Besetzter Rebberg Stadt lässt illegale Reben am Zürichberg stehen
Die Bewohner in Fluntern wollen seit Jahren einen Rebberg. Weil dies die Stadt auf ihrem Grundstück nicht bewilligt, haben sie es am Sonntag illegal bepflanzt. Die Stadt lässt sie gewähren.
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«Was die Besetzer vom Kochareal können, können wir schon lange», sagt Hans Diehl, Mitglied des Quartiervereins Fluntern. Am Sonntagmorgen haben er und andere Bewohner deshalb die Magerwiese auf dem Fluntener Kirchhügel besetzt.
Hausen werden sie darauf aber nicht. Dafür aber zehn Rebstöcke, die sie dort eingepflanzt haben – 150 Quartierbewohner seien bei der illegalen Aktion anwesend gewesen. «Wir möchten dagegen ein Zeichen setzen, dass wir seit Jahren vertröstet werden», so Diehl.
Jahrelanger Streit um den Rebberg
Tatsächlich wollen der Quartierverein und viele andere Bewohner auf der Wiese, die der Stadt gehört, einen Biorebberg mit 2000 Pflanzen errichten. 2013 bekamen sie dafür die Bewilligung. Doch wegen eines Rekurses eines Anwohners zog die Stadt diese wieder zurück.
Die Rebberg-Befürworter zogen dagegen vor Gericht – ihre Beschwerde ist noch immer hängig. Ebenfalls muss sich der Gemeinderat demnächst mit einer Initiative beschäftigen, die fordert, dass der Stadtrat doch noch die Bewilligung erteilt. Der Stadtrat empfiehlt diese zur Ablehnung.
«Wir sind gespannt, wie die Behörden reagieren»
«Wir haben das Gefühl, dass die Stadt mit allen Kniffs dagegen kämpft und uns so zermürben will», so Diehl. Dabei möchte man doch nur etwas fürs Quartierleben tun: «Viele Bewohner würden die Reben freiwillig pflegen.»
Er hofft, dass nun die Bewohner wenigsten den zehn illegalen Rebstöcken beim Wachsen zuschauen können: «Auch sonst sind wir sehr gespannt, wie die Behörden reagieren und wie lange sie diese stehen lassen.» Bei sonstigen Besetzungen beeile man sich auch nicht mit der Räumung.
Stadt lässt Rebstöcke bis auf weiteres stehen
Tatsächlich lässt die Stadt die Rebstöcke bis auf weiteres stehen – möglicherweise den ganzen Winter, wie Pio Sulzer, Sprecher des Tiefbaudepartements, in Aussicht stellt: «Während der Kälte richten sie sicher keinen Schaden an.»
Um den Mini-Rebberg kümmerten sich die Initianten. Was im nächsten Frühling daraus wird, ist laut Sulzer noch unklar: «Bis dahin werden wir ein Gerichtsurteil und einen Gemeinderatsbeschluss haben.» Zudem fänden in den nächsten Monaten weitere Gespräche mit statt.