Keine GleichberechtigungSpotify vergisst Frauen auf Mundart-Playlist
Streaming-Riese Spotify fördert mit kuratierten Playlists gezielt Schweizer Musik. Mit einem Makel: Auf der grossen Mundart-Playlist fehlen Künstlerinnen komplett.
- von
- Martin Fischer
56 Songs stark ist die «Schweizer Mundart»-Playlist von Spotify aktuell. Sie beginnt mit Hechts «Kawasaki», dann folgen Newcomer wie Tschirillo und Landro, Bligg ist sogar mehrfach dabei und der letzte Akkord gehört dem Churer Zeitgeist-Chansonnier Kaufmann mit «Pizza und Tinder».
Was auffällt: In der gesamten, unregelmässig aktualisierten Playlist ist keine Musikerin als Hauptkünstlerin vertreten. Und zwar seit Wochen. Einzig Rita Roof ist momentan als Sängerin des Refrains bei Dodos Studio-Ode «Hardbrugg» aufgeführt – aber der bekannte Name ist hier natürlich Dodo. Frauen kommen nur in den Songtiteln vor: «Angelina», «Helga», «Lisa», «Bluamamaitli», «Mörderin».
Auch alte Songs sind vertreten
An der Aktualität kann es nicht liegen: Denn auf der Liste sind auch Hits aus den Vorjahren wie Manillios «Monbijou» und «Du» von Nemo sowie zeitlose Mundart-Grosshits wie «W. Nuss vo Bümpliz» von Patent Ochsner oder Göläs «Schwan».
Die Frage sei daher erlaubt: Wo ist zum Beispiel Steff la Cheffe, die im Sommer ein zwölf Songs starkes Album veröffentlicht hat, das sogar die Chartspitze erklomm? Und die mit «Ha ke Ahnig» 2013 einen Mundart-Ohrwurm auf höchstem Niveau geschaffen hat? Und wo ist Big Zis und ihre «Prrrdy»? 11Ä? Oder Sina?
Beim Rap dasselbe
Auf der «Schwiizrap»-Playlist sind Künstlerinnen ebenfalls praktisch abwesend: Unter 51 Songs ist auch hier eine einzige Frau als gefeaturte Sängerin dabei. Ella Soto aus Yverdon singt den Refrain von «Panda», einem Track von Maurice Polo. Auch hier fehlen etwa Überfliegerin Loredana, oder wieder: Steff la Cheffe.
Auf die beste Quote kommt «Swiss Made». Auf dieser Playlist ist die Schweizer Herkunft der Künstler ausschlaggebend, Genres und Sprachen sind gemischt. Unter den aktuell 58 Songs sind acht von oder mit weiblichen Haupt-Künstlern. Das macht gerade mal 15 Prozent. Sophie Hunger hat keinen Platz gefunden, auch Veronica Fusaro oder Anna Känzig nicht.
Internationale Playlists mit Frauen im Fokus
Das Fehlen der weiblichen Künstlerinnen ist umso erstaunlicher, als Spotify sich im Zuge von #MeToo auf die Fahne schrieb, etwas für mehr Gleichberechtigung im Musik-Business zu tun und internationale Playlists führt, auf denen Frauen im Fokus stehen.
Zum Tag der Frau am 8. März lancierte Spotify in diesem Jahr ein Tool, das den Hörern zeigt, wie hoch der Frauenanteil ihrer gestreamten Musik ist. Damit wolle man «unterrepräsentierte Künstler» fördern und erwirken, dass die Nutzer ihr Hörverhalten hinterfragen. Spotify wollte sich zur Repräsentation weiblicher Acts auf den Schweizer Playlists nicht äussern.