Ermordeter Halbbruder: Sohn von Kim Jong-nam meldet sich per Youtube

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Ermordeter HalbbruderSohn von Kim Jong-nam meldet sich per Youtube

Niemand weiss, wo sich die Familie des ermordeten Diktator-Halbbruders aufhält. Jetzt ist eine Botschaft im Internet aufgetaucht.

von
kat

«Ich heisse Kim Han-sol, bin aus Nordkorea und gehöre zur Familie Kim»: Die Youtube-Botschaft von Kim Jong-uns angeblichen Neffen. (Video: AFP)

Gut drei Wochen nach der Ermordung des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat sich offenbar erstmals ein Familienmitglied zu Wort gemeldet: Auf der Videoplattform YouTube wurde am Mittwoch ein Video hochgeladen, auf dem der Sohn des Ermordeten zu sehen sein soll. Der junge Mann sagt auf Englisch: «Ich heisse Kim Han-sol, bin aus Nordkorea und gehöre zur Familie Kim.»

Der junge Mann hält einen nordkoreanischen Diplomatenpass in die Kamera, seine persönlichen Angaben sind allerdings mit einem schwarzen Balken verdeckt. «Mein Vater wurde vor ein paar Tagen getötet», sagt der junge Mann in dem 40 Sekunden langen Video. Er sei gerade bei seiner Mutter und seiner Schwester. Dann wird der Ton ausgeschaltet und der Mund ebenfalls mit einem Balken verdeckt.

Aufenthaltsort nicht bekannt

Ein Sprecher des südkoreanischen Geheimdienstes sagte, bei dem Mann auf dem Video handele es sich «tatsächlich» um Kim Han-sol. Weitere Einzelheiten, etwa zum Aufenthaltsort des Neffen von Nordkoreas Machthaber, wollte er nicht nennen. Wann und wo das Video gedreht wurde, ist ebenfalls unklar.

Der 45-jährige Kim Jong-nam war am 13. Februar in Malaysia ermordet worden. Zwei junge Frauen werden beschuldigt, am Flughafen von Kuala Lumpur einen Anschlag mit dem Nervengift VX auf Kims älteren Halbbruder verübt zu haben. Malaysia warf Nordkorea vor, hinter dem Attentat zu stecken, um ein missliebiges Familienmitglied loszuwerden. Pyongyang weist das zurück.

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Sein Tod führt zu Spannungen zwischen Nordkorea und Malaysia: Kim Jong-nam. (Archivbild)

Sein Tod führt zu Spannungen zwischen Nordkorea und Malaysia: Kim Jong-nam. (Archivbild)

Keystone/Shizuo Kambayashi
Steht unter Tatverdacht: Die 25-jährige Indonesierin Siti A. (19.Februar 2017).

Steht unter Tatverdacht: Die 25-jährige Indonesierin Siti A. (19.Februar 2017).

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Auch sie wird verdächtigt, am mutmasslichen Mord an Kim Jong-nam beteiligt gewesen zu sein: Thi Huong D. Fahndungsbild der malaysischen Polizei. (19.Februar 2017).

Auch sie wird verdächtigt, am mutmasslichen Mord an Kim Jong-nam beteiligt gewesen zu sein: Thi Huong D. Fahndungsbild der malaysischen Polizei. (19.Februar 2017).

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Mit Familie abgetaucht

Kim Han-sol ist 21 Jahre alt und lebte mit seinen Eltern in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao. Er soll an der Pariser Universität Science Po studiert haben. Nach dem Tod seines Vaters tauchte er mit seiner Mutter und seiner Schwester ab. Experten warnen bereits, dass der 21-Jährige als Mitglied der nordkoreanischen Herrscher-Familie zur nächsten Zielscheibe seines Onkels werden könnte.

2012 hatte der damalige Schüler ein Interview gegeben, in dem er durchblicken liess, dass er seine Zukunft durchaus in Nordkorea sieht: «Ich habe immer davon geträumt, eines Tages zurückzugehen und die Dinge besser zu machen, es allen Menschen dort leichter zu machen,» sagte Kim Han Sol. Auf die Frage, warum sein Vater nicht Machthaber wurde, sagte er, dieser habe sich «nie wirklich für Politik interessiert».

Das Video wurde auf der Youtube-Seite der bisher unbekannten Gruppe Choellima Civil Defense (CCD) hochgeladen. Sie behauptet auf ihrer erst am Samstag registrierten Internetseite, drei Familienmitglieder Kim Jong-nams an einen unbekannten Ort gebracht zu haben. Sie wurden demnach mit Hilfe von Diplomaten aus den Niederlanden, den USA und China sowie einem vierten ungenannten Land in Sicherheit gebracht.

Krise zwischen Malaysia und Nordkorea

CCD war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch der südkoreanische Geheimdienstsprecher konnte keine Angaben zu der Gruppe machen. Die Ermordung Kim Jong-nams hat zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen Malaysia und Nordkorea geführt.

Kuala Lumpur und Pyongyang wiesen gegenseitig ihre Botschafter aus. Am Dienstag verbot Pyongyang allen malaysischen Staatsangehörigen vorübergehend die Ausreise aus Nordkorea, Malaysia konterte mit einer Ausreisesperre für alle Nordkoreaner.

Einen Abbruch der Beziehungen zu Nordkorea schliesst Malaysias Regierungschef Najib Razak aber aus. Die diplomatischen Beziehungen müssten aufrechterhalten werden, weil sie als Kommunikationskanal und als «Mittel für Verhandlungen» wichtig seien, sagte Najib am Mittwoch vor Journalisten. (kat/afp)

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