Schweizer Konjunktur : Starker Franken bremst Wirtschaft aus

Aktualisiert

Schweizer Konjunktur Starker Franken bremst Wirtschaft aus

Die Währungsstärke lähmt zunehmend die Schweizer Konjunktur: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) korrigiert seine BIP-Prognose für das nächste Jahr.

Wegen des anhaltend hohen Kurses der Schweizer Währung hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) die Konjunkturprognose für nächstes Jahr gesenkt. Die Arbeitslosigkeit dürfte wieder leicht steigen.

Der Aufschwung werde «vorübergehend ins Stottern geraten», schrieb das SECO in der Mitteilung vom Dienstag. Die Bundesökonomen senkten ihre letzte Prognose vom März deutlich: Nun rechnen sie im kommenden Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,5 Prozent - statt 1,9 Prozent.

Diese Einschätzung ist pessimistischer als andere aktuelle Prognosen: Von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF befragte Ökonomen erwarten 2012 ein Wachstum von 1,9 Prozent, das Institut BAK Basel veranschlagt einen Zuwachs von 1,8 Prozent.

Das SECO senkte seine Prognose wegen des starken Frankens, dessen hoher Kurs immer mehr zur Belastung für Schweizer Exporteure wird. Schweizer Unternehmen gerieten im Ausland zunehmend unter Druck und müssten ihre Preise in Franken senken, um konkurrenzfähig zu bleiben, schrieb das SECO. Dies habe tiefere Margen zur Folge.

Am Pfingstmontag erreichte der Franken gegenüber dem Euro ein Rekordhoch von 1.2004 Franken - gegenüber dem Dollar notierte die Schweizer Währung am Dienstag bei 0.8379 Fr. und damit ebenfalls nahe am historischen Höchststand.

Linderung ist laut SECO kurzfristig nicht in Sicht: Eine baldige Abschwächung des Frankens sei «eher unwahrscheinlich». Falls sich der Franken weiter aufwerte, werde das Wachstum ernsthaft gefährdet, warnt das Staatssekretariat.

Unveränderte Prognose für 2011

Die schwächere Konjunktur hat unerfreuliche Konsequenzen für den Arbeitsmarkt: Nach einem Rückgang auf 3,1 Prozent in diesem Jahr (2010: 3,9 Prozent) dürfte die Arbeitslosenquote im nächsten Jahr wieder auf 3,3 Prozent steigen.

Positiv wirkt sich der starke Franken hingegen auf die Teuerung aus: Die Inflationsrate dürfte laut SECO im laufenden und kommenden Jahr unter 1 Prozent verharren. Experten rechnen wegen der tiefen Inflation und des starken Frankens auch nicht mit einer baldigen Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Im Moment entwickle sich die Wirtschaft immer noch solide, betonte das SECO: Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr liessen die Ökonomen unverändert bei 2,1 Prozent (2010: 2,6 Prozent). Stützen für die Konjunktur seien der rege Wohnungsbau und der robuste Privatkonsum.

Im ersten Quartal 2011 wuchs das Schweizer BIP um 0,3 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2010, wie das Staatssekretariat Ende Mai bekannt gegeben hatte. Im Jahresvergleich betrug der Zuwachs 2,4 Prozent. (sda)

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