Im Co-Working-SpaceSpielen, wo die Eltern arbeiten – bei Nestlé dürfen die Kinder ins Büro
Wenn die Kinderbetreuung ausfällt, können die Angestellten des Lebensmittelriesen ihren Nachwuchs zur Arbeit mitnehmen. Aufpassen müssen die Eltern aber selbst.
Darum gehts
Bei Nestlé können Büroangestellte ihren Nachwuchs zur Arbeit mitnehmen.
Das Angebot soll kein Kita-Ersatz sein, sondern eine Notlösung.
Weil es keine Aufsicht gibt, sind nur Kinder ab fünf Jahren zugelassen.
Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat den Umsatz im ersten Halbjahr um 8,7 Prozent auf 46,3 Milliarden Franken steigern können. Auch der Gewinn stieg um 7,7 Prozent. Wie der Schweizer Lebensmittelriese am Donnerstag bekannt gab, geht das Wachstum auf Preiserhöhungen zurück.
Kundinnen und Kunden müssen für Produkte wie Nescafé, Thomy-Mayonnaise und Smarties mehr bezahlen. Aber die Angestellten von Nestlé Schweiz profitieren am Sitz in La Tour-de-Peilz (VD) seit letztem Jahr von einer Möglichkeit, die es wohl bei den wenigsten anderen Grossfirmen gibt: Sie dürfen ihre Kinder ins Büro mitbringen. Am Nestlé-Hauptsitz in Vevey ist das schon seit 2019 möglich.
Kinder spielen neben den Eltern
In einem Co-Working-Space arbeiten die Eltern in einer Ecke im Bürobereich, während ihre Kinder im Kids-Corner spielen. Für sie stehen Spiele, Kinderbücher, Stifte und Papier zur Verfügung, mit kleinen Stühlen und Tischen, wie die «Handelszeitung» berichtet.
Das Angebot soll aber nicht die Kita ersetzen. Für die Kita bietet Nestlé ebenfalls Plätze für die Angestellten an, wie Sprecherin Inge Gratzer zu 20 Minuten sagt. Der Kids-Corner sei eine Notlösung, wenn die Kinderbetreuung ausfalle.
Eltern sind selbst für die Aufsicht zuständig
Zugelassen sind deshalb auch nur Kinder ab fünf Jahren, die sich eine Weile allein beschäftigen können. Denn eine Beaufsichtigung für die Kinder gibt es nicht, dafür sind die Eltern selbst zuständig.
Die Frage, ob die Eltern dadurch weniger arbeiten, wenn das Kind im gleichen Raum ist, liess Sprecherin Gratzer unbeantwortet. Das Angebot werde aber regelmässig genutzt und von den Eltern gebe es gute Rückmeldungen. Jede Woche sei eine Handvoll Kinder zu Besuch.
Würdest du dein Kind auch gerne zur Arbeit mitnehmen?
Die Firma wolle ein flexibles Arbeitsumfeld ermöglichen, sagt Nestlé-Schweiz-Personalchefin Sonja Studer. Zum Angebot gehören deshalb auch Telearbeit, Teilzeitarbeit, Jobsharing und eine genderneutrale Auszeit für Eltern, unabhängig vom Geschlecht.
Personalexpertin Ursula Bergundthal findet das Angebot super, um Familie und Beruf vereinbaren zu können, wie sie zu 20 Minuten sagt. «Das ist extrem fortschrittlich», so Bergundthal. Auch Nestlé profitiere davon, denn es sei besser, wenn die Angestellten die Kinder ins Büro brächten, wenn sie keine Kinderbetreuung fänden, als dass sie sich möglicherweise krank meldeten, um die Kinderbetreuung zu übernehmen.
Allerdings werde das Angebot wohl selten gebraucht, da Kinder ab fünf Jahren normalerweise bereits in den Kindergarten gingen. Dann sei es höchstens ein Thema, wenn die Kinder in den Ferien keine Betreuung hätten oder wenn sie krank seien. «Aber wenn das Kind krank ist, sollte man es auch nicht ins Büro bringen», so Bergundthal.
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