Zu spät gewarnt?Staatsanwalt ermittelt gegen Turnfest-OK
Dass auf dem Areal des Eidgenössischen Turnfestes 84 Menschen verletzt wurden, könnte für die Organisatoren juristische Folgen haben. Die Staatsanwaltschaft Bern hat sich eingeschaltet.
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- lüs
Haben die Verantwortlichen zu spät reagiert, als sich am letzten Donnerstag abzeichnete, dass ein Sturm sich auf den Grossanlass zubewegt? Diesen Vorwurf erheben Meteorologen. 84 Menschen wurden auf dem Festgelände verletzt. «Die Personenschäden hätten weitestgehend vermieden werden können», sagt Felix Blumer von SRF Meteo gegenüber der «Schweiz am Sonntag».
Für ihn grenze die Reaktion der Veranstalter an «Grobfahrlässigkeit». Alle Wetterdienste seien «stinksauer», dass das OK behaupte, die Gewitterzelle sei überraschend gekommen. Bereits um 17.15 Uhr hatte Meteo Schweiz am Donnerstag für die Region Biel eine Unwetterwarnung herausgegeben, um 17.48 Uhr hatte SRF Meteo die maximale Stufe 3 ausgerufen: Es bestehe «Gefahr für Leib und Leben». Doch erst um 18.15 Uhr lösten die Turnfest-Organisatoren Alarm aus und riefen zur Räumung auf.
Berner Justiz klärt, ob Sorgfaltspflicht verletzt wurde
Mittlerweile hat sich auch die Justiz eingeschaltet: «Wir klären ab, wie es sich mit der Vorhersehbarkeit des Sturms und den daraus gezogenen Schlüssen verhalten hat», sagt Christoph Scheurer von der Staatsanwaltschaft Bern gegenüber dem «SonntagsBlick». «Sollte sich ein hinreichender Verdacht ergeben, dass Sorgfaltspflichten verletzt worden sind, würde eine Untersuchung gegen die Verantwortlichen eröffnet», so Staatsanwalt Scheurer.
Organisatoren werten das Turnfest als Erfolg - trotz des Unwetters
Das 75. Eidgenössische Turnfest in Biel ist am Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen. Die zwei Unwetter, die mehr als 80 Verletzte gefordert hatten, konnten den rund 60'000 Athletinnen und Athleten die Freude an der zehntägigen Veranstaltung nicht vergällen, wie das Organisationskomitee am Sonntag mitteilte.
«Das Fest hatte zwei Gesichter», sagte OK-Präsident Hans Stöckli am Sonntag vor den Medien. «Ein unglückliches, katastrophales Gesicht und ein glückliches, fröhliches Gesicht.»
Der ehemalige Bieler Stadtpräsident zeigte sich überzeugt, dass die schmerzlichen Erinnerungen verblassen werden neben den Erfolgen und dem Bild von Tausenden, welche «die Region sportlich eingenommen haben.» «Das schöne Gesicht wird siegen», sagte Stöckli. (sda)