
Das Restaurant Corso in St. Gallen zeigt auf seiner Speisekarte die CO2-Emissionen seiner Gerichte.
Speisekarte mit KlimabilanzKennst du die CO2-Belastung eines Entrecôtes mit Kräuterbutter?
Das Restaurant Corso in St. Gallen will klimaneutral werden. Den Startschuss machen in der Speisekarte vermerkte CO2-Emissionen der Gerichte. Wie sich das auf die Entrecôte-Bestellungen auswirkt?

- von
- Luise Faupel
Mit seinem Konzept rund um Nachhaltigkeit möchte das Restaurant Corso in St. Gallen das Bewusstsein für eine nachhaltige Ernährung stärken und die lokale Wirtschaft unterstützen. Eine der Massnahmen ist eher aussergewöhnlich: Neben dem Preis wird den Gästen nun auch der CO2-Fussabdruck der Gerichte auf der Mittagskarte angezeigt.
Informieren statt bevormunden
Auf der Website des Restaurants heisst es, Küchenchef Markus Schenk, dessen Lokal mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet ist, möchte mit der Idee nicht abschrecken oder Gäste bevormunden, sondern informieren und Transparenz schaffen. Ein Beispiel: Das Entrecôte mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln stösst 3592 Gramm CO2 aus, bei der Randencremesuppe mit Pane Bajazzo sind es 215 Gramm.
«Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen, weshalb wir regional und saisonal kochen», schreibt die St. Galler Beiz in einem Text über seine Werte. Dazu werde Food-Waste gezielt vermieden, auf Produkte aus Gewächshäusern verzichtet und stattdessen auf kurze Transportwege gesetzt. Die CO2-Angaben seien nun ein weiterer Schritt, der die Werte des Restaurants unterstreichen soll.
Ernährst du dich klimabewusst?
«Transparenz gehört zu den wichtigsten Aspekten in Nachhaltigkeitsbemühungen, da sie die Messbarkeit der Massnahmen darlegt. Gemeinsam mit Markus Schenk wollten wir diese Transparenz auch im Corso umsetzen», sagt Alexandra Devos, Kommunikationsverantwortliche des Restaurants.
«Entrecôte-Bestellungen sind nicht zurückgegangen»
Bei den Restaurantgästen gibt es hierzu geteilte Meinungen: Die einen nehmen die Informationen dankend entgegen, die anderen ignorieren sie und lassen es sich unabhängig davon schmecken, geht aus einem Bericht des «Tagblatt» hervor.
«Die Reaktionen sind gemischt – von sehr positiv bis ‹ist das nötig?›. Das hält uns aber nicht davon ab, unseren nachhaltigen Weg weiterhin zu verfolgen», so Devos auf unsere Nachfrage.
«Der Umgang mit Lebensmitteln muss sich ändern», sagt Markus Schenk. Doch seine Gäste hätten natürlich nach wie vor die Wahl, für welches Gericht sie sich entscheiden: «Spannenderweise sind die Entrecôte-Bestellungen seither nicht zurückgegangen», verrät der Koch dem «Tagblatt».
Für Schenk selbst sorgen die Angaben für keine grosse Änderung – er koche immer noch gleich und setze auf Saisonales. Nur mit dem Unterschied, dass er beim monatlichen Erstellen der Mittagskarte die Zutaten auf der Online-Berechnungsplattform des Unternehmens Eaternity eingibt. Diese berechnet dann den CO2-Wert und die Ökobilanz.
«Bis jetzt beschränken sich die CO2-Angaben auf die Mittagskarte, denn am Abend wird aufwendiger gekocht, weshalb auch der Aufwand der Berechnung zu hoch wäre», sagt Alexandra Devos. Doch vielleicht gibt es bald schon eine grössere Änderung: Markus Schenk verfolgt das Ziel, dass das Corso noch im laufenden Jahr klimaneutral wird. Es soll einen essbaren Garten geben sowie auf erneuerbare Energie aus Biomasse und ein Getränkekonzept mit Depotflaschen und Recycling gesetzt werden.
«Unter klimaneutral verstehen wir, dass wir alle Massnahmen, die aufgrund unseres heutigen Wissens möglich sind, umsetzen. Dabei spielt die Akzeptanz unsere Gäste eine wichtige Rolle. Ob wir das erreichen, sehen wir erst Ende Jahr», so Devos. «Uns ist es wichtig, dass wir nicht einfach mit Geldbeträgen CO2 kompensieren.»
Was hältst du von CO2-Angaben in Speisekarten?