Wehrpflichtabgabe: So viel kostet Secondos der rote Pass wirklich

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WehrpflichtabgabeSo viel kostet Secondos der rote Pass wirklich

Nach einer Gesetzesänderung müssen kürzlich eingebürgerte Secondos viel länger Wehrpflichtersatz leisten. 20 Minuten zeigt, wie viel sie die Einbürgerung nun kostet.

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Nach einer Gesetzesänderung müssen kürzlich eingebürgerte Secondos viel länger Wehrpflichtersatz leisten. Luis R.* erzählt im Video, was das für ihn und seine Familie bedeutet. (Video: M. Medricky)

2017 bezahlten 248'000 junge Schweizer 174 Millionen Franken Wehrpflichtersatz. Seit diesem Jahr werden auch Secondos wie Fabio P.* stärker zur Kasse gebeten. Er muss nach einer Gesetzesänderung bis zum 37. statt bis zum 30. Geburtstag drei Prozent seines Einkommens an den Staat abliefern. Er kritisiert, im Einbürgerungsverfahren nicht über das neue Gesetz aufgeklärt worden zu sein.

Für viele Leser ist darum klar, dass sie mit der Einbürgerung lieber zuwarten. Der Niederländer J. D.* (23) etwa wohnt seit zwölf Jahren in der Schweiz. Er sagt: «Ich warte bewusst mit dem Schweizer Pass. Ich sehe nicht ein, wieso ich einrücken oder die Ersatzabgabe leisten sollte, wenn ich das vermeiden kann.» Viele seiner Kollegen stimmten ihm zu.

So wirkt sich die Gesetzesänderung aus

Wie teuer Secondos eine Einbürgerung effektiv zu stehen käme, zeigen die folgenden Rechenbeispiele. Es handelt sich um fiktive Fälle.

Der 22-Jährige kommt ursprünglich aus Serbien und ist Student im Masterstudium. Er könnte nach einer Einbürgerung noch den Militär- oder Zivildienst leisten oder in den Zivilschutz eingeteilt werden. Ist er untauglich, muss er elf jährliche Ersatzabgaben entrichten. Da er noch studiert und danach reist, bezahlt er in den ersten zwei Jahren das Minimum von 400 Franken im Jahr. Später kommt er auf ein durchschnittliches steuerbares Einkommen von 55'000 Franken. Die Ersatzabgabe summiert sich auf insgesamt 15'650 Franken. Hinzu kommen die Kosten für die Einbürgerung.

Der Italo-Schweizer lässt sich mit 29 einbürgern. Für die RS oder den Zivildienst ist er zu alt, weshalb er die Abgabe leisten muss. Der Automechaniker erzielt ein durchschnittliches steuerbares Einkommen von 30'000 Franken. Das Jahr der Einbürgerung zählt noch nicht. Er zahlt somit etwa 7200 Franken Wehrpflichtersatz. Vor der Gesetzesänderung hätte er einen Bruchteil davon bezahlt.

Der deutsch-schweizerische Doppelbürger Heiko bezieht eine IV-Rente und ist dienstuntauglich. Weil er erheblich körperlich behindert ist, ist er von der Ersatzabgabe befreit.

Mit 33 beschliesst Abbas, Schweizer zu werden. Mit dem neuen Gesetz muss auch er eine Abgabe bezahlen. Er hat in der Unternehmensberatung Karriere gemacht und kommt auf ein steuerbares Einkommen von durchschnittlich 120'000 Franken im Jahr. Seine Armee-Rechnung beläuft sich auf total 14'400 Franken.

* Namen der Redaktion bekannt

Im Schnitt zahlen Schweizer 708 Franken Ersatzabgabe pro Jahr

Die Eidgenössische Steuerverwaltung weist in ihren Statistiken darauf hin, dass rund 66 Prozent aller Ersatzpflichtigen ein steuerbares Einkommen unter 40'000 Franken aufweisen und ganze 91 Prozent unter 60'000 Franken. Nur gerade 0,5 Prozent aller Ersatzpflichtigen hätten ein Reineinkommen von über 100'000 Franken. Ausserdem würden 37 Prozent aller Ersatzpflichtigen nur die Mindestabgabe von 400 Franken zahlen. Die durchschnittliche Abgabe im Jahr 2018 betrug 708 Franken.

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