Dominique Rinderknecht: «So wie mir ergeht es auch anderen Frauen»

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Dominique Rinderknecht«So wie mir ergeht es auch anderen Frauen»

Im Herbst machten Tamy Glauser und Dominique Rinderknecht ihre Liebe öffentlich – und schwiegen. Jetzt reden sie endlich über ihre Beziehung.

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los
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Ende Oktober gestanden Dominique Rinderknecht (l.) und Tamy Glauser in einem Video-Statement, dass sie «ein bisschen verliebt» seien.

Ende Oktober gestanden Dominique Rinderknecht (l.) und Tamy Glauser in einem Video-Statement, dass sie «ein bisschen verliebt» seien.

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Seither hat sich viel verändert. Glauser bezeichnet Dominique inzwischen klar als ihre Freundin.

Seither hat sich viel verändert. Glauser bezeichnet Dominique inzwischen klar als ihre Freundin.

Angst, sie könnte Dominique irgendwann mal wieder an einen Mann verlieren, hat sie nicht: «Ich finde, es geht um die Liebe, um den Menschen und um den Schmerz, wenn man den geliebten Menschen verliert; ob an einen Mann oder an eine Frau, scheint mir da unwichtig. Angst habe ich auch nicht. Angst ist unsexy und tut der Beziehung nicht gut», sagt sie.

Angst, sie könnte Dominique irgendwann mal wieder an einen Mann verlieren, hat sie nicht: «Ich finde, es geht um die Liebe, um den Menschen und um den Schmerz, wenn man den geliebten Menschen verliert; ob an einen Mann oder an eine Frau, scheint mir da unwichtig. Angst habe ich auch nicht. Angst ist unsexy und tut der Beziehung nicht gut», sagt sie.

/Melodie Jeng

Ein Video war es, das Ende Oktober Klarheit brachte. «Wir sind ein bisschen verliebt», sagten Model Tamy Glauser und Ex-Miss Dominique Rinderknecht in die Smartphone-Kamera. Seither kreuzten sie medienwirksam an verschiedenen Anlässen zusammen auf, Einzelheiten zu ihrer Liebe aber behielten sie für sich.

In der aktuellen «Weltwoche» geben Tamynique nun ihr erstes gemeinsames Interview. Was die beiden dabei preisgaben:

Die ersten Reaktionen

Dominique: «Es gab keine negative Presse, und wir wurden auch von vielen Leuten auf positive Art und Weise angesprochen. Junge Menschen gratulierten mir sogar zu der mutigen Entscheidung. Und auch in den sozialen Medien gab es viel Lob. Ich war selbst erstaunt.»

Die Veränderungen seit dem Liebes-Outing

Tamy: «Als Dominique in mein Leben trat, interessierte mich plötzlich keine andere Frau mehr. Obwohl ich bereits wusste, dass es mehr als ein Flirt war, hatten wir unsere Liebe zum Zeitpunkt des Outings noch nicht definiert. Heute stelle ich Dominique als meine Freundin vor.»

Ihre Coming-outs

Dominique: «Ich habe nicht gehadert und hatte keine Angst davor, was kommen könnte. Natürlich hat mir Tamy geholfen. Sie gibt mir Sicherheit, ihre Liebe und ihre Erfahrung sind wichtig. Allerdings war es auch ein Glück, dass meine Familie offen ist und schon immer liberal mit dem Thema umging. Auch beruflich hatte mein Coming-out bisher keine negativen Folgen.»

Tamy: «Bei mir war der Fall früher klar. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf, war schon immer irgendwie anders. In der fünften Klasse hatte ich es satt, mich deshalb ständig zu verteidigen, also liess ich meine Haare wachsen und kleidete mich wie die übrigen Mädchen in meiner Klasse. Anfang zwanzig zog ich nach New York und realisierte, wie sehr ich mich in den vorangegangenen Jahren angepasst hatte. Ich rasierte die Haare ab und entdeckte mich Schritt für Schritt wieder – bis ich war, wie ich eben bin.»

Dominiques Sexualität

Dominique: «In meinem Fall kann ich sagen, es war nicht plötzlich, und manche Entwicklungen brauchen Zeit. Man kann lesbisch oder bisexuell sein, ohne es zu leben. So wie mir ergeht es auch anderen. Man weiss heute, dass viele Frauen und Männer nicht zu hundert Prozent heterosexuell sind und doch lange und manchmal für immer so leben. ... Ich bin bisexuell, weil ich mich von Männern und Frauen angezogen fühle.»

Die Klischees

Dominique: «Ein Vorurteil besagt, dass lesbische Frauen nicht hübsch genug seien, um einen Mann zu bekommen. Auch ich war früher in solchen Klischees gefangen, wenn ich über das Thema nachdachte, und ich wusste: ‹Die typischen lesbischen Frauen gefallen mir nicht.› Dabei lernte ich in dieser Zeit womöglich wunderschöne und aufregende Frauen kennen, die lesbisch oder bisexuell waren, und ich erkannte es nicht, weil sie nicht in mein beschränktes Bild passten.»

Über die Gleichstellung

Dominique: «Vieles ist sehr gut. Aber nicht alles. Zum Beispiel sind die registrierte Partnerschaft und die Heirat nicht gleichwertig, und wenn homosexuelle Männer Blut spenden wollen, müssen sie praktisch asexuell leben, ansonsten ist es, trotz HIV-Test, verboten. Das finde ich diskriminierend.»

Tamy: «Im Ausland sehen viele die Schweiz als liberales Vorbild, und die meisten, unter anderem auch Vivienne Westwood, reagieren schockiert, wenn sie erfahren, dass homosexuelle Paare in unserem Land nicht heiraten dürfen. Dass es Menschen verboten ist, ein Kind zu adoptieren, nur weil sie in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, finde ich traurig.»

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