«Bessere Vorbilder»: SP will Secondos für Lehrerjobs bevorzugen

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«Bessere Vorbilder»SP will Secondos für Lehrerjobs bevorzugen

Statt Schweizer Lehrpersonen sollen Schulen Secondos einstellen. Für Schulvertreter kommt die Forderung zweier SP-Stadträte nicht infrage.

Laly Zanchi
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Laly Zanchi
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Menschen mit Migrationshintergrund dienen laut den SP-Stadträten Fuat Köçer und Halua Pinto de Magalhães als gutes Vorbild.

Menschen mit Migrationshintergrund dienen laut den SP-Stadträten Fuat Köçer und Halua Pinto de Magalhães als gutes Vorbild.

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Berner SP-Stadtrat Fuat Köçer: «Hat ein Migrantenkind schlechte Noten, könnten die Eltern vielleicht daraus schliessen, dass die Lehrer es wegen des Hintergrunds unfair behandeln. Unterrichten in der Schule viele Lehrer mit Migrationshintergrund, ist diese Ausrede aber hinfällig.»

Berner SP-Stadtrat Fuat Köçer: «Hat ein Migrantenkind schlechte Noten, könnten die Eltern vielleicht daraus schliessen, dass die Lehrer es wegen des Hintergrunds unfair behandeln. Unterrichten in der Schule viele Lehrer mit Migrationshintergrund, ist diese Ausrede aber hinfällig.»

Bild: Stadt Bern
Tamara Funiciello, Präsidentin der Juso Schweiz, begrüsst die Forderung. «Für Schweizer ist im Schulsystem vieles selbstverständlich, das Migranten völlig fremd ist.» Oft wüssten sie über die vielen Förderungsmöglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stünden, gar nicht Bescheid.

Tamara Funiciello, Präsidentin der Juso Schweiz, begrüsst die Forderung. «Für Schweizer ist im Schulsystem vieles selbstverständlich, das Migranten völlig fremd ist.» Oft wüssten sie über die vielen Förderungsmöglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stünden, gar nicht Bescheid.

Keystone/Walter Bieri

Ein Postulat der Berner SP-Stadträte Fuat Köçer und Halua Pinto de Magalhães verlangt, Lehrer mit Migrationshintergrund bei der Bewerbung zu bevorzugen. «Wenn sich zwei Lehrpersonen mit der gleichen Qualifikation für die offenen Stelle bewerben, wird die Lehrperson mit Migrationshintergrund angestellt», fordern sie laut «Der Bund». Köçer sagt, dass dies die Kommunikation zwischen Schülern, Eltern und Lehrern verbessern soll. «Die Lehrer könnten den Schülern als gutes Vorbild dienen.»

Auch sollten diese Lehrkräfte bei den ausländischen Eltern Vertrauen schaffen und die Zusammenarbeit mit der Schule erleichtern. «Hat ein Migrantenkind schlechte Noten, könnten die Eltern vielleicht daraus schliessen, dass die Lehrer es wegen des Hintergrunds unfair behandeln. Unterrichten in der Schule viele Lehrer mit Migrationshintergrund, ist diese Ausrede aber hinfällig», sagt Köçer gegenüber 20 Minuten.

«Nicht verstanden, was Matura ist»

Tamara Funiciello, Präsidentin der Juso Schweiz, begrüsst die Forderung. «Für Schweizer ist im Schulsystem vieles selbstverständlich, das Migranten völlig fremd ist.» Oft wüssten sie über die vielen Förderungsmöglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stünden, gar nicht Bescheid. «Die Kinder können ihr Potenzial nicht vollständig ausschöpfen.» Auch die Ausbildungswege seien verwirrend. «Mein eigener Vater hat bis zum Schluss nicht ganz verstanden, was eine Matura genau ist.»

Der SVP-Nationalrat und Präsident der Bildungskommission, Felix Müri, hielt die Forderung zunächst für einen «verspäteten Aprilscherz». Er warnt vor Parallelgesellschaften.«Wir wollen in der Schweiz keine deutschen Verhältnisse, wo es ganze Quartiere gibt, die als Ausländerquartiere gelten und Migranten von ausländischen Lehrern unterrichtet werden.» So könne Integration nicht funktionieren. Ausländische Schüler müssten den Umgang mit Schweizer Lehrpersonen lernen. «Sonst müssten wir ja einen Lehrer aus jeder Bevölkerungsgruppe der Welt an jeder Schule anstellen.» Ein Schweizer Lehrer sei auch neutraler Boden, da zwischen vielen ausländischen Bevölkerungsgruppen Spannungen herrschen könnten.

«Das gäbe einen Aufruhr im Volk»

Auch Christian Amsler, Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz D-EDK, sagt, man dürfe Lehrer nicht «nach Quoten» aussuchen. «Das gäbe einen Aufruhr.» Auch könne er sich vorstellen, dass sich Schweizer Bewerber diskriminiert fühlen könnten. Laut Amsler werden die Studenten an der Pädagogischen Hochschule im Umgang mit Migranten- oder Flüchtlingsschülern geschult. Auch gehöre es zur Aufgabe, für den Hintergrund der Schüler Verständnis zu haben. «Daher macht es keinen Unterschied, ob Schweizer oder solche mit Migrationshintergrund unterrichten.»

Für Ivica Petruši, Integrationsexperte und Jugendarbeiter, steht vor allem die Fachlichkeit im Vordergrund. Ein ähnlicher kultureller beziehungsweise Migrationshintergrund könne zwar hilfreich sein, um Jugendliche in ihrer Identitätssuche zu verstehen und zu begleiten. «Wer selber Migrant ist, hat aber nicht automatisch ein gutes interkulturelles Verständnis.»

Alle Jugendlichen müssten in ihrer spezifischen Identitätssuche begleitet werden. Dabei gelte es, sich vor einer «Wir gegen die anderen»- Mentalität zu hüten. «Jugendliche versuchten oft, mich bei Konflikten auf ihre Seite zu ziehen – nur, weil unsere Eltern aus demselben Kulturraum kamen.» Da sei es wichtig, deutlich zu sagen, dass alle nach ihren Taten und nicht nach ihrer Herkunft beurteilt würden.

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