KonfliktStadt Bern als Kulturverhinderin
Aufgrund von Beschwerden werden in der Brasserie Lorraine die bekannten Sommerkonzerte künftig im Inneren stattfinden müssen. Die Hauptstadt hat zunehmend ein Lärmproblem.
- von
- Benjamin Hostettler
Die bekannte Berner Brasserie Lorraine ist nebst dem idyllischen Innenhof auch bekannt für die Sommerkonzerte, die in den Sommermonaten jeden Montag im Lokal stattfinden. Wie der Bund heute schreibt, müssen die Veranstaltungen künftig im Inneren stattfinden.
Grund für die Verschiebung sind Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft. Die Betreiber der Brasserie sind enttäuscht: «So zerfällt das Konzept, im Freien unter den Bäumen und den Lichterketten Musik zu geniessen.» Die Konzerte seien ausserdem im Quartier gut verankert und würden Besucher verschiedenen Alters zusammenführen.
20 Minuten länger als geplant
Auslöser für die Änderung war gemäss Brasserie ein Konzert gewesen, das 20 Minuten länger dauerte als geplant. Laut Norbert Esseiva von der Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern habe man erst wegen der jüngsten Beschwerden Kenntnis von den Sommerkonzerten erhalten.
Dass es für Konzerte solcher Art eine Bewilligung brauche, haben die Betreiber des Lokals nach eigenen Angaben erst aufgrund der jüngsten Ereignisse mit den Behörden erfahren. Ein Bewilligungsgesuch wäre jedoch auch nicht die Lösung gewesen, denn für Veranstaltungen in bestuhlten Aussenräumen erteilt die Orts- und Gewerbebetrieb höchstens einmal jährlich eine Bewilligung, so Esseiva.
«Wir müssen Gesetze anwenden, die andere machen»
Immer wieder sorgen Lärmbeschwerden von Anwohnern in Bern für Aufregung, wie der Bund schreibt. Letzten Donnerstag musste kurz nach 19 Uhr ein Konzert im Rahmen des Parkonia-Festivals im Kocherpark beendet werden. Auch vor der Fussball-WM sorgte eine Weisung der Orts- und Gewerbepolizei für helle Aufregung, die den Beizen verbot, die Spielanalysen mit Ton zu übertragen.
Als Kulturverhinderin möchte die Orts- und Gewerbepolizei nicht gelten. «Wir müssen die Gesetze anwenden, die andere machen», erklärt Esseiva. Er selbst sei einer Lockerung der Bestimmungen nicht abgeneigt.