Spendenaktion für Tyre Nichols erreicht über 1 Mio. Dollar

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Polizeigewalt in den USASpendenaktion für Tyre Nichols erreicht 1 Mio. Dollar – das 100-Fache des Ziels

Die Familie des 29-jährigen Tyre Nichols sammelt Geld, um sich psychologische Hilfe leisten zu können. Mit der Summe, die in nur zwei Tagen zusammenkam, hätten sie nicht gerechnet.

Karin Leuthold
von
Karin Leuthold
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Der 29 Jahre alte Tyre Nichols wurde am 7. Januar 2023 in der Grossstadt Memphis im Bundesstaat Tennessee von mehreren Polizisten brutal zusammengeschlagen. Der Afroamerikaner starb drei Tage später im Spital.

Der 29 Jahre alte Tyre Nichols wurde am 7. Januar 2023 in der Grossstadt Memphis im Bundesstaat Tennessee von mehreren Polizisten brutal zusammengeschlagen. Der Afroamerikaner starb drei Tage später im Spital.

DEANDRE NICHOLS via REUTERS
Im Interview sprachen die Eltern von Tyre Nichols (29) Rodney Wills und RowVaughn Wells über ihre Trauer und ihre Wut nach der Tötung ihres Sohnes durch Polizisten in Memphis. 

Im Interview sprachen die Eltern von Tyre Nichols (29) Rodney Wills und RowVaughn Wells über ihre Trauer und ihre Wut nach der Tötung ihres Sohnes durch Polizisten in Memphis. 

@AttorneyCrump via REUTERS

Darum gehts 

  • Die Mutter des getöteten Tyre Nichols hat eine Spendenaktion lanciert.

  • Sie will sich damit psychologische Hilfe leisten können sowie einen Skatepark als Gedenkort für ihren Sohn bauen.

  • Das Schock-Video vom brutalen Vorgehen der Polizei in Memphis gegen Tyre Nichols hat landesweites und internationales Entsetzen ausgelöst. 

Bei einer Spendenaktion für die Familie des getöteten Tyre Nichols sind in nur zwei Tagen knapp 1,2 Millionen Dollar zusammengekommen. Die Mutter des 29-Jährigen, der von mehreren Polizisten in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee brutal zusammengeschlagen worden war und danach im Spital verstarb, hat die Spendenaktion auf Gofundme mit einem sehr bescheidenen Ziel lanciert: RowVaughn Wells wollte 10’000 Dollar sammeln, um sich psychologische Unterstützung leisten zu können und um einen Skatepark als Gedenkort für ihren Sohn zu errichten.

Ihre ganze Welt sei auf den Kopf gestellt worden, sagt die Mutter zur «New York Post». «Wir sind zwei hart arbeitende, liebende Eltern, die sich nun ganz der Suche nach Gerechtigkeit für unseren Sohn widmen müssen», so Wells.

Tyre Nichols war Fedex-Mitarbeiter und Vater eines Buben

Ihr Sohn, Vater eines vierjährigen Buben, sei ein «sanfter und fröhlicher» Mensch gewesen. «Er liebte das Skaten und Sonnenuntergänge. Er umarmte jeden, der durch die Tür kam.»

Weiter erklärt die Mutter, dass Nichols nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei. «Er hat nicht einmal einen Strafzettel bekommen. Er war ein ehrlicher Mann, ein wunderbarer Sohn und freundlich zu allen», schrieb sie.
In der Spendenaktion wies Wells darauf hin, dass ihr Sohn – ein Fedex-Mitarbeiter – am Abend des 7. Januar wegen rücksichtslosen Fahrens angehalten worden sei. Inzwischen hat die Polizeichefin von Memphis eingeräumt, dass gar nicht klar sei, welche Art von Verkehrsverstoss Nichols vorgeworfen worden sei.

Alles richtig gemacht – und trotzdem zu Tode geprügelt

Die Polizei behauptet, dass Tyre Nichols den Tatort zu Fuss verlassen habe, «um die wenigen Blocks bis zu seinem Haus zu gehen. Offenbar hatte er nur versucht, nach Hause zu kommen, um sich in Sicherheit zu bringen», schreibt Wells auf der Gofundme-Website. Ihr Sohn sei unbewaffnet gewesen und habe sich den Polizisten gegenüber respektvoll verhalten, so die Mutter.

In vielen schwarzen Familien in den USA gehören Belehrungen, wie man sich im Falle einer Polizeikontrolle zu verhalten hat, seit Generationen zur Erziehung. Wie es scheint, hat Tyre Nichols in Memphis alles richtig gemacht – und doch sein Leben verloren.

«The Talk», das Gespräch, in dem junge Afroamerikaner gesagt bekommen, was sie tun sollten, wenn sie von der Polizei angehalten werden, richtet sich vor allem auf Kontrollen weisser Sicherheitskräfte. Im Fall Nichols waren es schwarze Polizisten. Die beteiligten Einsatzkräfte sind mittlerweile aus dem Dienst entlassen und angeklagt. Ihre Einheit wurde aufgelöst.

In den Polizeivideos, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden, hört man Nichols sagen: «Ich habe nichts getan!» Dennoch ringen die Polizisten ihn zu Boden. «Ich weiss nicht, was Sie einem jungen Schwarzen sagen würden», sagt der Medienberater Lee Ivory, nachdem er sich die Aufnahmen angeschaut hat. «Soll man sich bei der ersten Begegnung einfach auf den Boden legen und sich krankenhausreif schlagen lassen? Oder versucht man zu fliehen und hofft, dass man auf der Strasse auf einen besonneneren Beamten trifft? Ich weiss es nicht.» 

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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