Sri Lanka: Soll der Schweizer Botschafter «davongejagt» werden?

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Sri LankaSoll der Schweizer Botschafter «davongejagt» werden?

Aussagen des srilankischen Verteidigungsministers in einer srilankischen Zeitung haben für Aufsehen in Bern und Berlin gesorgt. Der Minister übte scharfe Kritik am Schweizer Botschafter.

Bern dementierte allerdings, dass Gotabaya Rajapaksa die Aussagen tatsächlich gemacht hat. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) teilte am Abend mit, dass es sich bei dem Zeitungsartikel um eine Falschmeldung handelt.

EDA-Sprecher Jean-Philippe Jutzi führte auf Anfrage aus, dass der Schweizer Botschafter in Sri Lanka bereits am Samstag vom Staatspräsidenten Mahinda Rajapaksa persönlich informiert worden sei, dass es sich um ein Missverständnis handle. Der Präsident habe von der Zeitung bereits eine Gegendarstellung verlangt.

Der Verteidigungsminister soll verärgert sein über die internationale Kritik am Vorgehen der Regierungstruppen gegen die tamilische Zivilbevölkerung.

Die «Sunday Island» zitierte ihn mit den Worten, Diplomaten wie der Schweizer und der deutsche Botschafter würden «davongejagt», falls sie den LTTE-Rebellen einen «zweiten Wind» geben würden. Der Bruder von Präsident Mahinda Rajapakse warf den Diplomaten vor, unverantwortlich zu handeln und Panik zu schüren.

Deutschland weist Vorwürfe zurück

Die deutsche Regierung wies die Vorwürfe gegen ihren Botschafter zurück. «Mögliche Missverständnisse sollten im Dialog miteinander und nicht durch Drohungen gelöst werden», sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Botschafter Jürgen Weerth war bereits Mitte Januar wegen einer Kondolenzansprache bei der Beerdigung eines ermordeten Journalisten vom Aussenministerium in Colombo einbestellt worden. Die Opposition hatte der Regierung vorgeworfen, für die Ermordung des prominenten Journalisten und Regierungskritikers verantwortlich zu sein.

Medienschelte

Rajapaksa griff gemäss der Wiedergabe des Interviews im Internet auch Nachrichtensender an, namentlich CNN, BBC und Al-Dschasira. Auch sie hintertrieben mit ihrer Berichterstattung die Arbeit der Sicherheitskräfte, die zurzeit davor stünden, den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) den «finalen Todesstoss» zu verpassen.

Sri Lanka ist letzte Woche in die Kritik geraten, weil der Bürgerkrieg im Nordosten des Landes immer mehr Zivilistenleben fordert. Allein am Freitag sollen laut den Rebellen 28 Zivilisten getötet und 60 verletzt worden sein.

Die Regierung wirft der LTTE vor, die Zivilisten im Kampfgebiet als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Hier seien besonders die UNO-Agenturen vor Ort und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gefordert, sagte Rajapaksa im Interview. Sie sollten ihren Druck auf die Rebellen erhöhen, um den Zivilisten die Flucht aus dem Kampfgebiet zu ermöglichen. (sda)

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