Tournee und besucht dabei 30 verschiedene Spielorte im ganzen Land: 1400 Tonnen Ausrüstung, darunter Kassen- und Gerätewagen sowie Traktoren, werden dabei jeweils auf Eisenbahnwagen verladen und reisen, verteilt auf zwei Güterzüge von bis zu 450 Metern Länge, an den nächsten Ort.
Zum 100. Geburtstag des National-Circus Knie widmet das Verkehrshaus in Luzern der Knie-Dynastie nun die Ausstellung «Knie auf Reisen».
Wagen Nr. 29 ist eine Legende
Zu sehen ist in der Ausstellung auch der legendäre Original-Zirkuswagen Nr. 29: Teppichboden, ein Spiegelschrank und dunkelrotes Polster. Von den kleinen Kippfenstern an der Decke blättert die Farbe, auf dem Tisch gelbe Tassen, ein silbriger Überwurf bedeckt das Bett. Hier ist vieles noch so wie vor 45 Jahren, als Margrit Knie-Lipuner starb. Die Grossmutter von Rolf und Fredy Knie jun. hatte in dem Zirkuswagen gelebt, den das Verkehrshaus in der Themeninsel «Knie auf Reisen» zeigt, die am Dienstag eröffnet wurde.
Für die Reise zwischen den Spielorten wurde das kleine Zuhause einst jeweils auf einen Eisenbahnflachwagen gesetzt. Einmal angekommen, fuhr es auf den eigenen Rädern zum Zirkusplatz. Noch heute kann der Zirkus Knie rund die Hälfte seiner 140 Wagen auf die Schienen verlagern. Zwei Güterzüge transportieren die 1400 Tonnen Material an die rund 30 Spielorte.
Damals war Nr. 29 State of the Art
Für damalige Verhältnisse sei es ein grosser Wagen gewesen, erinnerte sich Fredy Knie jun., der zur Ausstellungseröffnung in Luzern erschien. Es sei ein emotionaler Moment für ihn, sei er doch seiner Grossmutter sehr nahe gewesen. Er habe als kleiner Knabe viel Zeit mit ihr verbracht, oft auf dem roten Sofa geschlafen. Sie habe ihm viel beigebracht, Geschichten erzählt und immer Zeit gefunden.
Vom General bis zum Filmstar
Als sie 1974 starb, sei er letztmals im Wagen gewesen. Diesen hat das Verkehrshaus als Leihgabe erhalten und in seiner damaligen Form konserviert. Vor seiner Zeit beim Zirkus sei der Wagen das temporäre Daheim des Architekten Louis Favre gewesen, der den Bau des Gotthardtunnels verantwortete. Knies Grosseltern Friedrich und Margrit nutzten den über hundertjährigen Wagen ab 1919.
Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes bewohnte Margrit Knie-Lipuner den «Original Zirkuswagen Nr. 29» bis ins hohe Alter. Da sie viel Zeit gehabt habe, empfing sie darin oft Besuch, sagte Knie jun. So sei etwa Charlie Chaplin seit seiner Zeit in der Schweiz jede Saison vorbeigekommen.
Auch Schauspielerin Audrey Hepburn, General Henri Guisan und der Schriftsteller Carl Zuckmayer kamen nach den Vorführungen in den Wagen Nr. 29. In der Ausstellung im Verkehrshaus zeugen Fotos von diesen Begegnungen. Nach dem Tod der Grossmutter habe der Zirkus einen eigenen Empfangswagen anschaffen müssen, sagte Knie jun.
Zu sehen ist in der Knie-Ecke in der Schienenhalle des Verkehrshauses auch ein detailgetreues Grossmodell der Zirkusanlage inklusive Zelt, Zoo und Tierausstellung. Dieses stand zuvor in der Seelöwenanlage im Kinderzoo Rapperswil. Dazu kommen historische Filmaufnahmen vom Zirkusaufbau.
(sda)