Schadstoffe: St. Galler misstrauen ihrem Hahnenwasser

Aktualisiert

SchadstoffeSt. Galler misstrauen ihrem Hahnenwasser

Die St.Galler haben Vorurteile gegenüber ihrem Hahnenwasser. Zu Unrecht, sagen Experten.

Die Meinungen der St. Galler über das Hahnenwasser. (Video: fej)

Eine Facebook-Umfrage der Nachrichtenagentur SDA hat ergeben, dass viele St. Galler ihrem Hahnenwasser misstrauen. Ein Gastronom schreibt etwa: «Hahnenwasser ist fürs WC.» Ein anderer Kommentator hat Angst um seine Männlichkeit: «Es hat zu viele weibliche Hormone im Wasser.»

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Laut einer Umfrage der sda misstrauen die St. Galler ihrem Hahnenwasser.

Laut einer Umfrage der sda misstrauen die St. Galler ihrem Hahnenwasser.

zvg
Kantonschemiker Pius Kölbener räumt die Vorurteile aus dem Weg: «Unser Hahnenwasser ist qualitativ genau so gut wie das Wasser aus der Flasche.»

Kantonschemiker Pius Kölbener räumt die Vorurteile aus dem Weg: «Unser Hahnenwasser ist qualitativ genau so gut wie das Wasser aus der Flasche.»

Ecopix/gebert
Das Wasser aus den Ostschweizer Hähnen kommt häufig aus dem Bodensee. Es wird in einer Tiefe von 60 Metern gewonnen.

Das Wasser aus den Ostschweizer Hähnen kommt häufig aus dem Bodensee. Es wird in einer Tiefe von 60 Metern gewonnen.

Keystone/Gian Ehrenzeller

Auch der Geschmack, Mikroplastik, Fluor und andere Rückstände werden als Grund genannt, warum immer mehr Menschen auf Hahnenwasser verzichten und lieber Wasser aus der Flasche trinken.

Die Statistik bestätigt den Trend zum Wasser aus der Flasche. 1998 wurden in der Schweiz 680 Millionen Liter Mineralwasser verbraucht. Im letzten Jahr waren es bereits 965 Millionen Liter, eine Zunahme um 42 Prozent. Migros-Sprecherin Christine Gaillet stellt ausserdem fest: «Vor allem Mineralwasser ohne Kohlensäure gewinnt in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung.»

Nach der Aufbereitung sauber

Pius Kölbener, der St. Galler Kantonschemiker, entgegnet: «Unser Hahnenwasser ist qualitativ genau so gut wie das Wasser aus der Flasche. Das Rohwasser kann leichte Verunreinigungen enthalten, die dann bei der Aufbereitung zum Trinkwasser entfernt werden.»

Auch Mikroplastik wird als Argument gegen Leitungswasser angeführt. Die kleinen Teilchen kommen immer häufiger im Abwasser vor, da sie auch in Hygieneartikeln wie etwa Shampoos oder Hautcremen verwendet werden. Im Trinkwasser sind sie dann aber nicht mehr vorhanden, sagt der Kantonschemiker: «Mikroplastik-Partikel werden bereits in der Natur grösstenteils vom Wasser getrennt, etwa wenn das Wasser durch verschiedene Sedimentschichten fliesst.» In der Wasseraufbereitung wird das Wasser noch zusätzlich gefiltert.

Kein zudosiertes Fluor

Eine weitere Angst der Frischwasser-Abstinenten betrifft das Fluor, das dem Wasser beigefügt sein soll. «Heute ist unser Wasser aber gänzlich frei von zudosiertem Fluor», sagt Urs Kamm vom Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches. Schweizer Hahnenwasser sei dem abgefüllten Pendant in der Flasche ebenbürtig, meint auch Kamm: «Das zeigen diverse Analysen. Die meisten Markenwasser haben nicht einmal mehr Mineralstoffe als unser Hahnenwasser.»

Verantwortlich für den schlechten Ruf des Hahnenwassers ist nicht zuletzt das gute Image, das die Hersteller dem Mineralwasser in den letzten Jahren verpasst haben. «Unsere Getränkewahl wird auch durch die Werbung beeinflusst», sagt Pascale Hoch von der Werbeagentur Kraftkom in St. Gallen, und ergänzt: «Die Mineralwasserindustrie steckt Millionen in die Werbung, um ein Image von Gesundheit und Schönheit zu schaffen.» Dabei sei auch die Herkunft ein wichtiges Verkaufsargument, sagt die Werberin. «Valser Quellwasser» klingt einfach besser als «Seewasser aus dem Bodensee».

Wasser aus dem Bodensee

So kommt aus den St. Galler Wasserhähnen vor allem Oberflächenwasser aus dem Bodensee. Allerdings wird das Wasser gar nicht an der Oberfläche gewonnen. Das Trinkwasser aus dem Bodensee wird in einer Tiefe von 60 Metern gewonnen. Dort herrscht jahrein, jahraus eine konstante Temperatur von knapp sechs Grad Celsius und es gibt weniger Schadstoffe als an der Wasseroberfläche.

(SDA)

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