Gender-TagStäfas Gemeindepräsident erteilt Roger Köppel eine Absage
Im Interview spricht nun auch Gemeindepräsident Christian Haltner (FDP) über den Vorfall in Stäfa. Die Gemeinde und die Schule seien einer SVP-Stimmungsmache zum Opfer gefallen.
Darum gehts
Im Rahmen des Schulunterrichts hätte in der Sekundarschule Stäfa ein Gender-Tag stattfinden sollen, der aufgrund von Hass- und Drohnachrichten abgesagt wurde.
Den Shitstorm um den Anlass ausgelöst hatte ein Tweet des SVP-Nationalrats Andreas Glarner.
In einem Interview äussert sich nun der Gemeindepräsident Christian Haltner zum Vorfall.
Die Absage des Gender-Tags in der Zürcher Gemeinde Stäfa wegen Hass- und Drohnachrichten hat schweizweit für einen Aufschrei gesorgt. Die Veranstaltung hätte einen ganzen Tag dauern und im Rahmen des Schulunterrichts stattfinden sollen.
SVP-Nationalrat Andreas Glarner hetzte im Vorfeld gegen den Anlass. Auf Twitter fragte er: «Wer greift durch und entlässt die Schulleitung?»
Danach soll die Schule von Unbekannten telefonisch terrorisiert worden sein. Drohungen gegen Leib und Leben der Mitarbeitenden wurden ausgesprochen. Nun äusserte sich der Gemeindepräsident Christian Haltner (FDP) im Interview mit dem «SonntagsBlick» auch noch zum Vorfall.
Den Schultag habe man abgesagt, weil es auf Telegram Aufrufe gegeben hätte, die Schülerschaft bereits auf dem Weg zum Gender-Tag abzufangen – die Sicherheit sei deshalb nicht gewährleistet gewesen. «Wir wollten kein Risiko eingehen», so Haltner.
«Was hier abgelaufen ist, ist ein Skandal»
Er sei noch immer über den Shitstorm, der über die Gemeinde hereingebrochen sei, erschüttert. «Was hier abgelaufen ist, ist ein Skandal.» Nachdem Andreas Glarner den Namen und die Telefonnummer einer Stäfner Sozialarbeiterin veröffentlicht habe – sie stand auf der Einladung – sei vor allem auch sie massiv beschimpft worden. Sie habe zudem widerwärtige Bilder erhalten.
Laut Haltner geht es «Leuten wie Glarner» einzig darum, ihre Themen zu bewirtschaften: «Sie missbrauchen unsere Gemeinde und die Schule für ihre Stimmungsmache.»
Dabei würde sich die Partei immer auf die sogenannten «Schweizer Werte» berufen und zu diesen – gehören aber nach Haltner – Respekt und Anstand. Am Gender-Tag selbst hätte es laut Haltner um Themen wie «Mein Körper gehört mir» oder «Ich sage Nein» gehen sollen. «Und nicht um Buben, die im Röckli herumrennen», so der Gemeindepräsident zu «SonntagsBlick».
Haltner schlägt SVP-Einladung aus
Nachdem der Gemeinderat Stäfa sich zur Absage des Gender-Tags und des Tweets von SVP-Nationalrat Andreas Glarner äusserte und den Politiker dabei als undemokratisch und Hetzer bezeichnete, reagierte die SVP Zürich. In einer Medienmitteilung schrieben die Bürgerlichen: «Die SVP Kanton Zürich weist die Anschuldigungen des durch FDP und SP dominierten Gemeinderats Stäfa entschieden zurück. Dieser unterstellte der SVP gestern in seiner Medienmitteilung, Hetze zu betreiben und für Drohungen gegen die Schule Stäfa verantwortlich zu sein.»
Fakt sei, dass die Gemeinde Stäfa offenbar weiter Öl ins Feuer giessen wolle, aber die Aufsichtsfunktion über die Schule nicht wahrnehme. Deshalb lud die SVP am vergangenen Donnerstag den Gemeindepräsidenten von Stäfa zu einem «öffentlichen Streitgespräch» mit Nationalrat Roger Köppel ein.
Der Einladung kommt Christian Haltner nicht nach, wie er gegenüber 20 Minuten sagt. «Es geht der SVP, wie mir scheint, nicht um das Thema Gender, sondern um den Kampf SVP gegen FDP.» Er selbst trete in diesem Zusammenhang als Gemeindepräsident von Stäfa auf und könne nicht gleichzeitig die FDP vertreten. «Ich muss daher der SVP absagen», so Haltner abschliessend.
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