Kinostar Marie Leuenberger : «Sobald Kinder kommen, bleibt die Frau zuhause»

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Kinostar Marie Leuenberger «Sobald Kinder kommen, bleibt die Frau zuhause»

Die Komödie «Die Göttliche Ordnung» über das Frauenstimmrecht behandelt ein wichtiges Kapitel Schweizer Geschichte. Und hat das Leben der Hauptdarstellerin verändert.

von
Martin Fischer

Eine eindrückliche Szene aus «Die göttliche Ordnung»: Der Ehemann verbietet seiner Frau, arbeiten zu gehen. (Video: Filmcoopi)

Marie Leuenberger, warum ist «Die göttliche Ordnung» ein wichtiger Film?

Der Film stellt eine ganz normale Frau ins Zentrum. Eine Frau, die den Mut hat, Nein zu sagen, sich gegen die vorherrschende Meinung zu stemmen. Es ist eine Geschichte über Zivilcourage.

Klingt sehr politisch.

Nicht nur! Ein wichtiges Thema im Film ist für mich auch die Sexualität. Der weibliche Körper gilt immer noch als kompliziert, der weibliche Orgasmus als Rätsel. Aber jede Frau kann einen Orgasmus haben. Als Paar kann man sich damit auseinandersetzen und ganz viel Freude dabei haben.

Tun wir heute aufgeklärter, als wir sind?

Sex ist durch Werbung und Pornos überall – aber das hat nichts mit Sexualität zu tun, es bleibt ein Tabuthema. Auch ich rede selten darüber. Mir gefällt es, dass im Film eine Frau das Thema anspricht und das Paar danach auf eine gemeinsame Entdeckungsreise geht.

Bezeichnen Sie sich als Feministin?

Ich hatte lange das Gefühl, dass ich gleichberechtigt sei. Aber seit ich bei diesem Film gearbeitet habe, kann ich sagen, dass da etwas in mir wächst, auch über mich hinaus.

Was denn?

Eine verschärfte Wahrnehmung für gesellschaftliche Strukturen, vor allem, wie Frauen und Männer miteinander umgehen. Was ihre Rollen sind. Ich merke immer wieder, wie ich selber in Rollenmuster verfalle.

Den Trailer zu «Die göttliche Ordnung» können Sie hier schauen. Das Interview geht unten weiter.

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Was hat sich Ihrer Ansicht nach seit den 1970er-Jahren positiv verändert?

Viel! Die Frauen sind viel selbstbestimmter, und mehr Frauen gehen arbeiten, während mehr Männer zuhause anpacken.

Wie handhaben Sie es mit dem Arbeiten und Muttersein?

Es geht sehr gut – weil ich in Deutschland lebe. In der Schweiz kommt es mir vor, als hätte sich nichts verändert: Sobald Kinder auf die Welt kommen, bleiben die Frauen zuhause.

Weshalb ist das noch so, was denken Sie?

Das hat damit zu tun, dass Frauen immer noch weniger verdienen. Und weil die Krippenplätze enorm teuer sind. Sie müssten zugänglicher gemacht werden, da braucht es Gesetzesänderungen.

Sie sehen also Handlungsbedarf.

Ja! In diesem Bereich ist seit Jahren einfach nichts unternommen worden. Das ist rückständig. Die Schweiz ist so ein reiches Land. Aber ich habe Freunde, die sich überlegen, ob sie sich ein zweites Kind leisten können.

Letzte Frage: Wie haben Sie sich als Baslerin den Appenzeller-Dialekt angeeignet?

Ich war vorhin noch nie in der Ostschweiz. Eine Schauspielerin, die in Trogen aufgewachsen ist, hat mir dann meinen gesamten Text vorgesprochen. Und ich hab es nachgesprochen. Nach zwei Übungstagen hatte ich Halsweh von den harten ch-Lauten.

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