Jährlich 420 TonnenSo viel Abfall landet in Leitungen und Kläranlagen
Vieles gehört nicht in die Kanalisation. Trotzdem muss die Kläranlage Schönau in Cham ZG tonnenweise Abfall entsorgen. Darunter sind auch ungewöhnlich Funde.
- von
- tst/gwa
Wattestäbchen, Kosmetiktücher,Tampons, Kondome und Essensreste. Das und vieles mehr gehört nicht ins Abwasser. Trotzdem gelangen diese Dinge immer wieder in die Kläranlage
Schönau in Cham. So viel, dass die Gemeinde Cham in ihrer aktuellen «Gemeindeinfo» die Leute darauf aufmerksam macht, was alles nicht die Toilette runtergespült werden darf.
Der Abfall könne sich in den kilometerlangen Kanälen oder den Pumpstationen bis zur Kläranlage absetzen. Die Gemeinde schreibt: «Eigentlich wäre es ganz einfach: Nur Fäkalien und Toilettenpapier dürfen durch das WC in die Kanalisation entsorgt werden. Und sonst nichts.»
Reinigungstücher sind problematisch
Trotzdem musste der Gewässerschutzverband GVRZ des Kanton Zugs im vergangenen Jahr 420 Tonnen Abfall entsorgen, wie der Betriebsleiter der ARA Schönau Thomas Klaus mitteilte. «Der Mehraufwand durch den Abfall entsteht im Kanalnetz, in den Pumpwerken.»
Für Reinigung, Wartung und Unterhalt im Kanalnetz seien zwei Vollzeitstellen nötig. «Grosse Mühe haben wir mit Reinigungstüchern, Produkte aus Watte oder Textilien, da damit eine Pumpe verstopft und blockiert werden kann.»
Abfallentsorgung kostet 84'000 Franken
Dabei würden auch noch Kosten für die korrekte Abfallentsorgung in der Kehrichtverbrennungsanlage anfallen. Eine Tonne Abfall koste ungefähr 200 Franken. Hochgerechnet aufs Jahr sind das ungefähr 84'000 Franken. «Das Mühsame ist das Entfernen des Abfalls aus verstopften Pumpen, das Reinigen von verdreckten Becken und Kanälen», sagt Klaus.
Wenn das Abwasser nicht mehr zur ARA fliessen kann, gebe es Rückstau in der Kanalisation. «Wenn das nicht rechtzeitig behoben wird, kann es zur Entlastung von Abwasser in Gewässer führen.»
Aussergewöhnlicher Abfall
Auch Stoffe wie Maschinenöle, Farbe und Benzin würde in Kläranlage gelangen. Dabei könne in den meisten Fällen nicht zurückverfolgt werden, von wo diese Stoffe ins Abwasser entsorgt wurden. Wenn die Stoffe aber in der ARA bemerkt werden, dann seien Mengen entsorgt worden, die nur aus Industrie und Gewerbe stammen könnten.
Der aussergewöhnlichste Fund in der Kläranlage Schönau liege schon einige Jahre zurück: «Langjährige Mitarbeiter mögen sich noch erinnern, dass ein totes Kalb angeschwemmt wurde.»
Aufruf in Mauensee nützte nichts
Auch in Mauensee im Kanton Luzern kennt man das Problem. Dort hatte die Gemeinde in ihrem offiziellen Publikationsorgan vergangenen Monat ebenfalls darauf hingewiesen, dass Leitungsrohre wegen Güsel verstopft werden können. Diese müssten mit viel Aufwand und unter «unangenehmen Arbeitsbedingungen und zusätzlichen Kosten immer wieder von Abfall befreit und gesäubert werden».
Offenbar nahmen sich die Mauenseer den Aufruf nicht zu Herzen: In der neusten Ausgabe der «Mauensee Wellen» ermahnt die Gemeinde ihre Einwohner erneut: «Mitte September 2018 musste nun bereits wieder eine Abwasserpumpe ausgebaut und repariert werden», heisst es.
Putzlumpen, Feuchttücher, Papierfasertücher und grosse Stoffteile hätten die Pumpe verstopft. «Wir rufen deshalb die Bevölkerung nochmals eingehend auf, nur Sachen über das WC zu entsorgen, die auch wirklich ins WC gehören», heisst es im Publikationsorgan weiter.