Dauerrot für Auto- und VelofahrerStadt Bern schafft Corona-Ampeln wieder ab
Dank Daueranmeldung bei den Ampeln erlebten Stadtberner Fussgänger in den letzten Wochen eine grüne Welle. Auto- und Velofahrer hatten weniger Freude. Nun schaltet die Stadt die Anlagen wieder um.
Darum gehts
- Viele Ampeln der Stadt Bern standen die letzten Wochen auf Daueranmeldung. Dies um die Fussgänger vor Viren zu schützen.
- Velo- und Autofahrer nervten sich über das Dauerrot – vor allem in den Randzeiten.
- Nun schaltet die Stadt die Lichtsignalanlagen wieder um.
Fussgänger in der Stadt Bern erfreuten sich jüngst einer grünen Welle: Um ihnen einen virenfreien Gang über die Strasse zu ermöglichen, stellte der Gemeinderat einen Grossteil der Ampeln auf Dauermeldung. Deutlich weniger begeistert von der neuen Regelung waren Velo- und Autofahrer: Was für den Fussverkehr Dauergrün bedeutete, hiess für sie Dauerrot – selbst wenn gar niemand die Strasse überqueren wollte.
In einem offenen Brief Ende Mai forderte Pro Velo Bern den Gemeinderat dazu auf, die Massnahme umgehend rückgängig zu machen. «Es kann nicht sein, dass Bern den Veloverkehr ausgerechnet dann ausbremst, wenn Städte weltweit die Veloinfrastruktur in Rekordzeit ausbauen», schrieb der Verein.
Am Dienstagmorgen nun leuchtete der rote Knopf bei der Bollwerk-Ampel nicht mehr dauerhaft. Tatsächlich werden die Lichtsignal-Anlagen seit Anfang dieser Woche wieder in ihren früheren Zustand versetzt, wie die städtische Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün auf Anfrage bestätigt. Das nehme einige Tage in Anspruch. «Am 15. Juni werden sämtliche Ampeln wieder umgeschaltet sein», so Verkehrsplaner Karl Vogel.
«Daueranmeldung passt nicht mehr ins Gesamtkonzept»
Hat man sich also dem Druck von Velo- und Autoverbänden gebeugt? Vogel winkt ab. «Die Ansteckungszahlen sind glücklicherweise tief, so dass auch wir gewisse Massnahmen wieder lockern oder zurücknehmen können», sagt er. Und die Stadt habe ja beispielsweise auch Stühle bereitgestellt, die von mehreren Leuten angefasst würden. «Da passt die Daueranmeldung bei den Ampeln einfach nicht mehr ins Gesamtkonzept», sagt Vogel.
Sämtliche Lichtsignalanlagen der Stadt würden nun sukzessive auf ihre jeweils ideale Betriebsform hin überprüft. «Bei gewissen Anlagen wollen wir die Daueranmeldung während der Hauptverkehrszeiten beibehalten», kündigt Vogel an. Zudem werde erprobt, welche zusätzlichen Ampeln zu Randzeiten künftig als Bedarfsanlagen mittels orangem Blinklicht betrieben werden können. «Optimalerweise läuft eine Anlage nur zu den Hauptverkehrszeiten, während sie in den Nebenverkehrszeiten auf Blinken steht», sagt Vogel.