Sprengsätze in Zürich«Solche Bomben brauchen sonst Terroristen»
Verdächtige Gegenstände auf einem Industrieareal in Zürich-Seebach haben am Mittwoch einen Grosseinsatz der Polizei ausgelöst. Zeugen glauben, dass es sich um zwei deponierte Rohrbomben handelte.
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- jbu/bee/bat/hal

Auf einem Firmengelände in Zürich-Seebach ist am Mittwochmorgen ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden. Das Areal wurde von der Polizei grossräumig abgesperrt.
Auf einem Firmengelände in Zürich-Seebach sind am Mittwochmorgen verdächtige Gegenstände gefunden worden. Die Stadtpolizei Zürich, Schutz & Rettung sowie die Betriebswehr der SBB rückten mit einem Grossaufgebot aus.
Aus Sicherheitsgründen sperrte die Polizei das Gebiet weiträumig ab. Mehrere Gebäude mussten evakuiert werden. Erst kurz vor 16 Uhr konnte das Gebiet wieder für den Verkehr freigegeben werden. Verletzt wurde niemand.
Zeitzünder und Petflaschen mit Benzin
Entdeckt hatte die Bomben Martin Heussi, Besitzer der Autogarage Heussi, vor Ort. «Ich wurde gerufen, dass beim Tor was sei. Als ich dort eintraf, sah ich eine zugeschraubte Rohrbombe, die offenbar mittels Zeitzünder in der Nacht zur Explosion gebracht wurde», sagt Heussi «Überall lagen Steine herum. Die Bombe war offenbar mit Schnüren am Tor befestigt.»
Gemäss Heussi hätte die Bombe aber niemals ausgereicht, um das massive Tor freizusprengen. Er habe sich dann umgeschaut und etwa 20 Meter entfernt eine zweite Rohrbombe gefunden. «Die war noch ganz. Das Rohr war ungefähr 20 bis 30 Zentimeter lang und fest zugeschraubt. Darauf war ein Zeitzünder installiert. Daneben waren zwei Petflaschen gefüllt mit Benzin angebracht.» Warum die Bomben ausgerechnet auf dem Industrieareal platziert wurde, kann sich Heussi nicht erklären. «Letzte Woche wurden hier Kupferkabel gestohlen. Ich kann mir aber fast nicht vorstellen, dass es da einen Zusammenhang gibt.»
«Ich hoffe, dass es nur ein Lausbubenstreich war»
Auch Renato Porta, Geschäftsführer der Franz Pfister AG, deren Areal an die Fundstelle der Bombe angrenzt bekam die Aufregung zu spüren: «Es ist keine Panik ausgebrochen. Wir mussten die Arbeit für etwa 3,5 Stunden unterbrechen», erzählt er.
«Man macht sich schon seine Gedanken. Dort fahren Autos vorbei und Leute laufen durch.» Porta ist es ein Rätsel, wieso jemand dort eine Bombe zünden will. Von Drohungen im Vorfeld weiss er nichts. «Ich hoffe, dass es nur ein dummer Nachtbubenstreich war.»
Bei den Bomben handelt es sich ersten Ermittlungen zufolge um Spreng- und Brandvorrichtungen, also um äusserst gefährliche, selbst hergestellte Sprengsätze, wie die Polizei in einer Mitteilung schreibt. Spezialisten des Wissenschaftlichen Forschungsdienstes gelang es, diese unschädlich zu machen.
Untersuchungen laufen
«Es sieht so aus, als ob die selbstgebastelten Sprengsätze sehr gefährlich waren», sagt Michael Wirz, Sprecher der Zürcher Stadtpolizei, zu 20 Minuten. «Wer die selbstgebastelten Sprengsätze dort deponierte, ist noch völlig unklar.»
Zur Zeit laufen spurenkundliche Untersuchungen im Forensischen Institut bezüglich der verwendeten Materialien. Wer die Sprengsätze deponiert hat, ist noch unklar. Die Polizei hat entsprechende Ermittlungen aufgenommen.
«Es erinnert mich an die RAF»
Falls es sich bei den ominösen Sprengsätzen wirklich um Rohrbomben handelte, hätten diese laut dem Sprengstoffexperten Günter Schwarz eine verheerende Wirkung haben können. «Rohrbomben aus Metall sind wie Handgranaten mit Splittermantel. Das ist unglaublich gefährlich. Die hätten alles zerstört», glaubt er. Schwarz erinnern solche Waffen an die dunkle Vergangenheit der deutschen Geschichte der 70er- und 80er-Jahren, als die Terrorzellen der RAF wüteten und dutzende Menschen in den Tod rissen. «Die Rote Armee Fraktion hat mit solchen Bomben viele Leute getötet. Wenn diese losgehen hätte es, wie bei einem Molotow-Cocktail, einen riesigen Feuerball gegeben.»