Spezielle Rettungsaktion: Stadt will imposante 100 Jahre junge Linde retten

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Spezielle RettungsaktionStadt will imposante 100 Jahre junge Linde retten

Die mehr als 100 Jahre alte Linde am Schweizerhofquai in der Stadt Luzern ist in einem schlechten Zustand. Weil sie ein stadtbildprägender Baum mit grossem Nutzen für Mensch und Umwelt sei, versucht die Stadtgärtnerei, sie zu erhalten. Ein neues, in der Stadt Luzern noch nie verwendetes Verfahren kommt zum Einsatz.

Cheyenne Wyss
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Cheyenne Wyss
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Am Donnerstag haben die Rettungsarbeiten an der über 100-jährigen Linde in der Stadt Luzern begonnen. 

Am Donnerstag haben die Rettungsarbeiten an der über 100-jährigen Linde in der Stadt Luzern begonnen.

Stadt Luzern
Die Arbeiten werden noch bis Ende Mai andauern. Zudem sind weitere Massnahmen während der nächsten vier Jahre geplant. 

Die Arbeiten werden noch bis Ende Mai andauern. Zudem sind weitere Massnahmen während der nächsten vier Jahre geplant.

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Bei den Bauarbeiten an Werkleitungen im Wurzelbereich der Linde vor zehn Jahren seien auch Wurzeln der Linde beschädigt worden.

Bei den Bauarbeiten an Werkleitungen im Wurzelbereich der Linde vor zehn Jahren seien auch Wurzeln der Linde beschädigt worden.

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Darum gehts

  • Die mehr als 100-jährige Linde am Schweizerhofquai in der Stadt Luzern droht einzugehen.

  • Aufgrund ihres Nutzens für Mensch und Umwelt versucht die Stadtgärtnerei den 20 Meter hohen Baum wieder aufblühen zu lassen.

  • Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden.

Etwa auf Höhe des Schiffrestaurants «Wilhelm Tell» am Schweizerhofquai in der Stadt Luzern steht eine über 100 Jahre alte Linde. Sie ist aber in einem schlechten Zustand, teilt die Stadtgärtnerei Luzern am Donnerstag mit. Die Linde zu fällen und zu ersetzen sei für die Stadtgärtnerei aktuell aber kein Thema. «Grosse ausgewachsene Bäume erbringen einen enormen Nutzen für die Umwelt und die Bevölkerung», so die Stadtgärtnerei. Bäume wie die Linde würden nämlich wertvolle «Ökosystemleistungen» liefern. Sie «produzieren Sauerstoff, binden Kohlendioxid, halten Feinstaub fest, liefern viel Schatten, fangen Regenwasser auf und verdunsten es wieder». Bei einem neu gepflanzten Baum seien die selben Leistungen erst in rund 50 Jahren denkbar. Dabei habe die 100-jährige Linde noch ihr ganzes Leben vor sich. Denn Linden würden durchaus bis zu 1000 Jahre alt werden.

Bei Bauarbeiten an Werkleitungen im Wurzelbereich der Linde vor zehn Jahren seien Wurzeln der Linde beschädigt worden. Zudem seien grosse Teile des damals noch offenen, für Bäume gut geeigneten Bodens entfernt und über den Wurzeln ein Kies- und Mergelplatz erstellt worden. Damit habe man den Standort des Baumes und dessen Erscheinung betonen wollen. «Nun stellen sich diese Eingriffe für den Baum als nachteilig heraus», schreibt die Stadtgärtnerei in ihrer Mitteilung weiter. Denn «Bäume brauchen genügend offenen Boden, damit Luft und Wasser zu den Wurzeln gelangen können» und «erst dadurch ist es dem Baum möglich, seine Krone mit Nährstoffen zu versorgen».

«Zu wenig Erde, Bodenluft und Regenwasser»

«Aktuell hat die Linde zu wenig Erde, Bodenluft und Regenwasser. Deshalb weist sie von Jahr zu Jahr markant weniger Blätter auf», schreibt die Stadtgärtnerei weiter. Zudem mache ihr ein Pilzbefall in der Baumkrone zu schaffen. Nun soll eine neue Technik, die sich «Radical Trenching» nennt, die Linde retten. In einem ersten Schritt werde der Boden rund um den Stamm aufgelockert und eine dünne Schicht Kompost aufgelegt und eingearbeitet. Anschliessend würden Gräben, die vom Baumstamm wegführen, rundherum, also radial, ausgehoben. In diesen mit Baumsubstrat gefüllten Gräben sollen sich neue Baumwurzeln ideal entwickeln können. Der ganze Bereich um den Stamm werde abschliessend mit einer etwa zehn Zentimeter dicken Schicht aus Holzschnitzeln überdeckt.

Die Stadgärtnerei verwende zudem nun für die Erhebung der Ökosystemleistungen ein Programm namens «i Tree» des United States Department of Agriculture. Seit dem Sommer werde das Programm genutzt und nun auch gezielt für den Erhalt der alten Linde eingesetzt. «Mit dieser wissenschaftlich anerkannten Methode können die erwähnten Ökosystemleistungen von Stadtbäumen zuverlässig bewertet werden», führt die Stadtgärtnerei weiter aus. Die Ergebnisse der Linde über vier Versuchsjahre hinweg, könnten vor Ort auf Plakaten sowie auf der Website der Stadt mitverfolgt werden. Die Arbeiten, die am Donnerstag begonnen haben, werden noch bis Ende Mai andauern. Zudem sind weitere Massnahmen während vier Jahren geplant. Insgesamt rechnet man mit Kosten von rund 15’000 Franken.

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