Somalia will Islamisten aus Mogadischu vertreiben

Aktualisiert

Somalia will Islamisten aus Mogadischu vertreiben

Die Truppen der prowestlichen Regierung in Somalia bereiten offenbar die Einnahme von Mogadischu vor.

Begleitet von äthiopischen Einheiten zogen die Regierungstruppen am Mittwoch in die letzte grössere Stadt ein, die auf dem Weg in die Hauptstadt noch von der islamischen Miliz gehalten wurde. «Wir hoffen, dass Mogadischu ohne einen einzigen Schuss in unsere Hände fällt», sagte Regierungssprecher Abdirahman Dinari.

Nach heftigen Artilleriegefechten rückten somalische und äthiopische Soldaten in die nördlich von Mogadischu gelegene Stadt Jowhar ein. Angeführt wurden sie von dem somalischen Kriegsherr Mohammed Dheere, der in früheren Jahren der starke Mann in Jowhar war. Er verteilte T-Shirts mit der Aufschrift «I Love Jowhar» an jubelnde Einwohner. Radio Jowhar begann wieder westliche Musik zu spielen, die vorher verpönt war. Vor dem Angriff auf Jowhar ergriffen mehrere hundert Bewohner die Flucht.

Mehrere tausend somalische und äthiopische Soldaten rückten nach Berichten von Augenzeugen mit Panzern auf das 30 Kilometer von Mogadischu entfernte Dorf Balad vor. Ein Bewohner des Dorfs, Mohammed Abdi Hassan, sagte, die islamischen Kämpfer hätten den Ort bereits verlassen.

Der Rat der Islamischen Gerichte, der vor der Offensive weite Teile des Landes unter sei8ne Herrschaft gebracht hatte, bereitet sich möglicherweise auf einen Guerillakrieg vor. «Unsere Schlangen sind bereit, den Feind überall in Somalia zu beissen», sagte Scheik Mohamoud Ibrahim Suley.

In New York konnte sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Dienstag nicht auf eine Erklärung zu Somalia einigen. Ein Entwurf des Golfemirats Katar, das zurzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat inne hat, stiess bei anderen Mitgliedern auf Ablehnung. In dem Dokument wurde ein sofortiger Abzug aller ausländischen Truppen aus Somalia gefordert. Namentlich wurde Äthiopien genannt. Der UN-Sondergesandte François Lonseny Fall sprach sich in einer Dringlichkeitssitzung für einen sofortigen Waffenstillstand aus. In Washington signalisierte der Sprecher des Aussenministeriums, Gonzalo Gallegos, die Unterstützung der USA für das äthiopische Vorgehen.

Somalia hat seit dem Sturz von Staatschef Mohamed Siad Barré im Jahr 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr. Von der Machtübernahme der Islamisten versprachen sich viele Somalier zunächst zumindest Ruhe und Stabilität. Experten befürchten, dass Somalia zum Schauplatz eines regionalen Kriegs am Horn von Afrika werden könnte. Nach einem UN-Bericht beliefern zehn Staaten die Konfliktparteien in Somalia mit Waffen und Ausrüstung. (dapd)

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